Die singenden Königinnen schreiben 20*C+M+B+06

TRIER. Auch im Trierer Stadtgebiet sind dieses Jahr die Sternsinger wieder unterwegs – trotz schlechten Wetters. Eine dieser Gruppen hat im Schammatdorf mit ihren Liedern für gute Laune gesorgt.

Das Outfit ist geradezu perfekt: Sternsingerin Eva trägt ein langes, bis auf Fußhöhe reichendes, weinrotes Gewand, ihren Kopf bedeckt ein prächtiges Tuch, das sanft herabfällt. Eine Brosche mit Kettchen ziert die Fron. Nur die dicken Handschuhe und die Turnschuhe, die unter der orientalischen Verkleidung sichtbar werden, erinnern daran, dass es an diesem Freitagmorgen im Schammatdorf eisig kalt ist. Eva stört das nicht: "Man zieht sich halt warm an - und dann raus", sagt sie lapidar, ehe sie an der nächsten Tür in einem der Höfe des Schammatdorfes klingelt. Die Sternsinger sind unterwegs und bitten um Spenden für not leidende Kinder auf der Welt. Ob bei der Liebfrauenkirche oder in St. Martin in Trier-Nord, in Tarforst oder Pfalzel: Nach einer Aussendungsfeier ziehen die kleinen Helfer los, manche an nur einem Tag, andere verteilt über den Zeitraum rund um den Dreikönigstag. Auch im Schammatdorf in Trier-Süd hat: sich eine Gruppe gebildet, "nur drei Könige" sei doch zuwenig, erklärt eine der kleinen "Königinnen" aus der achtköpfigen Sangestruppe. In der Hand ein Faltblatt mit Liedtexten, ziehen Eva, Anne, Ellen, Sina und Tina von Tür zu Tür und erzählen die Weihnachtsgeschichte. Die Lieder können sie auswendig, meistens schreibt Anne die Segensbitte: 20*C+M+B+, gefolgt von der Jahreszahl. "Caspar, Melchior und Balthasar wünschen dir ein frohes neues Jahr", rufen sie dann noch den Spendern entgegen."Die meisten machen die Tür auf"

Auf Ablehnung stoßen sie nicht. "Die meisten machen die Tür auf", sagt der 13-jährige Johannes Ludwig. Gespendet werde in unterschiedlicher Höhe, an diesem Morgen sind nicht wenige aber auch beruflich außer Haus. Johannes selbst hat sich oft das Kostüm übergestülpt, diesmal ist er zusammen mit dem ein Jahr älteren David Ohlig der Organisator des Umzugs und begleitet die Gruppe. Mitsingen tun beide natürlich auch. Man mache es des Spaßes an der Sache wegen, sagt Johannes, und es sei doch eine gute Kombination, das mit der konkreten Hilfe verbinden zu können. Dann fragt auch schon jemand aus der Gruppe; "Was singen wir?" Die nächste Tür ist an der Reihe, diesmal kommt "Heller Stern in der Nacht" zum Einsatz: "Menschen fragen nach Heil und Sinn, finden Antwort in Betlehem", heißt es im Lied. Drei Stunden lang sei man nach der Aussendungsfeier am Donnerstag bis in den frühen Abend herumgezogen, fast 100 Wohnungen seien das gewesen, sagt David. Noch stehen an diesem Morgen allerdings das halbe Schammatdorf sowie Teile des angrenzenden Schammatviertels aus, aber zur Mittagszeit hat eine Nachbarin bereits ein warmes Essen angekündigt. Die Anwohner sind jedenfalls entzückt. "Ich bin ein Sternsingerfan", bekennt etwa Christa Schrodt-Stölp, ihre eigenen Kinder hätten zehn Jahre lang mitgesungen. "Hübsches Lied", meint eine Rollstuhlfahrerin nach der Gesangseinlage, das kenne sie. "Ich hab schon alles bereitgestellt", sagt eine andere Anwohnerin mit Süßigkeiten in der Hand. "Sammelt ihr die auch?", will sie wissen. "Jaaaa", schallt es ihr entgegen.

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