"Die Kuh muss erst gefüttert werden, bevor sie Milch gibt"

Aach/Schweich/Konz · Über Chancen und Grenzen sozialraumorientierter Kinder- und Jugendhilfe hat das "Forum Jugendhilfe Region Trier" bei einer Fachtagung im Haus auf dem Wehrborn in Aach diskutiert. Bis Jahresende läuft das Modellprojekt in Konz, Schweich und Trier-Land.

 Wie gut ein sicheres Netz verschiedener Träger halten kann, dass erfahren Teilnehmer der Fachtagung zu Jugendhilfe am eigenen Leib. Foto: privat

Wie gut ein sicheres Netz verschiedener Träger halten kann, dass erfahren Teilnehmer der Fachtagung zu Jugendhilfe am eigenen Leib. Foto: privat

Aach/Schweich/Konz. Im Kreis Trier-Saarburg wird die Jugendhilfe umstrukturiert: In Sozialraum- und Familienzentren sollen Kinder, Jugendliche und deren Familien besser erreicht werden (der TV berichtete).
Über bisherige Erfahrungen und Ziele diskutierten 100 Repräsentanten der Jugendhilfe auf einer Fachtagung des Forums Jugendhilfe Region Trier im Haus auf dem Wehrborn bei Aach.
Obwohl die Zahl der Kinder und Jugendlichen zurückginge, seien nach den Erfahrungen der Jugendämter immer mehr junge Menschen und ihre Familien auf Hilfe und Unterstützung angewiesen, erklärte Annette Hoff, pädagogische Referentin der Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral Trier und Geschäftsführerin des Forums Jugendhilfe. Der Kostendruck auf die Kommunen werde so verschärft.
Keine Ersparniss aber Mehrwert


Referent Christian Schrapper vom Institut für Pädagogik an der Universität Koblenz/Landau fasste das Konzept und seine Herausforderungen zusammen: "Die Kuh muss erst gefüttert werden, bevor sie Milch gibt", sagte er.
"Mit Sozialraumorientierter Kinder- und Jugendhilfe spart man kein Geld, erreicht aber mehr." Beim Personalschlüssel gelte es zu berücksichtigen, dass 70 Prozent aller Zeit in Fallarbeit zu investieren sei, 30 Prozent in die Sozialraumarbeit. Der Sozialpädagoge sah in der Sozialraumorientierung den Versuch, "das zu bündeln, was Menschen an öffentlicher Unterstützung zur Verfügung stehen sollte, um ihr Leben zu leben."
Es bedürfe eines "Netzwerkers", der die unterschiedlichen Angebote der Träger koordiniere, ist sich Schrapper sicher. Verbindliche Vereinbarungen könnten die Zusammenarbeit optimieren. Hilfen müssten möglichst früh und niedrigschwellig angeboten werden und dürften nicht an den Grenzen von Hilfen zur Erziehung (HZE) haltmachen. Auch forderte Schrapper einen veränderten Blick der Pädagogen auf Kinder- und Familienarbeit: "Wir müssen herausfinden, nicht, wer stört, sondern, was stört."
Bis Ende des Jahres wird das seit Sommer 2011 laufende Konzept in zwei Modellsozialräumen erprobt: in Konz und Schweich/Trier-Land. Dem Ziel, gemeinsam mit allen Akteuren, Faktoren zur endgültigen Umsetzung im gesamten Kreis Trier-Saarburg zusammenzufassen, sei man in der Fachtagung ein Stück näher gekommen, sagte Landrat Günther Schartz.
Organisatorin Annette Hoff freute sich abschließend über eine "rundum gelungene Veranstaltung mit vielen Impulsen", die aber eines klargemacht habe: "Wir können das System nicht von jetzt auf gleich umbrechen." So trage mittlerweile die Entwicklung des ideengebenden Modells im saarländischen Neunkirchen erst nach zehn Jahren Arbeit und Erfahrung, "erste Früchte". red
Weitere Informationen gibt Annette Hoff, Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral Trier, unter der Telefonnummer 0651/9947594-0 oder als Anfrage per E-Mail an die Adresse annette.hoff@bistum-trier.de

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