Die Krone der Weinkönigin bleibt im Karton

Klüsserath · "Ein Weinort ohne Weinfest ist wie ein Topf ohne Deckel", meinte vor ihrem Amtsantritt die Weinkönigin Anja II. (Hofmann) und belebte ab 2009 für zwei Jahre das Klüsserather Weinfest wieder. Nun wird es 2013 erneut kein Weinfest im Ort geben.

Klüsserath. Der rund 1200 Einwohner zählende Ort ist über seine Grenzen hinaus bekannt. Gab es doch jedes Jahr Ende August ein Weinfest, bei dem der Klüsserather Wein mit seinem einzigartigen Geschmack angeboten wurde. Jetzt musste Ortsbürgermeister Norbert Friedrich für dieses Jahr das Fest absagen. Friedrich nennt die Gründe: "Vor 20 Jahren waren die Bedingungen im Ort noch anders. Es gibt jetzt weniger Winzer, weniger Helfer, also Mehrarbeit für die Beteiligten und andere neue Konzepte der Vermarktung und somit auch mehr Risiko. Die Unkosten für Zelt, Bühne, Technik, Baugenehmigung, GEMA, Versicherung, Hygieneauflagen und Musikgruppen stiegen enorm an."
Dies könne sich eine kleine Gemeinde nicht dauerhaft leisten. Es sei auch nicht die Aufgabe des Ortsbürgermeisters, das Weinfest zu organisieren. Hier seien die Vereine gefragt und fünf Winzer sind notwendig, damit es ein richtiges Weinfest wird. Die Gemeinde unterstütze die Veranstaltung mit einen Zuschuss von 1500 Euro. Drei Aufrufe im Amtsblatt brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, denn nur drei Winzer waren interessiert. Die Weinkönigin von 1997 bis 1999, Anita I. (Scholer-Kortink), bedauert sehr den Ausfall des Festes: "Schade, dass keine jungen Frauen nachkommen, die die Krone mit Ehrfurcht übernehmen. Mich hat meine Zeit als Ortsweinkönigin erwachsen gemacht. Ich habe zum Beispiel gelernt, vor Leuten zu stehen und zu reden."
Somit bliebe in diesem Jahr die Krone wieder im Karton. Feste seien wichtig. Hier könne man Freundschaften schließen oder auch Unstimmigkeiten bei einem Glas Wein ausräumen. Mit einem Lächeln erzählt Scholer-Kortink weiter: "So habe ich meinen Mann vor 18 Jahren beim Internationalen Trachtentreffen kennengelernt."
Der Winzer Heinz Regnery hat Verständnis für die Ursachen des Nichtzustandekommens eines Weinfestes. Es sei viel Arbeit damit verbunden, die neben der Arbeit im Weinberg zu leisten wäre. Die Winzer seien teilweise schon älter und hätten keine Zeit oder keine Lust mitzumachen.
"Schade, ein Weinfest zieht neue Leute an und alle, die mit dem Tourismus zu tun haben, würden davon profitieren", meinte Regnery. Einen weiteren Grund sieht der Ortsbürgermeister auch darin, dass im Umkreis viele Weinfeste sind und die Besucher das Geld ja nur einmal ausgeben könnten.
Weil aber ein Weinort ohne Weinfest wie ein Topf ohne Deckel ist, hoffen die Klüsserather, dass sich im nächsten Jahr wieder ein passender Deckel findet. pitz

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