Die Münchhausens von Trier

Trier · Neues Stadtführungs-Angebot - aber etwas anders als üblich. Die Teilnehmer der "Der Wahrheit auf der Spur"-Tour sollen herausfinden, ob ihnen Tatsachen berichtet oder dicke Bären aufzubinden versucht werden. Das kommt bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen gut an.

Trier. Die Hindenburgstraße hieß ursprünglich Humboldtstraße und wurde auf Anwohnerantrag umbenannt. - Die heute einzigartige Porta Nigra gab es zur Römerzeit in gleich vierfacher Ausführung, die anderen drei Torburgen der Stadtmauer wurden im Mittelalter abgerissen.
Wahr oder nicht wahr? Das ist hier die (Kern-)Frage.
Normalerweise werden auf einer Trier-Führung Fakten serviert. Etwas anders verhält es sich mit der neuen "Der Wahrheit auf der Spur"-Tour. Da müssen die Teilnehmer herausfinden, ob ihnen ihr Gästebegleiter nicht gerade einen dicken Bären aufzubinden versucht.
Fakten und Fiktionen


Das Ganze ist zugegebenermaßen keine urtrierische Erfindung, berichtet Initiatorin Anne Boeck (66): "Ich habe so etwas Ähnliches 2011 in Berlin kennengelernt. Dort gibt es als Stadtführungs-Angebot die ,Lügentour\' - sehr beeindruckend und amüsant."
Also habe sie einen eigenen Konzeptentwurf für Trier geschmiedet und der Tourist-Information (TIT) vorgestellt, die Triers Stadtführungen organisiert und managt. Dort sei sie ebenso offene Türen eingelaufen wie bei fünf Mitabsolventen ihrer Stadtführer-Ausbildung 2010: Marita Kohl (52), Andrea Spitzley (53), Andrea Tullius (53), Bettina von Engel (69) und Herbert Heidrich (61) strickten gemeinsam mit Anna Boeck die ultimative Fassung der "Der Wahrheit auf der Spur"-Führung. Die wird seit dem Frühjahr nicht nur für Touristengruppen angeboten, sondern ist auch Bestandteil des "Trier für Treverer"-Programms.
"Das Ganze kommt bei Touristen wie Einheimischen supergut an", sagt Andrea Spitzley. Stimmt, wie der TV bestätigen kann, der Leserin Karin Keutner (56) testweise mit auf Wahrheitsfindungstour geschickt hat: 15 Stationen in der Altstadt, dazu wird jeweils eine Geschichte erzählt. Wahr oder nicht wahr? Karin Keutner kam auf 13 Treffer.
"Das ist Spitzenklasse und beweist große Trier-Kenntnis!", lobt Herbert Heidrich; "Einen solch guten Wert haben meine Kolleginnen und ich bisher selten erlebt." Dafür aber gelegentlichen Zoff: "Oft bilden Ehepaare Rateteams - und können sich dann nicht immer für eine gemeinsame Antwort entscheiden. Wie im richtigen Leben."
Egal, ob Team oder Einzelkämpfer: Wer aus einer Teilnehmergruppe die meisten richtigen Antworten hat - bei Punkte-Gleichstand entscheiden Stichfragen - erhält eine von der Tourist-Info ausgestellte Siegerurkunde. "Darauf sind die Leute ganz heiß", weiß Marita Kohl zu berichten.
Zwei Stunden dauert ein "Der Wahrheit auf der Spur"-Stadtrundgang, ebenso lange wie eine "normale" Führung. "Auch wenn wir ab und zu Münchhausen spielen und manche unserer erfundenen Geschichten glaubwürdiger erscheinen als die Realität: Wir klären immer alles auf. Alle wichtigen Informationen kommen dabei nicht zu kurz", versichert Bettina von Engel.
Urkunde für den Sieger


Einen Haken hat das neue Stadtführungsangebot aber doch: Es ist bislang nur für Gruppen bis 25 Leute und auf Anfrage buchbar. 2014, so hoffen Anne Boeck & Co, werde die TIT die "Der Wahrheit auf der Spur"-Tour auch zu festen Zeiten anbieten, damit einzelne Interessierte und Mini-Gruppen ebenfalls teilnehmen können.
Und hier die Antworten auf die eingangs gestellten Beispielfragen, die während einer "Der Wahrheit auf der Spur"-Tour garantiert nicht gestellt werden (schließlich soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden):
Humboldt-/Hindenburgstraße: Völliger Humbug und wenn überhaupt, dann umgekehrt; schließlich ist das Hindenburg-Gymnasium 2009 in Humboldt-Gymnasium umbenannt worden.
Porta Nigra: stimmt. Die anderen Torburgen waren die Porta Media (Standort Kreuzung Töpfer-/Saarstraße), die Porta Alba (Heiligkreuzer-/Rotbachstraße) und die Porta Inclyta an der Römerbrücke.
Informationen über die Stadtführungs-Angebote der TIT unter www.trier-info.de

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