"Die Zeichen stehen auf Angriff"

Kordel/Trier · Die Sozialdemokraten aus der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg haben am Samstag in Kordel die 43-jährige Katarina Barley aus Schweich zur Direktkandidatin für die Bundestagswahl 2013 gewählt. 67 der 68 Delegierten stimmten für Barley.

 Prominente Unterstützer an der Seite: Katarina Barley (Mitte) nach der Wahl zur SPD-Direktkandidatin mit der designierten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Luxemburgs Arbeitsminister Nicolas Schmit. TV-Foto: Albert Follmann

Prominente Unterstützer an der Seite: Katarina Barley (Mitte) nach der Wahl zur SPD-Direktkandidatin mit der designierten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Luxemburgs Arbeitsminister Nicolas Schmit. TV-Foto: Albert Follmann

Kordel/Trier. Ja ist denn schon Wahlkampf? Ausgesprochen motiviert und kämpferisch gaben sich die Sozialdemokraten auf ihrer Wahlkreiskonferenz am Samstag im Bürgerhaus Kordel. "Die Zeichen stehen auf Angriff, ich will das Direktmandat zurückgewinnen", schwor Katarina Barley die Genossen aus der Stadt Trier und dem Landkreis auf die Bundestagswahl 2013 ein.Bundestagswahl 2013


67 Delegierte wählten die 43-Jährige zur Kandidatin für den Wahlkreis Trier, es gab eine Gegenstimme. Damit erzielte Barley ein besseres Ergebnis als ihr Konkurrent Bernhard Kaster von der CDU, der sechs Gegenstimmen kassierte (der TV berichtete).
Auch wenn Barley, die in die Fußstapfen des Kenner Bundestagsabgeordneten Manfred Nink treten möchte, Kaster nicht unmittelbar angriff, so ließ sie doch kein gutes Haar an der Bundesregierung. Diese betreibe Klientelpolitik bei der Energiewende, den Steuern und der Pflege, schmeiße zwei Milliarden Euro beim Betreuungsgeld aus dem Fenster, anstatt sie zum Ausbau der Kitas einzusetzen, und gebe den Menschen keine soziale Sicherheit. Auch die deutsche Europapolitik ist für Barley (ihr Vater ist Engländer, die Mutter Deutsche) zu einseitig auf wirtschaftliche Interessen ausgerichtet: "Wie sollen wir den europäischen Geist an Menschen in Spanien und Griechenland weitergeben, wenn wir es an Unterstützung fehlen lassen?"

Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, beklagte die designierte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie ist für die Einführung einer Bürgerversicherung, das ist eine einkommensabhängige Krankenversicherung. "Wir stehen vollen Herzens hinter dir", beglückwünschte sie Katarina Barley zu dem guten Wahlergebnis und versprach ihr, sich auch für einen guten Platz auf der Landesliste einzusetzen. Auf einstimmigen Beschluss der Wahlkreiskonferenz wurden auch Christian Z. Schmitz und Markus Nöhl als Listenbewerber nominiert. Schmitz ist DGB-Geschäftsführer der Region Trier, Nöhl Geschäftsführer und kulturpolitischer Sprecher der Trierer SPD-Fraktion.
Weitere Redner in der von Karl Diller geleiteten, fast vierstündigen Versammlung waren der Europa-Abgeordnete Norbert Neuser (Boppard) und Nicolas Schmit, Sozialist und luxemburgischer Arbeitsminister im Kabinett von Premierminister Juncker. "Merkel hat einen miesen Job gemacht, die Koalition mobbt gegen Griechenland", kritisierte Neuser. Dass sich die deutsche Europapolitik ändern müsse, findet auch der Minister aus dem Ländchen: "Wir brauchen wieder die klare pro-europäische Linie."Extra

Jeder im TV vorgestellte Bundestagskandidat wird gebeten, spontan drei vorgegebene Halbsätze zu vervollständigen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, weil … Katarina Barley: "… es viele Positionen gibt, über die ich mit ihr als Oppositionsführerin diskutieren will." Wenn die künftige Ministerpräsidentin Malu Dreyer eine Schwäche hat, dann ist es … Barley: "… dass sie künftig nicht so oft in Trier sein kann." Der nächste Landrat des Kreises Trier-Saarburg muss aus der SPD kommen, weil … Barley: "… Sozialpolitik wieder in den Mittelpunkt der Kreispolitik gehört." alfExtra

Dr. Katarina Barley (43) ist SPD-Kreisvorsitzende und arbeitet als Referentin im Mainzer Justiz- und Verbraucherministerium. Die Juristin ist geschieden, hat zwei Söhne im Alter von neun und 16 Jahren und lebt in Schweich. 2005 wollte sie Landrätin werden, unterlag aber knapp Günther Schartz. alf

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