Die Mutter der Trierer Tafel wird 90

Trier · Für das Team der Trierer Tafel ist Anni Becker die Mutter der Einrichtung. Kein Wunder, hat die rüstige Rentnerin sich doch schon seit der ersten Stunde in den Dienst der guten Sache gestellt. Am Sonntag, 15. Dezember, wird Anni Becker 90 Jahre alt. Bis vor einem halben Jahr stand sie noch an fünf Tagen in der Woche hinter dem Ausgabetresen.

Trier. "Schon als Kind habe ich den Menschen gerne geholfen. Ich konnte nicht jemanden hungern sehen, lieber habe ich an meinem Essen gespart." Nicht jedem würde man das glauben. Anni Becker, die in Trier-Pfalzel zur Welt kam, schon. Am 1. Oktober 2001 hob sie gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Georg Bernarding und Annette Laux, der Trierer Vorsitzenden des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF), die Trierer Tafel aus der Taufe. "Wir waren damals die 274. Einrichtung", erinnert sich die frühere SKF-Buchhalterin. Die Anfänge in Trier waren bescheiden. "Wir hatten in der Böhmerstraße einen Keller, den wir nutzen konnten. Waren, die angeliefert wurden, mussten wir auf einem Tisch stehend durch das Kellerfenster entgegennehmen."
Etwa 30 Bedürftige kamen zu der Ausgabestelle. "Anfangs kannte uns ja noch niemand." Das aber änderte sich rasch. Deshalb zog die Tafel ein Jahr später in die Johannisstraße um. Da gab es mehr Platz, dafür aber ein neues Problem: "Das war eine Durchgangsstraße mit ordentlich Verkehr." Vor allem Gehbehinderte waren gefährdet. Und: "Obwohl wir erst um 12 Uhr öffneten, warteten die ersten Interessenten schon ab neun Uhr auf der Straße."
"Tolles Team"



Wieder musste ein neues Ladengeschäft her, das wurde in der Weberbach gefunden. Im Mai 2006 zog die Hilfseinrichtung erneut um. Heute stellen sich 75 Helfer ("Ein tolles Team, ich könnte alle mitten in der Nacht anrufen und alle würden kommen!") in den Dienst der guten Sache und sorgen dafür, dass rund 170 Menschen hier dienstags und freitags die benötigten Lebensmittel erhalten. Drei Fahrzeuge stehen der Tafel für die Abholung in den Geschäften zur Verfügung. Gesponsert wurden sie von der Trierer Antonia-Ruut-Stiftung. Den Sprit für einen der Wagen übernimmt der Autohof Görgen. "Alles Menschen, die unserer Arbeit zugeneigt sind", sagt Anni Becker, die immer noch dienstags und freitags von 7 Uhr bis spät am Nachmittag bei der Arbeit hilft. Alleine zu Hause sein, das kann und will sie nicht. "Ich wurde mal gefragt, was ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde." Die Antwort ist der Seniorin einfach gefallen: "Viele Menschen, denn ich kann nicht lange allein sein", sagt sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort