Dieses Kribbeln im Bauch

TRIER. Karate-Vorführungen, eine Kletterwand und sogar ein fliegender Oberbürgermeister – neben Informationsständen bot der "Markt der Möglichkeiten" auf dem Viehmarkt viel Abwechslungsreiches. Höhepunkt war die Verleihung des ersten Trierer Jugend-Ehrenamtspreises. Der erste Preis ging an die 22-jährige Fatima Engelhorn und den 23-jährigen Patrik Graf vom evangelischen Jugendtreff Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Trier.

"Mir hat's super gefallen", freut sich die neunjährige Lisa-Marie nach ihrem ersten Drachenflug, "es hat auch ein bisschen im Bauch gekribbelt". Oben, in etwa 40 Metern Höhe am Haken eines Krans, hatte wenige Minuten zuvor auch Oberbürgermeister Helmut Schröer seine Eröffnungsrede gehalten - spontan, wie man hörte. "Ich wünsche mir nicht nur 100 000 Trierer, sondern 100 000 ehrenamtlich engagierte Trierer", sagte Schröer zur Begrüßung. Ob der Wunsch in Erfüllung geht, steht noch in den Sternen. Wer aber am vergangenen Samstag einen Blick auf den Trierer Viehmarkt warf, konnte unschwer erkennen, dass es um freiwilliges und ehrenamtliches Engagement in der Moselmetropole keinesfalls schlecht bestellt ist. 100 Ehrenamtliche helfen mit beim "Markt"

36 Vereine und Institutionen hatten sich für den dritten "Markt der Möglichkeiten" angemeldet und kamen mit Info-Ständen, Kränen und Kletterwänden. Letztere stellte der Deutsche Alpenverein mutigen Nachwuchs-Messners zur Verfügung. Wer noch höher hinaus wollte, dem blieb nur die Flucht nach oben - mit einem Drachenflieger über den Schultern, am Haken eines Krans. "Wir rechnen mit 400 bis 500 Besuchern", sagt Carsten Müller-Meine, Geschäftsführer der Trierer Ehrenamtsagentur und Mitveranstalter. "Unser Ziel ist, Menschen, Vereine und Institutionen zusammenzubringen und den Informationsaustausch zu fördern." Neben der Ehrenamtsagentur ist auch die Stadtjugendpflege Mitveranstalter. Etwa 100 ehrenamtliche Helfer und 20 bis 30 hauptamtlich Beschäftigte haben den "Markt der Möglichkeiten" auf die Beine gestellt. So informierte Unicef etwa über aktuelle Projekte in Krisengebieten und eine neue Aids-Kampagne. Die Trierer Malteser kündigten an, den derzeit für Trier-Nord bestehenden Besucherdienst auf ganz Trier ausweiten zu wollen. Auch der Club-Aktiv aus Trier informierte über aktuelle Betreuungsangebote für Behinderte und stellte einen "barrierefreien Kulturführer" für die Region Trier vor. Neben zahlreichen multikulturellen Vorführungen - darunter ein türkischer Liedbeitrag und asiatische Tai-Chi-Darbietungen - war die Verleihung des ersten Trierer Jugendehrenamtspreises Höhepunkt der Veranstaltung. "Wir leben in einer Spaßgesellschaft, und Jugendliche engagieren sich nicht - das sind die Schlagworte, die man überall liest", sagte Jugend- und Sozialdezernent Georg Bernarding, der die begehrten Urkunden und Preise verlieh. "Viele junge Menschen sind mit Enthusiasmus bei einer Sache, bringen neue Projekte auf den Weg und stärken das Gemeinwesen. Das ist die Realität in Trier", lobte er. Alle Jugendgruppen, die beim "Markt der Möglichkeiten" mitgeholfen haben, erhielten eine Urkunde. Jury wählte aus 24 Vorschlägen aus

Im Vorfeld hatte eine Jury aus Pädagogen, Jugendlichen und den beiden Veranstaltern aus 24 Vorschlägen die drei Preisträger sowie einen Sonderpreis ausgewählt. Letzteren erhielt das Team der "Zirkusfreizeit 2006" und wurde mit einem Scheck über 250 Euro belohnt. Den mit 500 Euro dotierten dritten Preis erhielt der 27-jährige Thomas Hild vom Polizeisportverein Trier. Julia Schneider, Kinder- und Jugendgruppenleiterin bei den Naturfreunden Quint e.V., freute sich über 750 Euro für ihre Projekte. Der erste Preis ging mit 1000 Euro an die 22-jährige Fatima Engelhorn und den 23-jährigen Patrik Graf vom evangelischen Jugendtreff Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Trier. "Es motiviert und bestätigt einen, wenn man mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeitet und sieht, dass es ihnen gut geht", sagt Patrik Graf. Er betreut eine eigene Internetseite des Jugendtreffs und spielt Gitarre oder Schlagzeug in der Jugendband. Fatima Engelhorn hat sich der Fotografie verschrieben und begleitet Jugendliche in der Ferienfreizeit. Und was tun sie mit 1000 Euro? "Ein paar neue Kabel und Instrumente könnten wir schon gebrauchen", sagt Patrik, "aber auch ein neuer PC wäre gut. Das entscheiden wir aber am besten alle gemeinsam."

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