Die Tür steht offen

TRIER. "Wir versuchen im kulturell-religiösen, was die Deutschen heute im politischen Bereich versuchen: sich einander besser zu verstehen", sagt Adel zur Begrüßung. Er ist Mitglied der islamischen Gemeinde in Trier, die am Freitag zum Tag der offenen Moschee einlud.

Vor der Öffnung der Moschee kommen die Muslime zum Freitagsgebet zusammen. Barfuß nehmen sie auf dem mit Teppichen ausgelegten Boden Platz und hören andächtig der Predigt von El-Hawawshi zu. Der Imam sei erst seit kurzem in Trier, erzählt El Idrissi, der Vorsitzende der islamischen Gemeinde, die seit etwas mehr als einem Jahr an der Luxemburger Straße ihr Zuhause hat. Immer mehr Gläubige kommen in die Moschee, deren Tür auch während des Gottesdienstes offen steht. Die meisten Männer haben festliche Kleidung an, aber auch T-Shirts und Trainingsanzüge sind zu sehen. Einige Gläubige haben den langen Kamis angelegt, ein arabisches Festtagsgewand. So verschieden wie ihre Kleidung ist auch die Herkunft der Betenden: Ob aus Ägypten, der Türkei oder Nordafrika - "wenn man an der Türe die Schuhe auszieht, soll man auch seine Staatsangehörigkeit ausziehen", sagt El Idrissi. Dass die Frauen den Gottesdienst aus einem hinteren Teil der Moschee verfolgen, sei keine Diskriminierung, versichert der Vorsitzende der Gemeinde. Vielmehr solle die Trennung der Geschlechter die Konzentration auf Predigt und Gebet erleichtern. Selbst die verschiedenen Konfessionen, die es auch im Islam gibt, spielen im Kulturzentrum Trier keine Rolle. "Wir stehen jedem Muslim offen", betont El Idrissi. Zum fünften Mal schon beteilige man sich an dem bundesweiten "Tag der offenen Moschee". Die Aktion soll, so das Ziel des Zentralrates der Muslime in Deutschland, nicht nur informieren, sondern auch das gegenseitige Kennenlernen von Muslimen und Mitgliedern anderer Religionen fördern. Das Verhältnis zu den nicht-muslimischen Mitbürgern sei seit dem 11. September 2001 nicht schwieriger geworden, sagt El Idrissi. Vielmehr habe das Interesse am Islam zugenommen. Doch wenn er davon erzählt, dass seine Frau oft schief angeblickt werde, weil sie ein Kopftuch trage, dann wird deutlich, dass das Zusammenleben in Deutschland noch weit von einer angstfreien Normalität entfernt ist. Eine Angst, die der 53-Jährige, der schon lange einen deutschen Pass besitzt, nicht verstehen kann: "Das Kopftuch wird die deutsche Kultur nicht auslöschen", meint er ironisch. Ernst fügt er hinzu, dass auch der Begriff Djhad - der im Deutschen so viel wie "Anstrengung im Glauben" bedeute - weit mehr als Krieg meine. Das war nur eines der Vorurteile, von denen sich die Besucher des islamischen Kulturzentrums befreien lassen konnten.

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