Coronavirus Gastronomen-Demo in Trier: „Danke, dass wir gehört werden!“

Trier · Eine Demo in Corona-Zeiten. Die Trierer Gastronomen haben am Freitagmittag gezeigt, wie das funktionieren kann.

 Leere Stühle vor der Porta Nigra: Trierer Gastronomen machen auf die aktuelle Not ihres Berufsstandes aufmerksam, unter vielen anderen Moni van Bellen und Saskia Hamm von „Sieh um dich“.

Leere Stühle vor der Porta Nigra: Trierer Gastronomen machen auf die aktuelle Not ihres Berufsstandes aufmerksam, unter vielen anderen Moni van Bellen und Saskia Hamm von „Sieh um dich“.

Foto: Roland Morgen

Hundertfünfzig Stühle stehen vor der Porta Nigra. Ein gedeckter Tisch – doch alles bleibt leer. „Nur leere Stühle – Was passiert mit uns?“ steht auf großen Schildern, die jeweils das Logo eines teilnehmenden Gastronomen zeigen. Jeder Stuhl steht symbolisch für eine Gast­wirtschaft in Trier. Wirte und Restaurant- oder Hotelbesitzer stehen auf dem Vorplatz der Porta Nigra, alle tragen sie einen Mund-Nasen-Schutz. Das war die Auflage dafür, dass die Demonstration stattfinden darf. Überwacht wird das alles vom Ordnungsamt, die beständig darauf hinweisen, dass genügend Abstand eingehalten wird. Denn das merkt man schon – mit dem Tuch vorm Gesicht werden die anderthalb Meter Entfernung automatisch ein wenig geringer.

Viele Passanten bleiben stehen, während die Gastronomen ein großes Banner hochhalten. Darauf ein großes Dankeschön – an die Stadt, das Land und den Bund, dass das stark von der Corona-Krise betroffenen Gastgewerbe gehört wird. Hinzu kommt der Hinweis: „Jetzt ist es Zeit, gemeinsam die Zukunft mit sinnvollen Maßnahmen zu gestalten.“ Denn gestern wurde beschlossen, dass ein Teil der Forderungen der Gastronomen erfüllt wird. So gibt es eine befristete, einjährige Senkung der Mehrwertsteuer auf generell sieben Prozent. Außerdem soll das Kurzarbeitergeld gestaffelt aufgestockt werden. Theo Thonet, der am Zurlaubener Ufer die Gasthäuser Bagatelle und Zum Paulaner betreibt, sieht der Steuererleichterung mit gemischten Gefühlen entgegen: „Erstmal müssen wir einmal sehen, dass wir unsere Läden wieder öffnen dürfen.“ Schließlich greife die Ersparnis erst, wenn man überhaupt Umsatz generiere – und die Fixkosten, die nicht unerheblich seien, blieben schließlich bestehen.

 Ähnlich sieht das auch eine Passantin, die namentlich nicht genannt werden möchte: „Es ist wichtig, dass die Gastronomen auf sich aufmerksam machen. Aber ohne Umsätze nutzen auch die sieben Prozent Mehrwertsteuer nichts.“

Als Thekenkraft jobbt die Studentin in einer Kneipe und sagt weiter, dass es ohne Unterstützung oder Pläne zur Öffnung für alle in der Branche vernichtend sei. Sie selbst und ihre Kolleginnen und Kollegen stehen derzeit ohne Job da. „Von uns hat niemand bisher etwas zur Überbrückung gefunden und als 450-Euro-Kräfte fallen wir nicht unter die Kurzarbeitsregelung.“
Tatsächlich ist es ein eher ungewohntes Bild, die Trierer Gastroszene so vereint zu sehen. Anja Gilbert besitzt das Café Zeitsprung im Palastgarten und freut sich über den großen Zusammenhalt. „Wenn wir wieder aufmachen dürfen, werden wir alles daransetzen, dass genug Abstand gewahrt wird und alle Auflagen umgesetzt werden.“ Die Gastronomin hofft, dass es allen bald wieder besser geht – gerade in dieser schwierigen Zeit.

Auch die Organisatorin, Manuela Schewe vom Weinlokal Weinsinnig, ist begeistert von der großen Einigkeit innerhalb der Branche. „Schon im Vorfeld ist es sehr gut gelaufen in Trier.“ Denn die Stadt habe den Gastwirten keine Steine in den Weg gelegt. Alle Teilnehmer seien diszipliniert gewesen und mit Mund-Nasen-Schutz gekommen.  Abschließend sagt Schewe: „Auch wenn es schwierige Zeiten sind, ist es umso wichtiger, dass wir symbolisch die Stühle zusammenrücken. Nicht nur die Gastronomen, sondern die ganze Stadt.“

Für die Stadt Trier ist diese Demonstration eine neue Erfahrung. Wie der Pressesprecher der Stadt, Michael Schmitz, mitteilt, seien die Ordnungsbehörden im Großen und Ganzen mit dem Ablauf zufrieden gewesen. Für Ordnungsdezernent Thomas Schmitt wird mit dieser Erfahrung klar, dass „unter den derzeitigen Voraussetzungen sicher keine Demonstration mit einer größeren Teilnehmerzahl zugelassen“ werde, schreibt Schmitz weiter. Bei größeren Menschenmassen könne man die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln nicht mehr gewährleisten.

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