Die Rekonstruktion eines Prachtexemplars

Trier · Die Sammlung der Universität Trier stellt eine aufwendig nachgebaute römische Liege in der Sparkasse aus.

 Die rekonstruierte Kline nach der Fertigstellung. Foto: Universität Trier

Die rekonstruierte Kline nach der Fertigstellung. Foto: Universität Trier

Foto: Stefan Brentführer (h_st )

Trier (red) Eine dank modernster Mittel und mit aufwendigsten Verfahren gelungene Rekonstruktion einer römischen Kline - eines Speisesofas oder Bettes - wird bis zum 12. Mai in der Sparkasse Trier gezeigt. Die Ausstellung hat die Original- und Abgusssammlung der Universität Trier in Zusammenarbeit mit der LWL-Archäologie für Westfalen und der Sparkasse Trier konzipiert.
In den Jahren 1982 bis 2009 ist es im nordrhein-westfälischen Haltern am See gelungen, eine römische Begräbnisstätte aus der Zeit des Kaisers Augustus aufzudecken, die in ihrer Zeitstellung und Geschlossenheit ohne Beispiel ist. Befunde und Funde aus dieser Nekropole werden zurzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes der LWL-Archäologie (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) gemeinsam mit dem Fach Klassische Archäologie der Universität Trier aufgearbeitet. Das Projekt wird unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Aus 14 von rund 100 Gräbern liegen in unterschiedlichen Mengen Fragmente geschnitzter Knochen vor, die alle Verbrennungsspuren aufweisen. Sie sind zersprungen, deformiert oder verkohlt. Es handelt sich bei diesen Beinschnitzereien um die Verzierungselemente von Klinen, römischen Speisesofas oder Betten, auf denen die Toten verbrannt worden waren. In der Literatur werden Klinen häufig als "Totenbett" bezeichnet. Es deutet aber alles darauf hin, dass diese Liegen Gegenstände des täglichen Bedarfs waren.
Derartige Möbelstücke waren aufwendig in der Herstellung und bildeten einen wichtigen Bestandteil bei der Repräsentation ihres Besitzers. Aufgrund der Bedeutung dieser Möbel entschlossen sich das Fach Klassische Archäologie an der Universität Trier und die LWL-Archäologie für Westfalen in Münster, es in einer Kooperation zu wagen, eine der Klinen aus dem Gräberfeld mit modernsten Mitteln zu rekonstruieren.
Grundlage der ausgestellten Rekonstruktion sind die Fragmente einer Kline, deren Schnitzereien sich zu über 60 Prozent erhalten haben. Insgesamt sind es über 2000 größere Einzelteile und unzählige kleine Stücke, die seit Herbst 2009 in den Restaurierungswerkstätten der LWL-Archäologie Stück für Stück zusammengesetzt wurden. Aus der Vielzahl kleinteiliger Bruchstücke in unterschiedlichem Erhaltungszustand - im ausgelegten Zustand verteilten sie sich auf sechs Quadratmeter - größere Stücke zusammenzusetzen, war extrem zeitraubend und eine große Herausforderung.
Die Fragmente wurden zunächst geordnet, zusammengesetzt und verklebt. Originalteile, Fotos, Zeichnungen, Rekonstruktionen und Papierschablonen bildeten die Vorlagen für die Konstruktion der einzelnen Bauteile im Computer mit Hilfe einer CAD-Software.
Die anspruchsvollste Aufgabe war dabei die Gestaltung der dreidimensionalen Verzierungen auf den Bauteilen. Nach Abnahme der einzelnen Teile wurden diese in einem 3D-Verfahren gedruckt und zum Abschluss koloriert.
Den Bettkasten und die "fulcra" (Kopf- und Fußstützen) aus Holz bauten Schreiner anhand der Papierschablonen. Die Verzierungen sind so fixiert, dass sie sich einfach ablösen lassen. So lässt sich die rekonstruierte Kline jederzeit neuen Forschungserkenntnissen anpassen.
Denn eine Rekonstruktion ist immer ein Kompromiss aus vorhandenem Material, Vergleichsfunden, Forschungsstand und intensiven Diskussionen innerhalb des Teams.
Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten der Sparkasse besucht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort