Die Zukunft ist ein trügerischer Ort - Trier Forum lädt ein zur Podiumsdiskussion

Trier · Das Trier Forum lädt ein zur Podiumsdiskussion in die Viehmarktthermen. Dabei schlagen die Ansichten über Stadtentwicklung hohe Wellen. Ein Luxemburger Stararchitekt provoziert, ein Generaldirektor ist aufgebracht und das Publikum klatscht Beifall.

Die Zukunft ist ein trügerischer Ort - Trier Forum lädt ein zur Podiumsdiskussion
Foto: Hans Krämer (hjk) ("TV-Upload Kr?mer"
Die Zukunft ist ein trügerischer Ort - Trier Forum lädt ein zur Podiumsdiskussion
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 Vor Ort war das Trier Forum mit Bürgern und Politikern (im Uhrzeigersinn von oben links) am Paulusplatz, am Theater Trier, am alten Standort der Feuerwache und vor der Deutschordenskommende. Fotos (4): Archiv/www.drohnenflug-trier.de

Vor Ort war das Trier Forum mit Bürgern und Politikern (im Uhrzeigersinn von oben links) am Paulusplatz, am Theater Trier, am alten Standort der Feuerwache und vor der Deutschordenskommende. Fotos (4): Archiv/www.drohnenflug-trier.de

Foto: Hans Krämer (hjk) ("TV-Upload Kr?mer"
Die Zukunft ist ein trügerischer Ort - Trier Forum lädt ein zur Podiumsdiskussion
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 Konzentriert: Gut 100 Zuhörer verfolgen die Diskussion in den Viehmarktthermen. TV-Foto: Verona Kerl

Konzentriert: Gut 100 Zuhörer verfolgen die Diskussion in den Viehmarktthermen. TV-Foto: Verona Kerl

Foto: (h_st )

Es ist ein emotionaler Abend, der polarisiert. Was gute Architektur ist, was ins Stadtbild passt und was nicht, oder welche Visionen umsetzbar sind - alles Ansichtssache. Doch in einem sind sich die rund 100 Experten, Politiker und Bürger einig, die bei der Podiumsdiskussion in den Viehmarktthemen Scharmützel, Wortgefechte und konstruktive Redebeiträge erleben: Trier hat vergessene Plätze und architektonische Schätze, die ins rechte Licht gerückt werden sollten.

Der Vortrag Der Provokateur des Abends heißt François Valentiny, ein luxemburgischer Stararchitekt, dessen Werke Städte in ganz Europa schmücken. Zu Trier hat er eine besondere Beziehung, vielleicht auch schon deswegen, weil er das Wahrzeichen des Petrisbergs entwarf, den Turm Luxemburg. "Eine große Vergangenheit. Eine großartige Kultur. Ich bin sehr emotional, wenn ich über diese Stadt rede", sagt er gleich zu Beginn und holt dann aus. Köln, Wien, Lübeck, Brasilia, das alles seien Städte, die der Wille zur Gestaltung eine. Besonders von China könne man lernen. Städtebau in Trier? Fehlanzeige. Trier habe zwei Probleme. Nummer eins: der Verkehr. "Man baut keine Stadt mit Einbahnstraßen." Nummer zwei: "Trier wendet sich vom Wasser ab, als ob das etwas Böses wäre." Sein Fazit: Wille und Vision fehlten. Beifall.

Vier Baustellen Damit sich daran etwas ändert, hatte das Trier Forum 2016 zu vier Orten der Stadt Trier geladen, die alle dringend eine Kompletterneuerung oder eine Erweiterung brauchen: Paulusplatz, Theater, Deutschordenskommende und Feuerwache. Diese sogenannte Vor-Ort-Reihe, präsentiert vom Trierischen Volksfreund, ist bei den Bürgern auf großes Interesse gestoßen. Verbesserungsvorschläge, Anregungen und Ideen stellen Hubertus Hillinger, Professor Alois Peitz, Constanze Küsel und Daniel Thull vom Trier Forum den Zuhörern vor und leiten damit in die Diskussion über.

Die Podiumsdiskussion Wäre Triers Baudezernent Andreas Ludwig nicht verhindert gewesen - wer weiß, ob der Abend dann nicht viel ausgeglichener verlaufen wäre, obwohl sich Moderator und Kulturjournalist Dr. Kurt Bohr bemüht, die Wogen zu glätten. So wettert Architekt Professor Alois Peitz gegen Parlamente, in denen keine Fachleute mehr säßen und die stattdessen immer mehr Machbarkeitsstudien in Auftrag gäben. "Gegenüber den Kaiserthermern entsteht eine große Wohnanlage. Die gehört da nicht hin. Wenn jetzt noch die Feuerwache an die Stelle des Polizeipräsidiums kommt, könnte man den Kaiserthermen gleich den Status Weltkulturerbe entziehen."
Dies bringt Generaldirektor Thomas Metz von der GDKE (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz) auf die Palme. "Wir haben den Plänen zugestimmt. Das Thema ist diskutiert worden. Icomos (internationaler Rat für Denkmalpflege, Anmerkung der Redaktion) hat sich das angesehen und keine Bedenken gehabt."
Währenddessen merkt Valentiny zu den Graffitti-verschmierten Wänden der Deutschordenskommende süffisant an: "Wenn ich dafür verantwortlich wäre, würde ich mich schämen. Mein Rat: Kaufen Sie einen Eimer Farbe." Und wieder brandet die Diskussion auf um zuviel Bürokratie, haufenweise Gesetze, überlange Planungszeiten und Politiker, die nicht wirklich etwas bewegten, was Metz dazu veranlasst zu schimpfen: "Die, die über Politiker schimpfen, sollen sich selber aufstellen lassen, Herr Valentiny."

Das Publikum So viel Schelte konnte das Trierer Urgestein Peter Terges nicht auf sich sitzen lassen: "Kein Bürger kann einfach einen Eimer Farbe nehmen, um was anzustreichen. Ja, es gibt viele Stilbrüche in Trier, aber auch Gelungenes wie den Trierer Petrisberg, Tarforst oder Feyen." Christoph Holkenbrink, ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, sprach von Bewusstseinsbildung. "Führende Leute sollten eingeladen werden. Da muss man dicke Bretter bohren." Woraufhin CDU-Stadträtin Jutta Albrecht versprach, Vertreter des Trier Forums in ihre Fraktion einzuladen.

Fazit Das Engagement des Trier Forums, das sich die behutsame Erneuerung, sinnvolles Bewahren und Entwicklung der Stadt und ihres Umlandes auf die Fahnen geschrieben hat, inspiriert. Einige Besucher lassen sich noch am gleichen Abend für eine Mitgliedschaft anwerben, um sich dafür einzusetzen, dass Triers Stadtentwicklung nicht stehenbleibt.

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