Freizeit Im Schammatdorf entsteht eine Stadt

Trier · Die Kunstbaustelle Tufatopolis ist nach Trier-Süd gezogen. Seit Beginn der Sommerferien arbeiten Kinder und Jugendliche wieder gemeinsam an der Erschaffung einer eigenen Welt.

 Benedikt, Nils, Tilman und Adrian (alle 12 Jahre, von links nach rechts) bauen an ihrer Hütte, die mal ein Schloss werden soll.

Benedikt, Nils, Tilman und Adrian (alle 12 Jahre, von links nach rechts) bauen an ihrer Hütte, die mal ein Schloss werden soll.

Foto: Niels Heudtlaß

Wer sich dieser Tage dem Schammatdorf in Trier-Süd nähert, kann schon von Weitem den Klang von Hämmern und Sägen hören. Auf dem neuen Gelände der Tufatopolis an der Straße Im Schammat herrscht geschäftiges Treiben. Zehn junge Handwerker laufen hin und her, klettern auf das Gerüst ihres Häuschens, schlagen Nägel ein oder sägen Holz zurecht.

Max (14) hat mit Hilfe einer Feldhacke den Kampf gegen die Natur, in Form der auf dem Boden wuchernden Brombeersträucher, aufgenommen. „Ich überlege mir jeden Abend im Bett schon, was ich am nächsten Tag machen kann. Da mein Fahrrad an den ersten Tagen, wegen der Brombeer-Dornen, einen Platten hatte, will ich einen Fahrradweg bauen. Laas hatte die gleiche Idee und so habe ich direkt damit angefangen“, beschreibt er seinen kreativen Prozess.

Laas ist Laas Koehler, seines Zeichens Konzeptkünstler und Betreuer der Tufatopolis. Ihm ginge es bei seiner Arbeit und dem Konzept Tufatopolis vor allem um das Schaffen von Räumen für Begegnung und soziale Verknüpfungen. Deswegen gebe er den Kindern und Jugendlichen keine Vorgaben. Sie sollten normenfrei auf eigene Initiative und ganz ohne Leistungsdruck ihre Ideen erarbeiten und diese umsetzen. Nur so könnten sie sich am Ende auch als Teil von einem Ganzen erfahren, sagt Koehler. Seine Aufgabe sei es, für die Sicherheit zu sorgen und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Die kreative Freiheit ist den Werken der Kinder und Jugendlichen anzusehen und an diesem Tag haben sich wieder mehrere Kleingruppen von jungen Bauarbeitern zusammengefunden, um einträchtig an ihren Projekten zu arbeiten. Folgt man dem über dem Gelände liegenden Holzstaub zu seiner Quelle trifft man auf Samuel (11) und Johannes (15), die gerade Holzbalken zusägen, um daraus einen Türrahmen für ihr Haus zu bauen. Die Freude an der handwerklichen Arbeit steht den beiden ins Gesicht geschrieben. Johannes ist wie viele seiner Kollegen ein alter Hase im Baugeschäft und hat schon bei der alten Kunstbaustelle hinter der Tufa Trier mitgewirkt. Für ihn sei es besonders schön, dass man hier ganz von neuem anfangen könne etwas völlig Eigenes zu schaffen, beschreibt er die Vorteile des neuen Geländes.

Auch ihre Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite sind eifrig bei der Sache. Sie wollten sich um die Wasserversorgung auf der Kunstbaustelle kümmern, indem sie mit Planen und Rinnen Regenwasser sammelten, ruft Valentin (10) über den Lärm eines Akkuschraubers hinweg.

Eine wichtige Aufgabe vor allem in Corona-Zeiten, da die Tufatopolis nicht über Strom oder Wasserversorgung verfügt. Eine kleine Reisetoilette sowie ein Wasserkanister und ein Waschbecken mit Desinfektionsmittel wurden zwar vor Beginn der Sommerferien vom Betreuungsteam um Koehler angebracht, doch müssen diese regelmäßig mit Wasser nachgefüllt werden. Auch wenn es zu Beginn Sorgen gab, dass die Baustelle aufgrund der Pandemie nicht pünktlich zu den Sommerferien öffnen könnte, hatte Corona am Ende für das Konzept auch positive Effekte, sagt Koehler. Denn Aufgrund der Regelungen könne man nur zehn statt wie sonst 30 Kinder auf der Baustelle zulassen. Dadurch würden weniger Erwachsene benötigt, was den Kindern wiederum mehr Freiraum ermögliche. Eine Änderung, die man auch nach Corona beibehalten wolle.

Über diesen Freiraum freuen sich auch Adrian, Tilman, Nils und Benedikt, (alle 12 Jahre alt), die in der hinteren rechten Ecke des Geländes das bis jetzt größte Gebäude ihr eigen nennen.

 Umgezogen! Am ehemaligen Standort von Tufatopolis wird der Neubau für das Theater und die Tuchfabrik entstehen.

Umgezogen! Am ehemaligen Standort von Tufatopolis wird der Neubau für das Theater und die Tuchfabrik entstehen.

Foto: Rainer Neubert

Über die Frage, wie sie sich ihr Gebäude vorstellen, wenn es denn mal fertig sei, können die vier nur lachen. Es komme immer was dazu und die Arbeit höre nie auf, sagen sie fast mit einer Stimme. Ein Anbau passe immer irgendwohin und einen Aussichtsturm wollen sie auch noch errichten. Und wenn man sich ihr Gebäude so anschaut, das nach vier Tagen schon über eine Treppe zum zweiten Stock verfügt, scheint ihr Traum vom eigenen Schloss auch gar nicht mehr so fern.

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