Die Zeit läuft ab für Nells Ländchen

TRIER-NORD. Der Park Nells Ländchen - einst beliebte Freizeiteinrichtung der Trierer - liegt heute verlassen da. Anfang April hatte der TV über den Niedergang berichtet. Inzwischen ist ein weiterer einsamer Sommer über die Anlage hinweggezogen.

 Wie lange noch?: Mit seiner künstlich angelegten Auenlandschaft ist Nells Ländchen eine außergewöhnliche Erscheinung unter den Trierer Stadtparks.Foto: Friedhelm Knopp

Wie lange noch?: Mit seiner künstlich angelegten Auenlandschaft ist Nells Ländchen eine außergewöhnliche Erscheinung unter den Trierer Stadtparks.Foto: Friedhelm Knopp

Geschehen ist seither im Grunde nichts im "Ländchen" - außer dass die im April eingesetzten Rosen nun fast verblüht sind und sich die Bäume herbstlich einfärben. Bald werden sie ihre Blätter abwerfen und damit zur weiteren Versumpfung des Sees beitragen. Dieser See - einst die Hauptattraktion des Parks - ist heute eines der Hauptprobleme. Das Gewässer mit seinen Nebenarmen konnte einst mit Mietruderbooten befahren werden. Doch damit war Mitte der 80er-Jahre Schluss. Inzwischen hat der See so sehr an Tiefe verloren, dass ein Boot kaum noch vorankommen würde. Für Enten noch genug Wasser "unter dem Kiel"

Nur für die Enten, Gänse und Schwäne reicht der Tiefgang noch - aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Wasservögel auf dem Trockenen stehen. Verliert der See nämlich weiter an Tiefe wie bisher, wird er in einigen Jahren zu einem Sumpfloch verkommen. Und dies wäre wohl das endgültige Aus für Nells Ländchen. Das zweite Problem des Parks ist sein übler Ruf. Auch Ortsvorsteherin Gabriele Luz-y-Pérez - "ich bin selbst ein halber Ausländer" - sagt, dass die Anlage durch die benachbarte Ausländer-Einrichtung für viele Trierer zu einem so genannten Angstraum geworden ist. Auch die öffentliche Reaktion auf den TV -Artikel vom April bestätigte dies. Mit zum schlechten Bild trugen mehrere Schwerverbrechen bei, die sich in jüngster Zeit dort ereigneten. Außerdem, so Luz-y-Pérez, liege der Park zu weit außerhalb. Die Stadt habe sich in eine andere Richtung entwickelt. Thomas Pütter, Geschäftsführer des Nells Park Hotels, will sich dem nicht anschließen. "Der Park wird nur schlecht verkauft und ist ins Gerede gezogen worden", sagt der Hotelier. Schwere Verbrechen zur Nachtzeit seien überall möglich. Der am Tag stark vom Publikum frequentierte Palastgarten gelte in der Nacht auch als unsicherer Ort, den man dann besser meide. Auch das Argument von der angeblichen Abgeschiedenheit des Parks lässt Pütter nicht gelten. Er verweist dabei auf beliebte Freizeitziele wie Mohrenkopf oder Weißhauswald, die verhältnismäßig weit entfernt vom Zentrum liegen. Auf Initiative Pütters waren in diesem Sommer mit großem Erfolg Kutschfahrten im "Ländchen" angeboten worden (der TV berichtete). Und in Angeboten dieser Art sieht der Gastronom die einzige Chance, um "wieder Leben in die Anlage zu bringen". Pütter: "Viele ältere Trierer schwärmen heute noch von den Kahnpartien im Park." Er kann sich vorstellen, an Wochenenden in Eigenregie oder im Verbund mit anderen Interessierten wieder einen Bootsverleih aufzuziehen. Sein Plan ist es, in Trier-Nord ein Netzwerk zu bilden. "Ich traue mir zu, das zu organisieren", sagt er. Ziel sollte es sein, die Situation schrittweise mit Hilfe von Privatinitiativen zu verbessern. Schützenhilfe erhält er vom Leiter des Bürgerhauses Trier-Nord, Bernd Weihmann. Der wäre sofort bereit, sich mit seiner Einrichtung an Aktivitäten zur Wiederbelebung des Parks zu beteiligen. Franz Kalck, der Leiter des städtischen Grünflächenamtes, kennt die Problematik um den Teich nur zu genau. Er weiß auch um die Gefahr der Versumpfung. Die Vorschläge aus Trier-Nord hält er aber für unrealistisch. Kalck: "Einfach ausbaggern lässt sich der rund 1,5 Hektar große See nicht. Der Schlamm müsste vor dem Abtransport erst auf einer Fläche in der Nähe entwässert werden." Bei den anfallenden riesigen Mengen wäre diese Arbeit nur schrittweise über mehrere Jahre möglich, weil einfach der Platz zum entwässern fehle. Wichtigere Projekte in der Stadt Trier

Kalck schätzt die Kosten für eine solche Aushubaktion, die man einer Spezialfirma überlassen müsste, auf 250 000 Euro. "Dieses Geld habe ich nicht", sagt Kalck. Jeder wisse, dass es im finanziell angeschlagenen Trier noch wichtigere Probleme gebe, als einen Teich für Bootsfahrten herzurichten. Außerdem verweist Kalck auf die traurigen Erfahrungen mit dem einstigen Bootsverleih, den man nicht zuletzt wegen des ständigen Vandalismus habe einstellen müssen. Ganz aufgegeben hat er den See aber auch nicht. Kalck: "Wir sind da schon dran - Programme sind aufgestellt. Aber es gibt Projekte in der Stadt, die zurzeit einfach Vorrang haben."

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