Die Schild-Bürger von Schweich

SCHWEICH. Der Beginn war verhalten, doch dann kamen am Montagabend noch mehr als 40 ausrangierte Schweicher Straßenschilder unter den Hammer. Der Erlös von 670 Euro kommt der Kultur- und Heimatpflege zugute.

Straßenschilder sind weit mehr als nur Wegweiser - sie sind Spiegelbilder der Ortsentwicklung und geben Zeugnis von berühmten Söhnen und Töchtern. So ist es kein Wunder, dass die Versteigerung von ausrangierten Straßenschildern am Festmontag zu einer interessanten Geschichtsstunde über die Stadt Schweich wurde. Dem Auktionator-Trio Anita Kruppert, Kurt Heinz und Johannes Lehnert war es zu verdanken, dass auch der unterhaltsame Part nicht zu kurz kam. "Zellenpfützstraße - hat da keiner Interesse?", fragt Anita Kruppert die etwa 50 Personen, die zwischen Weinstand und Roman-Wagner-Bühne die Auktion mitverfolgen. "Da wohnt doch die halbe Familie Meisberger." Einen schnellen Zuschlag gibt's, als Johannes Lehnert aus dem Kofferraum eines Dreiachsers die Madellstraße "zieht". Otto Lamberti wohnt dort und ist der einzige Interessent für das alte Schild mit weißer Schrift auf blauem Grund. Mit 13 Euro kommt er günstig weg; ein Stadtwochen-Weinglas gibt es gratis dazu. Für 20 Euro wechselt die Corneliuspforte den Besitzer - eine Straße, die schon 1510 Erwähnung fand und deren Namen auf ein Haus mit Torbogen zurückgeht, dessen Besitzer Cornelius hieß. Winzer Wendelin Schneider will das Schild in seiner Probierstube aufhängen. "Wo sind die Lehrer?", fragt Kurt Heinz, als die Schulstraße aufgerufen wird. Grundschullehrer Bernd Münchgesang greift schließlich für 15 Euro zu. Als er sich später noch drei berühmte Schweicher einverleibt, erklimmt er mit vier Objekten den Versteigerungs-Olymp. Die Stefan-Andres-Straße, die Markus-Konder-Straße und die Johannes-Hau-Straße werden nun neben der Schulstraße den Tante-Emma-Laden bereichern, den der Sammler im Keller seines Hauses eingerichtet hat. Nun verfügt Münchgesang sogar über einen "Fehldruck", denn jahrzehntelang wurde der Geistliche Johannes Hau auf dem Straßenschild als Johannes Haw verunstaltet. Johannes Lehnert kommentiert den Kauf treffend: "Der eine (Hau) hat den Alkohol bekämpft, der andere (Andres) hat ihn getrunken." Lehnert selbst zeigt sich beim Bieter-Kampf um die Hofgartenstraße als Kavalier und überlässt zum Rekordpreis von 40 Euro die Geburtsstraße seines Vaters Anita Kruppert, die dort zu hause ist. Spaß am Bieten hat auch Jennet Seitz, die den "Leinpfad" und den "Isseler Hof" auf ihrer Terrasse aufstellen will.

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