Die neuen Provokateure

Kaum kommt der bekannte Kabarettist und Satiriker Martin Sonneborn ins Exhaus, schon verändert sich die lokale Parteienlandschaft: In Trier hat sich ein Ableger der "Partei" gegründet. Mit schwarzem Humor wollen die Parteimitglieder für ihre Positionen werben - und in zwei Jahren schon im Trierer Stadtrat sitzen.

 Sie gehören dem Kreisvorstand an: (von links) die Studenten Christoph Mumme, Kai Achtelik, Thomas Weber und Andreas Schönhöft. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Sie gehören dem Kreisvorstand an: (von links) die Studenten Christoph Mumme, Kai Achtelik, Thomas Weber und Andreas Schönhöft. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. In Trier hat sich ein Kreisverband der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die Partei) gebildet. Die Partei geht auf das Satiremagazin Titanic zurück. Ihr Bundesvorsitzender ist der frühere Chefredakteur des Magazins, der Kabarettist Martin Sonneborn.
Bei der Gründungsversammlung des Kreisverbands am Samstag wählten die zehn Mitglieder den 27-jährigen Studenten Andreas Schönhöft zum Vorsitzenden. Insgesamt hat die Partei in der Stadt Trier 26 Mitglieder, etwa die Hälfte davon trat ihr nach einem Auftritt von Sonneborn im Trierer Exhaus Anfang Juni bei. Schönhöft kündigte an, dass die Partei bei den Kommunalwahlen im Jahr 2014 Mandate im Trierer Stadtrat erringen wolle.
"Wir wollen Kommunalpolitik nicht den Spaßparteien überlassen", sagte er. Die Partei werde "durch Kreativität und Intelligenz glänzen, was bei anderen Parteien nicht immer so ist." Inhaltlich wolle Schönhöft das Thema Rechtsextremismus in den Mittelpunkt rücken, da Trier ein "NPD-Problem" habe.
Erstes Wahlplakat entworfen



Damit spielte er auf den Fall des früheren NPD-Stadtrats Safet Babic an, der inzwischen sein Mandat verlor. Um die Trierer für das Thema zu sensibilisieren, will die Partei beim Kommunalwahlkampf mit Satire provozieren. Schönhöft stellte bereits einen ersten Entwurf eines Wahlplakats vor, dessen Slogan "Römerbauten zurück nach Rom" lautet.
Der stellvertretende Vorsitzende, der Student Thomas Weber (24), sagte, Satire sei besser geeignet als "blöde Parolen", um die Menschen für wichtige Themen zu gewinnen. Vorstandsmitglied Christoph Mumme sagte, er vertrete politisch die "extreme Mitte".
Bei der Gründungsversammlung diskutierten die Parteimitglieder erste Ideen, um sich inhaltlich zu profilieren. Unter anderem wurde in Anspielung auf eine berühmt gewordene Rede des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber angeregt, den nun gescheiterten Petrisbergaufstieg durch eine Transrapidstrecke zu ersetzen. Auch der Vorschlag, antike Steinblöcke aus Trier an die frühere deutsch-deutsche Grenze zu bringen, um damit den Wiederaufbau der Mauer zu unterstützen, fand großen Zuspruch. Laut Satzung der Bundespartei ist es ein erklärtes Ziel der Organisation, die ostdeutschen Bundesländer "auch baulich vom Rest der Republik zu trennen".
Die Partei besteht seit dem Jahr 2004. Sie hat knapp 9000 Mitglieder in 13 Landesverbänden sowie etlichen Jugendorganisationen und Hochschulgruppen. In Rheinland-Pfalz bestehen mit Trier nun neun Gebietsverbände, darunter sind auch die Städte Koblenz und Wittlich. kbb

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