Die Woche: Auf dem Weg zur "Dagegen"-Stadt?

Trier · Donnerstag im Trierer Stadtrat: Eltern und Kinder der zu klein gebauten Tarforster Grundschule demonstrieren. Dazwischen Demonstranten aus Heiligkreuz, denen ein geplantes Neubauprojekt zu groß zu werden droht.

Die Stadt will Solaranlagen auf dem Petrisberg bauen - schon kündigen Anlieger an, juristischen Widerstand zu leisten. 2300 Fußballfans unterschreiben dafür, dass Parken auf einem Radweg während Spielen von Eintracht Trier erlaubt werden soll. Im Frühsommer: gleich mehrere Protest-Aktionen gegen ein geplantes Grillverbot im Trie rer Palastgarten. Im Internet beim Sozialen Netzwerk Facebook: 4300 Nutzer bekunden ihren Unmut darüber, dass die Tankstelle in der Trierer Ostallee geschlossen werden soll.

Trier 21. Es scheint fast, als hätte der Widerstand der Stuttgarter Bürger gegen den unterirdischen Bahnhof auch die Trie-rer beflügelt. Demos, Unterschriftensammlungen, Interessengemeinschaften - immer häufiger gehen die Menschen auf die Straße. Ihr Widerstand ist gerichtet gegen die Verwaltung, die letztlich aber in der Regel Beschlüsse des von allen gewählten Stadtrats umsetzt.

Wie Getriebene wirken da mitunter die Kommunalpolitiker. Sie werfen - wie 2010 bei der Schuldiskussion - im Angesicht von Volkes Zorn sogar erst kurz zuvor gefasste Beschlüsse wieder über den Haufen. Sind jedenfalls immer, wenn sich Bürger organisieren, beeindruckt - sonst würde eine längst beschlossene Sache wie das Nicht-Verlängern des Aral-Pachtvertrages nicht plötzlich wieder diskutiert. Dass Bürgeraufstände etwas bewirken können, haben die Parteien schnell gelernt und gleich übernommen - siehe Moselaufstiegs-Petition der CDU oder die Unterschriftensammlung von Parteien in Sachen Palastgarten. Statt auf den Demo-Zug aufzuspringen, wäre aber sinnvoller, wenn die Parteien früher mitbekämen, was die Menschen wirklich wollen.

Die Bürger ihrerseits machen es sich allerdings oft auch etwas zu einfach. Einen "Dagegen"-Knopf im Internet hat man schnell geklickt, eine Unterschrift schnell geleistet - ohne sich groß mit Hintergründen befassen zu müssen. Darüber, wie ein Projekt anders umgesetzt werden könnte, müssen sich dann andere die Köpfe zerbrechen. Oft kommt der Widerstand auch erst, wenn lang geplante Projekte konkret werden - obwohl Beteiligungsmöglichkeiten früher bestehen. Nicht nur Politiker müssen also lernen, mit dem größeren Wunsch nach Beteiligung umzugehen - auch die Bürger sollten lernen, sich früher zu Wort zu melden. Sonst verkommt Trier zur allseits blockierten Dagegen-Stadt.

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