Die Trierer Schule der Demokratie

Trier · Kurz vor der Neuwahl des Jugendparlaments ziehen die beiden bisherigen Vorsitzenden Bilanz. Dabei sind sie stolz, aber auch selbstkritisch.

Trier Für Jonas von der Groeben (17) und Peter Wollscheid (18) sind es die letzten Wochen im Amt. Etwas wehmütig, aber doch zufrieden sprechen sie über ihre Zeit an der Spitze des Trierer Jugendparlaments. Für Wollscheid neigen sich sechs Jahre Engagement dem Ende zu. Altersbedingt darf er bei der nächsten Wahl nicht wieder antreten. Von der Groeben ist seit zwei Jahren dabei. Er habe profitiert: "Man lernt, wie Politik funktioniert, und kommt viel in Deutschland herum." Er fügt hinzu: "Man verzweifelt aber auch oft." Nicht an der Kommunikation mit der Trierer Politik, sagen die Jungpolitiker. Man habe sie immer ernstgenommen. Sie hätten sich jedoch mehr aktive Unterstützung gewünscht, wenn es konkret geworden sei.Den Vorwurf, dass sie ein elitärer Haufen von Gymnasiasten seien, hören von der Groeben und Wollscheid nicht gerne. "Lasst uns doch arbeiten, wir brauchen keine Realschulquote", entgegnet von der Groeben solchen Sprüchen. Einige Mitglieder aus anderen Schultypen seien leider nicht dabeigeblieben, berichtet Wollscheid. Auch die Altersdifferenz - Kandidaten zwischen zehn und 17 Jahren können sich bewerben - habe hin und wieder für Diskussionen im Parlament gesorgt. Letztendlich sei es aber unproblematisch, wenn sich einige mehr, andere weniger engagierten - schließlich lernten alle voneinander und die Jüngeren seien vorbereitet, später mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch Ältere zur Kandidatur zuzulassen, halten sie nichtsdestotrotz für eine gute Idee.Stolz sind Jonas von der Groeben und Peter Wollscheid auf das Highlight unter den vielen Projekten: die #Blickpunkt-Veranstaltung, bei der die Direktkandidaten zur Bundestagswahl aus dem Wahlkreis eingeladen waren. Mit 200 Menschen war die Veranstaltung nicht nur gut besucht, auch das Format kam gut an. "Die Redezeit wurde eingehalten, und wir haben viel Lob erhalten." Sogar im Unterricht sei darüber diskutiert worden. So habe das Jupa zur Meinungsbildung beigetragen und einige Erstwähler animiert, ihre Entscheidung zu überdenken.Mit dem Open-Air-Kino, das kurzfristig in die Tufa verlegt werden musste, und einem Völkerballturnier hat das Jugendparlament auch die mittlere und jüngere Altersgruppe angesprochen. Von der Groebens Resümee: "Wir waren letztes Jahr sehr erfolgreich und repräsentativ." Doch Wollscheid sieht auch Verbesserungsbedarf: Sie hätten sich mehr in das politische Geschehen einmischen und vom Initiativrecht im Stadtrat Gebrauch machen können.Viel debattiert worden sei über die Frage der Erreichbarkeit der Jugendlichen. Nach dem Erfolg mit #Blickpunkt habe sich ihre Meinung zu Facebook etwas geändert: Die hohe Besucherzahl führen die beiden auch auf bezahlte Werbung über diesen Kanal zurück. "Die persönliche Lobbyarbeit und ein guter Draht zu Lehrern sind jedoch das Wichtigste", sagt von der Groeben. Davon erhofft er sich eine Steigerung der Wahlbeteiligung bei der Neuwahl des Jupa an vier Tagen Ende November und Anfang Dezember. Alle jungen Trierer zwischen zehn und 17 Jahren können sich noch bis zum 1. November bewerben.Weitere Infos zum Jupa gibt es im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.trierer-jugendparlament.de" text="www.trierer-jugendparlament.de" class="more"%>Extra: DREI FRAGEN AN ...

Jonas von der Groeben, Vorsitzender des Trierer Jugendparlaments, und seinen Stellvertreter Peter Wollscheid. Wo ist Trier jugendpolitisch vorangekommen, wo hakt es noch? Von der Groeben/Wollscheid: "Wir haben eine Lobby für die Trie rer Jugend geschaffen und ausgebaut. Es mangelt allerdings noch an aktiver Unterstützung statt einfachen Zuspruchs." Das Konzept des Jugendparlaments ist ... Von der Groeben/Wollscheid: "... geeignet, um zu sehen, wie politische Beteiligung funktioniert, und mehr als ein Kinderverein. Das Parlament hätte deshalb auch das Potenzial, noch mehr zu arbeiten, statt nur eingeladen zu werden." Wie politisch sind die Trierer Jugendlichen? Von der Groeben/Wollscheid: "Vor der Bundestagswahl waren gerade die Erstwähler schon interessiert. Aber wenn es darum geht, etwas zu machen, fehlt das Engagement. Viele haben keine Hintergrundinfos - da haben wir angesetzt."

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