Die Kleinen hängt man…

Ich war diese Woche zum ersten Mal seit langem wieder vor Gericht. Das letzte Mal ist schon ein Weilchen her und mir noch in ziemlich schlechter Erinnerung.

Da hatte mich doch tatsächlich ein alter Zechkumpan nur deshalb vor den Kadi gezerrt, weil ich ihm zuvor leicht eins auf die Nase gegeben habe. 500 Mark Schmerzensgeld hat mich der Spaß damals gekostet, weshalb ich die Justiz seitdem lieber meide. Aber am Montag musste ich einfach hin - zum Vorwitzen. Da ging nämlich der Prozess gegen Hans-Joachim Doerfert los. Das ist der Mann, der früher in Trier ziemlich beliebt war, bis ihm die Justiz übel mitspielte. Das verbindet uns beide. Im Gegensatz zu mir war der Herr Doerfert dann ein paar Jahre weg aus Trier, bevor es ihn in seine alte Heimat zurückzog. Und was passiert?! Kaum lässt er sich nach einem Heimspiel seiner Eintracht mal wieder im VIP-Zelt sehen oder schaut beim CDU-Neujahrsempfang in der Arena vorbei, holt ihn die Justiz schon wieder kiel. Das ist mindestens so ungerecht wie meine damalige Verurteilung. Aber beim Prozessauftakt hat Doerfert es den Leuten von der Staatsanwaltschaft mal richtig gegeben. "Die Kleinen hängt man, und die Großen lässt man laufen", hat er denen ins Gesicht gesagt und hinzugefügt: "Ich war immer schon ein Kleiner und hatte auch früher zwei über mir." Worauf der Herr Richter ergänzte: "Den Bischof und den lieben Gott?!" "Genau", meinte daraufhin Doerfert in der ihm wie mir eigenen Bescheidenheit. Am Montag geht's weiter, und dann sitzt auch der Viez-Jupp im Trierer Amtsgericht wieder in der ersten Reihe.

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