Diener von 16 Herren

TRIER. (DiL) Mehr als zwei Jahrzehnte hat Karl Krämer den Schulen in der Region Trier seinen Stempel aufgedrückt. Zu Ostern wurde der Leiter der Schulabteilung und Vizepräsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in den Ruhestand verabschiedet.

Zum Abschied ein Duell mit dem Chef: ADD-Präsident Josef Peter Mertes und sein scheidender Vize Karl Krämer lieferten sich ein rhetorisch fein ziseliertes, pointenreiches und anekdotengespicktes Ping-Pong-Spiel am Rednerpult im überfüllten Saal des Kurfürstlichen Palais' - politische Seitenhiebe inklusive. Krämer habe sein Amt "mit schlafwandlerischer Sicherheit geführt", merkte Mertes an. "Loyal", "erfahren", "sensibel", "visionär": Das Lob prasselte von allen Seiten auf den in der Wolle gefärbten Schulpolitiker herab. Aus Mainz war SPD-Staatssekretär Hofmann-Göttig angereist, wohlwissend, dass Christdemokrat Krämer "mit denen, die da 1991 in Mainz die Regierung übernahmen, wenig am Hut hatte". Gleichwohl machte der Schulpolitiker weiter Karriere, auch unter den neuen rot-gelben Herren, die eine Nase für Fachkompetenz hatten. "Niemand konnte Ihnen in Sachen Bildungspolitik etwas vormachen - es hat dann auch bald niemand mehr versucht", erzählte der Staatssekretär. 1980 war Krämer in Trier zur Bezirksregierung gekommen, 1988 nach Mainz ins Ministerium gewechselt, 1992 als Leiter der Schulabteilung zurückgekehrt. Im Jahr 2000 wurde er nach der Verwaltungsreform als ADD-Abteilungsdirektor Chef-Aufseher aller Schulen im Lande. 2001 übernahm er zusätzlich die Funktion des Vizepräsidenten. "Unbequem, aber stets zu Veränderungen bereit", schrieb Mertes seinem Stellvertreter ins Stammbuch. Flexibilität war gefragt, "angesichts von 16 Chefs in 23 Jahren", merkte Krämer an und ließ eine Phalanx von Ministern, Staatssekretären und Regierungspräsidenten Revue passieren. Das sei nicht immer einfach gewesen, "angesichts meiner spitzen Zunge". Die wird man im Kurfürstlichen Palais künftig vermissen - das ließ sich allenthalben beim anschließenden Empfang heraushören. Zumal die Nachfolgefrage noch ungeklärt ist. "Egal, wer es wird, spannend wird es auf jeden Fall", sagte ADD-Präsident Mertes. Ruheständler Krämer, Jahrgang 1940, wird diese Entscheidung in aller Ruhe in seiner Konzer Heimat verfolgen - so weit ihm seine vier Enkelkinder die Ruhe lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort