Die Römerbrücke hat's ihm angetan

Jede der im Weltkulturerbe der Unesco verzeichneten Stätten ist einen Besuch wert, und in der ältesten Stadt Deutschlands gibt es einige davon. Die Römerbrücke aber, findet Fremdenführer Rudi Maurer, "ist das bedeutendste Bauwerk Triers".

Für Fremdenführer Rudi Maurer das bedeutendste Bauwerk Triers: Die Römerbrücke mit Kruzifix und Nikolausstatue. TV-Foto: Anja Fait

Für Fremdenführer Rudi Maurer das bedeutendste Bauwerk Triers: Die Römerbrücke mit Kruzifix und Nikolausstatue. TV-Foto: Anja Fait

Trier. Sie ist mehr als 2000 Jahre alt und hat einiges zu bieten: die Römer- oder auch Moselbrücke genannte Verbindung zwischen dem Westteil von Trier und der restlichen Stadt. So wurden etwa ihre Pfeiler aus vielen unterschiedlichen Steinen errichtet, die aus eben so vielen unterschiedlichen Gebieten kommen. An beiden Seiten der Brücke befanden sich einst Tore, die hauptsächlich der Zollerhebung dienten. Das schönste Stadttor, das es in Trier je gegeben haben soll, habe der Legende nach auf dem westlichen Brückenkopf gestanden, berichtet Gästeführer Rudi Maurer. Eine so genannte Exedra (ein halbkreisförmiges Tor) bildete mit einem Radius von elf Metern das Ende der Brückenüberquerung. Und dort, wo heute der heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Schiffer, flussaufwärts blickt, soll einst eine kleine Kapelle gestanden haben.

Begeistert erzählt Rudi Maurer von der Geschichte der Römerbrücke, die einige Meter unterhalb des heutigen Standorts beginnt. Dort, wo sich die Brücke heute befindet, stand sie nämlich nicht von Anfang an. Ihren endgültigen Platz fand die mittlere der heutigen drei Trierer Moselbrücken erst über mehrere Bauabschnitte.

Fünf Original-Pfeiler stehen noch



Im Jahre 17 vor Christus wurde zunächst ein so genannter Pfahljochbau errichtet, der auf riesigen Holzböcken fußte, die quer zur Flussrichtung mit Langhölzern verbunden waren. Auch die Fahrbahndecke war lange Zeit aus Holz. Im Jahr 71 nach Christus entstand die erste Folgebrücke. "Ihre mächtigen Pfahlstellungen sind noch heute bei niedrigem Wasserstand zu sehen", erzählt der Stadtführer. Haupt-Bauelement war auch hier Holz. Erst unter Kurfürst Balduin (1307 bis 1354) entstand einige Meter flussaufwärts am heutigen Standort die endgültige Römerbrücke mit ihren steinernen Wölbungen.

Mehr als 1000 Jahre lang war die Römerbrücke der einzige feste Flussübergang der Mosel zwischen Metz und Koblenz. Fünf der Originalpfeiler stehen seit knapp zwei Jahrtausenden im Flussbett der Mosel. Die beiden ersten Pfeiler befinden sich bis heute unter der Erde am Johanniterufer und in der Karl-Marx-Straße.

"Die Römerbrücke ist für mich das bedeutendste Bauwerk Triers", schwärmt Maurer. "An ihr kann man geologische Formationen und die Stadtgründung selbst festmachen. Fährt man jedoch tagtäglich darüber, ist man sich ihrer eigentlichen Bedeutung gar nicht mehr bewusst." Am faszinierendsten aber findet der Stadtführer, dass die Römerbrücke als einzige größere Brücke im Rheinland im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. Warum nicht, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.

Sicher ist, dass die Römerbrücke mit ihrer langen Geschichte auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Und bei genauerem Betrachten findet man das ein oder andere schöne Detail, an dem man bislang achtlos vorübergegangen ist.

Der TV stellt in einer Serie Trierer Stadtführer und ihre Lieblings-Sehenswürdigkeiten, -Plätze und -Histörchen vor uns zeigt, was es abseits der ausgetretenen Touristenpfade zu entdecken gibt. Extra Der gebürtige Kaiserslauterer Rudi Maurer hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Seit rund 30 Jahren lebt er in Trier und ist hier seit 2005 als freiberuflicher Fremdenführer unterwegs. Privat erkundet er die Region gerne per Fahrrad und interessiert sich für Archäologie und Reisen. Seit Kurzem ist der 52-Jährige Vorsitzender des Vereins der Gästeführer in Stadt und Region Trier. Zu seinen lustigsten Erlebnissen als Stadtführer zählt die Frage eines Touristen am Rohbau des neuen Eingangsbereichs der Kaiserthermen: "Wird das eine U-Bahn?" (anf)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort