DIE WOCHE

Meinung Ein Aufstieg in den letzten Zügen Nur wenige Themen erregen die Menschen in Trier und dem Umland derart wie der Verkehr. Das hat sich in dieser Woche auch wieder gezeigt, als in der Stadt öffentlich über eine mögliche Nordumfahrung (Meulenwaldautobahn) und eine mögliche Westumfahrung (Moselaufstieg) diskutiert wurde (TV vom Montag und Dienstag).

In Trier war das Thema Moselaufstieg nach einer entsprechenden Stadtratsdebatte ohnehin wieder auf der Agenda. Die rot-grüne Koalitionsvereinbarung der am Mittwoch in Mainz vereidigten neuen Landesregierung sorgte für zusätzlichen Zündstoff. Darin heißt es zur Verkehrssituation im Raum Trier: Die in der Region geplanten Infrastrukturvorhaben werden unter Einbeziehung der Potenziale eines Ausbaus des ÖPNV/SPNV zur Entlastung der Straßen infrastruktur bewertet. Auf dieser Grundlage wird gemeinsam mit der Stadt Trier und der Region Trier/Luxemburg ein nachhaltiges Verkehrskonzept im Sinne einer alle Verkehrsträger übergreifenden Gesamtkonzeption zur Verbesserung der Verkehrssituation entwickelt. Ziel ist, auf den Bau des Moselaufstiegs und der Meulenwaldautobahn zu verzichten. Für die Meulenwald-Autobahn ist dieser Passus mit ziemlicher Sicherheit eine Art Grabinschrift. 150 Millionen Euro, vermutlich eher mehr, würde diese Verbindung zwischen der A 1 bei Schweich und der A 64 kosten - und das sind noch die optimistischen Kalkulationen. Hinter vorgehaltener Hand sagen einem selbst CDU-Vertreter, dass solch ein Projekt nicht mehr in die Zeit passt. Zumal die Verkehrsentlastung womöglich über die deutlich günstiger zu realisierende Variante des Ausbaus von A 602 und B 52 zu haben sein könnte. Ist der Moselaufstieg, die Verbindung des Konz/Saarburger Raumes über eine Moselbrücke und eine Straße an die A 64 ebenfalls tot? Für die Grünen keine Frage, wie die Landtagsabgeordnete Jutta Blatzheim-Rögler unmissverständlich klar machte. Was der Bernkastel-Wittlicherin beim Hochmoselübergang nicht gelang - ihn zu verhindern - soll wenigstens bei den Trierer Verkehrsprojekten wahr werden. Der Moselaufstieg sei tot, sagte die Abgeordnete, egal was vor Ort diskutiert oder beschlossen werde. Man solle sich lieber Gedanken um Alternativen machen. Nun ist man ja einerseits dankbar für klare Ansagen, andererseits machen sich die Grünen mit dieser Position angreifbar. Während sie selbst bei jeder Gelegenheit Bürgerbeteiligung einfordern, und beim Hochmoselübergang beispielsweise immer mit den Unterschriftensammlungen der Gegner argumentierten, interessiert sie beim Moselaufstieg Volkes Stimme offenbar nicht sonderlich. Denn gefragt hat die Bürger dazu direkt noch niemand. Die CDU hat den Braten gerochen, schon mehrfach fiel aus ihren Reihen das Wort "Volksbefragung" zum Moselaufstieg. Eine erstaunliche Umkehrung der bisherigen politischen Rollen. Und dass es angesichts der vorgelegten Verkehrsprognosen und der bisher nicht ansatzweise erkennbaren Alternativvorschläge eine Mehrheit in Stadt und Kreis für dieses Projekt geben könnte, ist durchaus nicht ausgeschlossen. Ganz tot ist der Moselaufstieg also vielleicht nicht, er zappelt noch in den letzten Zügen. Wie die neue Landesregierung wohl argumentiert, wenn die Aufstiegsbefürworter mit zehntausenden Unterschriften anrücken?

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