Die Welschbilliger feiern ihre ruhenden Stadtrechte

Welschbillig · Bernkastel, Mayen, Montabaur, Saarburg, Welschbillig und Wittlich bekamen vor 725 Jahren Stadtrechte. So richtig gefeiert wird dieses wichtige Datum jedoch nur in der Gemeinde Welschbillig, dessen Stadtrechte seit vielen Jahren ruhen.

 Wenn die Welschbilliger feiern, dann lassen sie es – wie hier bei der Kirmes – gerne einmal krachen. Die Stadtrechtsverleihung feiern sie unter anderem mit Vorträgen. TV-Foto: Archiv

Wenn die Welschbilliger feiern, dann lassen sie es – wie hier bei der Kirmes – gerne einmal krachen. Die Stadtrechtsverleihung feiern sie unter anderem mit Vorträgen. TV-Foto: Archiv

Foto: Marianne Valentin (h_tl )

Welschbillig. Der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg war vermutlich nie in Welschbillig. Das hat ihn jedoch nicht daran gehindert, dem Ort gemeinsam mit Wittlich, Bernkastel, Montabaur und Saarburg 1291 die Stadtrechte zu verleihen. Er tat dies auf Anregung des Trierer Erzbischofs Boemund I., dem die Stadtrechtsverleihung gut in seinen territorialpolitischen Kram passte. Schließlich stärkte er mit dem Stadtrecht für Welschbillig die Position des Erzbistums in der Südeifel. Denn seit dem Trier-Luxemburger Vertrag von 1239 zwischen Triers Erzbischof Theoderich II. und Gräfin Ermesindis von Luxemburg war das nicht weit entfernte Bitburg luxemburgisch geworden und hatte ebenfalls Stadtrechte erhalten. Welschbillig wurde im Jahr 1674 von französischen Truppen fast völlig niedergebrannt. Der Ort erholte sich nur sehr langsam. Er wurde nun nicht mehr als Stadt, sondern nur noch als "Flecken" bezeichnet. Nach Auskunft von Welschbilligs Ortsbürgermeister Werner Olk hat Welschbillig auch heute noch die Stadtrechte. "Die ruhen aber", sagt er. Es gebe derzeit auch keine Bestrebungen, diese wieder zu erlangen. Zwar könnte er sich dann Stadtbürgermeister nennen und es gäbe einen Stadtrat. "Ich sehe aber nicht, welche Vorteile das für uns haben würde", sagt Olk. Das haben beispielsweise die Speicherer anders gesehen. Der Ort kann sich seit 2011 Stadt nennen. Also gerade einmal seit fünf Jahren.
Die Verleihung der Stadtrechte vor 725 Jahren feiern die Welschbilliger mit einer Serie von Veranstaltungen, die am heutigen Donnerstag beginnt. Rudolf Müller hält einen Vortrag zum Thema "200 Jahre Welschbillig: Seine Geschichte seit Napoleon". Burgtor, Amtshaus, Teile der Stadtmauer, das alte Siegel und das Wappen erinnern an die alten Zeiten. Im Vortrag zeichnet Historiker Müller die jüngere Entwicklung des Orts nach. Die französische Katasteraufnahme etwa im Jahre 1810 zeigt den damaligen Grundriss als Ausgangspunkt. Ein Brand, die Ausweitung der Ortslage über die Stadtmauern hinaus, seine Modernisierung sowie die Ausgrabung des aus der Römerzeit stammenden Hermenweihers prägen das preußische 19. Jahrhundert. Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Trier-Saarburg. Beginn: 19 Uhr, im Bürgersaal, Gemeindehaus. Der Eintritt ist frei.
Zu "Genuss hoch zwei - Wein und Musik" laden die Organisatoren am Samstag, 22. Oktober, 20 Uhr, in den Bürgersaal im Gemeindehaus ein. Die Umrahmung übernimmt das Markus-Stoll-Trio. Karten für die Weinprobe inklusive einer Vesper sind für 15 Euro in den Vorverkaufsstellen Bäckerei Franz Schmitz, Friseursalon Sascha Barz und Metzgerei Naumeshof erhältlich.
Bürgerfest am 23. Oktober

 Auf historischen Aufnahmen lassen sich noch die Reste der Burgmauer und ihrer Türme erahnen. Foto: privat

Auf historischen Aufnahmen lassen sich noch die Reste der Burgmauer und ihrer Türme erahnen. Foto: privat


Zum Bürgerfest am Sonntag, 23. Oktober, sind auch Nicht-Welschbilliger eingeladen. Das Programm beginnt um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Petrus, gefolgt vom Bürgerempfang in der Kultur- und Marktscheune um 11 Uhr. Die musikalische Umrahmung übernimmt der Musikverein Welschbillig. Professor Dr. Franz Irsigler hält um 12 Uhr den Festvortrag "Bilder aus der Welschbilliger Vergangenheit: Von der Römerzeit bis zur Gewährung der Stadtrechte 1291". Es musiziert der Spielkreis für alte Musik, Trier.
Am Nachmittag führen Alt-Ortsbürgermeister Helmut Becker und Werner Hubert ab 15 Uhr durchs historische Welschbillig. Kinderführungen bietet der ehemalige Rektor der Grundschule Welschbillig, Egon Hansjosten, an. Weitere Attraktionen sind Kinderzauberei mit Saarbra-Kadabra und Kinderschminken mit dem KV Welschbillig. Den Welschbilliger Mittagstisch gibt es ab 13 Uhr, die Welschbilliger Vesper ab 17 Uhr. Bons sind im Vorverkauf erhältlich.

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