Ein Mann um die 40 kramte in einem Müllkorb. Seine "Beute" - Pfandflaschen - verstaute er in einer bereits stattlich gefüllten Plastiktüte. Zwei Straßen weiter ein ähnliches Bild: Diesmal war es eine etwa 50 Jahre alte Frau mit allerdings größerem Verwertungsspektrum und professionellerem Vorgehen. Mit Handschuhen und im Licht einer Taschenlampe durchforstete sie Abfalleimer auch nach Blech dosen und Papier und deponierte alles fein säuberlich getrennt in dem Handkarren, den sie hinter sich her zog. Weil ich meinen Zug nicht verpassen wollte, verzichtete ich darauf, sie anzusprechen. Was mich im Nachhinein wurmte, bis ich vergangene Woche das zweite Aha-Erlebnis hatte. Da erspähte ich am helllichten Tag mitten in der Fußgängerzone einen Mann, der einen Abfallbehälter nach Verwertbarem durchsuchte und - ich traute meinen Augen nicht - sich als ein Ex-Schulkamerad entpuppte. Ja, klärte er mich auf, die "Wühlerei" habe ihn anfangs große Überwindung gekostet, aber inzwischen sei es ihm egal, wenn "wohlhabende Gören" nase rümpfend mit den Finger auf ihn zeigen. Job weg, Mutter Pflegefall - "Also nutze ich solche Gelegenheiten, die Kasse ein wenig aufzubessern." Glücklicherweise gehe es vielen Menschen ja so gut, dass sie leere Pfandflaschen nicht ins Geschäft zurückbringen, sondern sich ihrer einfach auf die "Ex und hopp"-Tour entledigen. Und dann trage er gewissermaßen zur Entlastung der Stadtreinigung bei. So wie es "mindestens zwei Dutzend Leute" tun, die er kenne. "Und es werden immer mehr." Er grinste fröhlich und bat mich, ihn nicht mit Namen im TV zu outen. Und ich ärgere mich seither noch mehr über die Menschen, die nach Anbruch der Dunkelheit saufend durch die Gegend ziehen und Pullen an Wänden oder auf der Straße zerschmettern.