"Die Menschen dürfen nicht auf der Strecke bleiben"

Nach sechs Jahren in Schweich verlässt Pastor Edwin Prim (55) am morgigen Sonntag aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens die Pfarrgemeinde St. Martin. Hintergrund ist der sich dramatisch wandelnde Aufgabenbereich für den Schweicher Pfarrer, der künftig Seelsorger wie Manager und Verwaltungsbeamter sein wird.

Schweich. Seit dem 1. September gehört Schweich durch die Bistumsreform zum neuen und größten Pfarreienverbund mit Föhren, Kenn, Longuich, Riol, Fell und Bekond mit insgesamt über 16000 Katholiken. Edwin Prim übernimmt eine der kleinsten Pfarrgemeinschaften im Bistum: Zemmer, Schleidweiler, Rodt und Orenhofen mit über 4000 Katholiken. TV-Mitarbeiterin Sandra Blass-Naisar hat mit Edwin Prim über seinen Wechsel gesprochen.

Herr Pastor, Sie verlassen Schweich nicht freiwillig, sehen sich durch das Zusammenlegen von sieben Pfarreien zu einer Gemeinschaft gesundheitlich nicht mehr in der Lage, den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden. Wie beurteilen Sie die Zukunft der Kirche im Bistum durch die Strukturreform?
Edwin Prim: Eine Reform der Strukturen ist notwendig, um den geänderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden. Das ist sicherlich kein leichter Weg. In der 2000-jährigen Geschichte unserer Kirche haben wir schon größere Herausforderungen gemeistert und dürfen auf Gottes Beistand vertrauen. Meine Befürchtungen sind, dass die Menschen bei den großen Einheiten auf der Strecke bleiben und die Anonymität zunimmt.

Wie werden Sie sich an ihre sechs Jahre in St. Martin erinnern?
Prim: Ich bin dankbar für die sechs Jahre, in denen ich hier in Schweich meinen Dienst verrichten durfte. Ich denke hier zu Beginn meiner Zeit an den Weltjugendtag 2005 und an die wiederbelebten Pfarrfeste an Fronleichnam. Es war eine gute Mannschaft, mit denen viele gemeinsame Arbeiten verrichtet wurden. Dankbar bin ich für viele Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden sind, die ich auch weiter pflegen werde.

Was lag Ihnen besonders am Herzen und was ist Ihnen in dieser Pfarrei besonders gut gelungen?
Prim: Am Herzen lagen mir Kinder, die alten, kranken und gebrechlichen Menschen und Menschen in besonderen Notsituationen.
Ich konnte erleben, wie aus einer Notsituation, dem Umbau des Kindergartens, etwas Neues und Schönes erwachsen ist: Beim gemeinsamen Mittagessen im Altenheim haben uns die Kinder einen unbeschwerten und ganz einfachen Weg des Zusammenlebens von Jung und Alt gezeigt. Ich glaube von mir sagen zu dürfen, dass ich Menschen zusammenführen konnte, dass ich mit Menschen Freude und Leid teilen konnte und dass ich unter und mit den Menschen gelebt habe und diese Begegnungen gaben mir Mut und Kraft.

Was werden Sie am meisten vermissen?
Prim: Zunächst werde ich die gut besuchten und gestalteten Gottesdienste, aber auch den Donnerstagabend-Gottesdienst in der Kapelle St. Georg in Issel vermissen. Die Atmosphäre der Stadt, kurze Wege, offene Türen und noch wichtiger sind die offenen Herzen. Wer mich kennt, weiß, ich bin gerne mit Menschen zusammen.

Was raten und wünschen Sie Ihrem Nachfolger, Pastor Dr. Ralph Hildesheim?
Prim: Ich wünsche meinen Nachfolger, dass er gute Menschen antrifft, eine gute Mannschaft, die mit ihm gemeinsam die Arbeit im Weinberg des Herrn unterstützt, die mit ihm am Reich Gottes baut. Ich wünsche ihm, dass er trotz der großen Belastung Zeit für die Menschen und die Seelsorge findet.

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