Die Last ablegen können

TRIER. Die Diagnose Krebs stürzt Betroffene und ihre Angehörigen meist in einen Schock-ähnlichen Zustand. Welche Hilfe dabei die Krebsberatungsstelle Trier geben kann, beschreiben zwei Frauen, die ihre Erfahrungsgeschichte erzählen.

Innerhalb von drei Wochen Vater und Mutter verloren, beide hatten Lungenkrebs. Wenn Martina Morena (Name geändert) über ihren persönlichen Schicksalsschlag berichtet, fließen die Tränen. Die Trierer Studentin, deren Eltern im Ausland lebten und dort behandelt wurden, rang verzweifelt nach Mitteilung der schlimmen Diagnosen um fachliche Informationen. "Ich habe sofort an die Krebsgesellschaft in Trier gedacht, ich hoffte auf professionelle Hilfe." Zusammenarbeit mit Stiftungen

Zunächst habe sie sich nicht getraut, spontan in der Beratungsstelle in der Brotstraße 53 zu klingeln. Sie ging aus Angst, die Fassung zu verlieren, die drei Stockwerke wieder hinunter. Der zweite Anlauf folgte - seitdem ist Morena wöchentlich zu Besuch in der Beratungsstelle. In den ersten Gesprächen suchte und fand sie Informationen über das bösartige Karzinom. Und erfuhr weitere Hilfsangebote. "Es gibt verschiedene Stiftungen, mit denen wir zusammenarbeiten, und über die finanzielle Hilfen möglich sind", fügt Sabine Wolf, Leiterin der Beratungsstelle hinzu. Dringend notwendiges Geld für Besuchsreisen oder für die Therapie konnte damit beschafft werden. Dazu gab es neben dem Gefühl, "dass immer jemand da ist", ganz praktische Unterstützungen: die Kontaktaufnahme mit den behandelnden Ärzten, Bücher und Broschüren. Die Teilnahme an Gruppengesprächen kam für Morena nicht in Frage. Im Vordergrund stand für sie die Vermittlung von medizinischen Kenntnissen über die heimtückische Krankheit. Auch nach dem Tod von Morenas Eltern bleibt die Krebsberatungsstelle Anlaufpunkt für die Studentin. Sie fühlt sich in ihrer Trauer vom Freundeskreis zunächst alleine gelassen und hat Angst, depressiv zu werden. Auch hier helfen ihr die Beraterinnen weiter, erklären ihrem Mann, was in ihr vorgeht. "Wenn ich hier rausgehe, ist das, als hätte ich eine Tasche mit der Last hier gelassen. Ich bin wieder offen für andere Dinge", sagt Morena. Auch Ursula Berg (Name geändert) geht regelmäßig zu der Krebsberatungsstelle - mittlerweile in ein Gruppengespräch. Die Nachricht von der Krebserkrankung ihrer Mutter "kam aus heiterem Himmel". Die Krebsberatungsstelle half Berg, sich für Arztgespräche vorzubereiten, an der sie zur emotionalen Stärkung und zum besseren Verständnis gemeinsam mit ihrer Mutter teilnahm. "Geht es um Heilung oder Linderung?", war eine der Fragen, die sie konkret stellen sollte. Auch bei Fragen im Umgang mit ihrer Mutter gab die Beratungsstelle Tipps: Wie soll sich der Angehörige im Einzelfall verhalten, wenn sich der Patient gegen notwendige Therapien wehrt? "Ich fühle mich hier sehr aufgehoben", sagt die 52-Jährige. Erfahrungsaustausch über Medikamente, Therapien und alternative Möglichkeiten schätzt sie genauso wie Informationen über bestimmte Verhaltensweisen oder Ernährungsgewohnheiten von Krebspatienten. Die Beratungsangebote sind kostenfrei, die Beraterinnen unterliegen der Schweigepflicht. Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz, 0651/40551; www.krebsgesellschaft-rlp.de.

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