Stadtbild Karl der Grüne in Trier

Trier · Die Marx-Statue auf dem Simeonstiftplatz setzt Patina an. In ein paar Jahren wird sich der rote Sohn der Stadt in einen Grünen verwandelt haben. Der TV nähert sich der Sache mit Humor.

 Noch sitzt er nur an Bart, Händen und Rockaufschlag, der Grünspan. Nach und nach werden die farbigen Salze allerdings das Trierer Karl-Marx-Monument komplett überziehen.

Noch sitzt er nur an Bart, Händen und Rockaufschlag, der Grünspan. Nach und nach werden die farbigen Salze allerdings das Trierer Karl-Marx-Monument komplett überziehen.

Foto: Roland Morgen

Nun ja, man könnte natürlich sagen: Wen wundert’s, dass jetzt auch noch Karl Marx ein Grüner wird. Ist ja eh schon alles so schön grün hier in Trier. Also abgesehen vom Alleenring mit der Blauen Lagune. Und vom zubetonierten Viehmarktplatz natürlich.

Bei Marx ist es allerdings keine Frage der politischen Einstellung und des freien Willens. Vielmehr geschieht es ihm einfach.

Denn Bronze setzt mit der Zeit Patina an. Auch Grünspan genannt. Bronze ist nämlich eine Kupferlegierung. Und Kupfer reagiert mit dem Kohlendioxid und Schwefeldioxid unserer Atemluft. Korrosion heißt das. Das Ergebnis der chemischen Reaktion: grünlich-türkis schimmernde Salze, die nach und nach das gesamte Karlchen überziehen werden.

An den Rockaufschlägen, Händen, am Kragen und am Bart grünt es schon recht deutlich. Und das nur gut ein Jahr, nachdem dem Karl das rote Tuch vom Kopf gezogen wurde.

Eine Möglichkeit gäbe es noch, den Kleinen vorm grünen Tarnmantel zu bewahren: die CO2- und SO2-Werte in der Luft ganz drastisch reduzieren. Womit wir natürlich auch wieder bei den Grünen wären.

Die sind damit in der Zwickmühle: schlechtere Luft, dafür aber ein übergelaufener Karl – schließlich hat die Trierer grüne Stadtratsfraktion nach der Kommunalwahl auch schon den Kandidaten der Satirepartei Die Partei annektiert. Oder bessere Luft und den berühmtesten Sohn der Stadt weiter den Roten überlassen? Schwierig.

Obwohl: Ganz sind Kohlen- und Schwefeldioxid ohnehin nicht aus der Luft zu filtern. Selbst, wenn die Grünen es unbedingt wollten und dazu noch mit den Füßen aufstampften. Langfristig wird Karl also ohnehin die Farbe wechseln. Unaufhaltsam.

Mit dem Grünspan-Problem steht Trier natürlich nicht allein da: Auch Kaiser Wilhelm I. – größtes Reiterstandbild Deutschlands am deutschen Eck in Koblenz – ist ein Grüner geworden. Oder besser gesagt: ein Grün-Gescheckter.

Des Kaisers Körperteile bestehen nämlich aus unterschiedlichen Bronzelegierungen. Je nach Kupferanteil schimmert der alte Wilhelm mal saftig türkis, mal eher grün und manchmal auch ganz zart blau.

Welches Farbspektrum der Trierer Karl Marx in den nächsten Jahren offenbaren wird, ist noch nicht absehbar. Entscheidend dafür ist letztlich die Qualität der Bronze. Dass diese aus China kommt, lässt hoffen. Wenn die Chinesen hier ein bisschen mehr Kupfer beigemengt haben und da ein bisschen weniger, wird auch die Marx-Statue künftig kein Einheitsgrün tragen, sondern farblich vielfältig sein. Das wäre gut. Trier ist schließlich auch bunt und nicht nur grün.

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