Stadtbild Das neue Fetzenreich in Trier soll 2020 kommen

Trier · Die Pläne für Triers wohl schönste Ruine liegen vor. Aus dem alten Central-Hotel Faßbender wird der Stadthof Fetzenreich.

 Diese grafische Darstellung der Kast Architektur GmbH aus Trier zeigt, wie der neue Stadthof am Ende aussehen soll. Dazu gehört ein großer Bier- und Weingarten – wie in früheren Zeiten.

Diese grafische Darstellung der Kast Architektur GmbH aus Trier zeigt, wie der neue Stadthof am Ende aussehen soll. Dazu gehört ein großer Bier- und Weingarten – wie in früheren Zeiten.

Foto: Trierischer Volksfreund/privat

Einen der „größten und schönsten Biergärten in Deutschland“ kündigt Markus Friedrich an, und zwar für die Trierer Innenstadt. Er spricht im Namen der Friedrich Hotels GmbH, deren Seniorchef, sein Vater Artur Friedrich, zu Triers größten Immobilienbesitzern gehört.

Zum Portfolio der Gesellschaft gehören auch das Hotel Römischer Kaiser und das Altstadthotel direkt an der Porta Nigra – ebenso wie das einst prachtvolle, seit den 90ern aber verfallene Central-Hotel Faßbender.

Aus dieser wie ein efeuumranktes Gruselschloss aussehenden Ruine soll ein neuer Stadthof Fetzenreich an der Ecke Rindertanzstraße und Sichelstraße werden. Der Begriff Fetzenreich hat einen historischen Ursprung (siehe Info). Er gibt dem neuen Projekt der Friedrich Hotels GmbH seinen Namen: Damit keine Verwirrung entsteht: Das daneben stehende Haus Fetzenreich in der Sichelstraße gehört dem Bistum. Es hat mit den Sanierungsplänen der Familie Friedrich nichts zu tun. Diese Pläne beziehen sich auf das alte Central-Hotel Faßbender.

Markus Friedrich geht ins Detail: „Der neue Stadthof umfasst ein Restaurant und einen historischen Keller mit 80 Sitzplätzen, ein Hauptgebäude mit 100 Sitzplätzen und den Biergarten mit über 400 Sitzplätzen.“

Dazu soll noch eine Bühne kommen, auf der Veranstaltungsreihen geplant sind. „Je nach Fortgang der Arbeiten werden die entsprechenden Musiker schon im Sommer 2019 verpflichtet“, sagt Friedrich. „Themen sind unter anderem Jazz-Brunch, Kammermusikkonzerte und vieles mehr.“

Zurzeit gräbt noch ein Team des Rheinischen Landesmuseums vor Ort nach antiken Funden. „Fertigstellungstermin ist je nach Fortschritt dieser Grabungsarbeiten der Sommer 2020“, sagt Markus Friedrich.

Eine Kombination aus Gasthaus und Biergarten mitten in der Innenstadt – eine grundsätzlich sehr gute Nachricht, aber Markus und Artur Friedrich dürften sich nicht wundern, wenn viele Trierer diesem neuen Plan mit Skepsis begegneten. Denn die Wiederbelebung des Central-Hotels ist seit mittlerweile 20 Jahren ein Thema. Doch alle bisherigen Versuche sind gescheitert.

Schon 1998 war auf einer Bürgerversammlung von einem neuen Hotel die Rede. Der Plan wurde nie umgesetzt. 2010 war dann ein Neustart mit der Restaurantkette Vapiano geplant. Auch daraus wurde nichts.

Der Trierer Architekt Uwe Kast betreut das Projekt und gewährt dem TV exklusiv Einblicke in die konkrete Bauplanung. „Der historische Altbau aus dem 13. Jahrhundert wird saniert und restauriert“, sagt Kast. Im Erdgeschoss wird ein Restaurant eingerichtet, Ober- und Dach­geschoss werden an eine Werbeagentur vermietet.

Der Denkmalschutz spielt eine tragende Rolle. Kast erklärt: „Der Altbau bleibt in seiner Grundstruktur erhalten.“ Die Holzbalkendecke über dem Erdgeschoss stammt aus dem Jahr 1273. „Sie wird gesichert und bleibt im Originalzustand“, kündigt der Architekt an. Neue Stahlträger werden den Fußboden stützen. „Sie werden erhöht angeordnet“, sagt Uwe Kast. „Dadurch bleiben die Holzbalken bis zu einer Höhe von 20 Zentimetern sichtbar.“ Denn der Besucher soll die historische Decke sehen können.

Die maroden Decken im Zwischengeschoss werden durch Stahlbetondecken ersetzt. „Es gibt keine weiteren Eingriffe in die Bausubstanz“, betont der Architekt. „Die gesamte Dachkonstruktion bleibt erhalten, einzelne Tragglieder müssen eventuell ersetzt werden.“

Der geplante Bier- und Weingarten wird besonders viele Menschen interessieren, denn auch er ist eine Wiederbelebung alter Zeiten. Bereits zum alten Central-Hotel gehörte ein beliebter zur Sichelstraße gelegener Biergarten, der zur Fußball-WM 2010 wiederbelebt wurde und bei jedem Spiel der deutschen Mannschaft voll besetzt war. Doch danach war wieder Schluss, seitdem liegt die Fläche brach.

„Die bereits in früheren Zeiten als Biergarten genutzte Freifläche wird in zwei Bereiche gegliedert“, erzählt Uwe Kast. „Das Gelände wird auf das Niveau des Haupteingangs abgesenkt.“ Der Bereich um die alten Kastanienbäume werde deshalb einen halben Meter höher liegen. „Die umlaufende Begrenzung kann als Sitzbank genutzt werden.“

 Endlich tut sich was: Aus dem alten Central Hotel will die Eigentümerfamilie Friedrich den Stadthof Fetzenreich machen. 

Endlich tut sich was: Aus dem alten Central Hotel will die Eigentümerfamilie Friedrich den Stadthof Fetzenreich machen. 

Foto: Roland Morgen

Die Müllbehälter, die  an der Rückseite des Gebäudes stehen, werden verschwinden. „Wir werden in Kürze den Bauantrag einreichen“, kündigt Architekt Kast an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort