Die Nähe ist wichtig

Zu dem Bericht "Abschied vom Gottesacker" - Städtisches Gutachten sieht Schließung von mindestens elf Friedhöfen vor:

Friedhöfe sind ein wichtiger Ort in jeder Stadt und in jedem Land. Sie sind nicht weg zu denken in unserem religiösen und kulturellen Denken im christlich geprägten Abendland. Gerade in der letzten Zeit, in der so viel über neue moderne Bestattungsarten nachgedacht wird, die oft in die Anonymität abgleiten. In einer solchen Zeit sind kleine wohnnahe Friedhöfe wichtiger denn je. Friedhöfe sind ein ganz besonderer Ort der Ruhe und Besinnung. Sie sind Orte, an denen viel Trauerarbeit geleistet und über den Sinn des Lebens nachgedacht wird. Auf den kleinen heimischen Friedhöfen fühlen sich die Hinterbliebenen geborgen und sicherer. Eine Fahrt mit dem Bus auf den Hauptfriedhof ist für viele ältere Menschen zeitlich, finanziell und kräftemäßig oft nicht zu bewältigen. Wie und wo sollen sie Trost finden? Da gibt es einen alten Trier Witz, in dem unter anderem erzählt wird: "Und da liegt man da auf dem Hauptfriedhof und kennt sich nicht mehr untereinander". Wer möchte da schon begraben sein, wenn es nicht viel bessere Möglichkeiten gibt? Auf den jüdischen Friedhöfen in Prag und Jerusalem wurde nie ein Grab aufgehoben. Es wurde aus Platzmangel übereinander begraben. Heute ist die Stadt Trier stolz darauf, dass der Großvater von Karl Marx auf dem jüdischen Friedhof seine letzte Ruhestätte hat. Ferner sollen fast alle damals eingemeindeten Vororte von Trier ihre Friedhöfe verlieren. Das wurde diesen damals nicht gesagt. Es wird über eine bessere Anbindung der Mosel an die Stadt Trier nachgedacht. Gleichzeitig will man den alten einmalig romantischen Palliener Friedhof vor dem roten Sandsteinfelsen mit seiner Kapelle schließen. Von Künstlern wurde er immer wieder gemalt. Man sagt, dass ein Volk ohne Gedächtnis keine Geschichte hat. Auf dem Friedhof, auf dem man sich noch kennt, hat ein jeder seine Geschichte. Der Tote sowie seine Angehörigen, Freunde und Bekannte. Eine Stadt wird auch danach beurteilt, wie sie mit ihren Verstorbenen umgeht. Annemarie Kreutzer, Trier Friedhöfe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort