Die Nacht, in der die Brücke verschwindet

Trier-Ehrang · In der Nacht auf Sonntag ist die Pfeiffersbrücke in Trier-Ehrang demontiert worden. Die Brücke, die auf der Hafenseite die Bundesstraße 53 mit der Kyllstraße verbunden hat, war seit Juni 2012 wegen baulicher Mängel für den Verkehr gesperrt. Der Bau der neuen Brücke beginnt in der Nacht auf den 18. August.

Trier-Ehrang. Während sich Zigtausende Menschen am Samstag gegen 23 Uhr in Zurlauben beim Moselfest vergnügen, laufen an der Pfeiffersbrücke in Trier-Ehrang die Arbeiten zur endgültigen Demontage.
Bereits vor zwei Wochen haben Arbeiter die Fahrbahn der Brücke mit Diamantschneidern in fünf Segmente unterteilt.
Auf dem freien Platz zwischen der Brücke und dem Autohaus Roth steht ein Kran, der bis zu 1000 Tonnen heben kann. Der Anblick, der sich den wenigen Zuschauern aus der Ferne bietet, ist spektakulär: Alle neun Achsen schweben frei in der Luft. "Das Gelände hier ist sehr uneben", sagt Kranfahrer Edwin Stolz aus Großlittgen bei Wittlich. Damit der Kran arbeiten kann, muss er sich in einer exakt waagerechten Position befinden. Über hydraulische Stempel wird die Baumaschine ausgerichtet. Für Edwin Stolz ist der Niveauausgleich Routine. Er ist seit über 20 Jahren Kranfahrer.

23.20 Uhr: Der Einsatz von Edwin Stolz verzögert sich. Kran-Disponent Peter Frechen hat die Information erhalten, dass es an diesem Abend einen außerplanmäßigen Zug geben wird. "Die Bahn hat einen Sonderzug für die Gäste des Moselfests eingesetzt", sagt er. Gegen 1.10 Uhr soll der Zug die Baustelle passieren. Erst danach kann die unter der Brücke durchlaufende Oberleitung abgeschaltet werden.
Während beim Kran Ruhe einkehrt, geht für ihre Kollegen an der Brücke die Arbeit weiter. Mit Schneidbrennern beginnen sie die schon zuvor freigelegten Stahlträger zu durchtrennen.

23.50 Uhr: Der zweite von insgesamt fünf Stahlträgern fällt polternd auf den Boden. Auf der Ehranger Seite durchtrennt ein Bagger derweil den Beton.
Mitternacht: Vor wenigen Minuten hat der letzte planmäßige Zug Richtung Trier die Baustelle passiert. Die Oberleitung für diesen Bereich wird abgeschaltet. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn erdet jetzt diesen Streckenabschnitt. Unter der Brücke legen die Bauarbeiter auf dem Gleis Planen aus. "Die sollen die Kabelkanäle und Weichenantriebe vor herabfallendem Dreck schützen", sagt Wolfgang Treinen, der das Baugeschehen für die Deutsche Bahn überwacht.

1.10 Uhr: Der Zurlauben-Sonderzug passiert die Baustelle. Wolfgang van Bellen, Leiter des städtischen Tiefbauamts, macht sich selbst ein Bild von der Baustelle. Seine Gedanken sind bereits beim Ersatz der Brücke. Diese wird fahrbahnseitig einen Meter breiter und freitragend sein, ein Pfeiler in der Mitte der Strecke ist nicht mehr notwendig. Die tragende Unterkonstruktion, die Spannungen und Dehnungen auffängt, soll in der Nacht auf den 18. August mit Hilfe des Krans verankert werden. Danach, so van Bellen, beginnen auf den Zufahrten die Asphalt- und Betonarbeiten. Mitte September, so der Tiefbauamtsleiter, kann der Verkehr dann aller Voraussicht nach an dieser Stelle wieder über die Bahn geführt werden.

1.20Uhr: Edwin Stolz klettert in den Führerstand seines Krans und lässt den 650 PS starken Motor an. Langsam bewegt sich der mächtige Teleskoparm mit den starken Trageketten zu den Arbeitern auf der Brücke hin, die die Ketten an vorher montierten Haltepunkten verankern. Doch noch ist der Beton nicht an allen Stellen gelöst, wieder muss der Bagger ran.

1.57 Uhr. Das erste Teil von insgesamt fünf Segmenten hängt am Arm des Krans frei in der Luft. Langsam bringt Edwin Stolz das Brückenteil zu seinem Lagerpunkt neben dem Gleiskörper. Noch während des Transports nimmt der Bagger seine Arbeit wieder auf und entfernt weitere Betonstücke.

2.05 Uhr: Auf der Hafenseite und auf der Brücke selbst werden die letzten zwei der ehemals fünf Brückenträger mit dem Schweißbrenner gekappt.

3:04 Uhr: Endlich hängt das letzte Brückenteil am Haken. Die Pfeiffersbrücke in ihrer alten Form ist Vergangenheit.

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