Diskussion über öffentlich-private Partnerschaft für das Theater

Trier · Am Trierer Theater nagt der Zahn der Zeit. Eine Sanierung des 47 Jahre alten Gebäudes scheint unausweichlich. 60 Interessierte haben am Mittwochabend über die Zukunft des Gebäudes diskutiert. Dabei wurden Vor- und Nachteile einer öffentlich-privaten Partnerschaft beleuchtet.

 Szene aus dem Ballett „Requiem“ im Theater Trier: Der kulturelle Teil des Theaterbetriebs soll auch im Fall einer öffentlich-privaten Partnerschaft unter städtischer Regie bleiben. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Szene aus dem Ballett „Requiem“ im Theater Trier: Der kulturelle Teil des Theaterbetriebs soll auch im Fall einer öffentlich-privaten Partnerschaft unter städtischer Regie bleiben. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Um die öffentlichen Kassen zu entlasten, greifen Kommunen immer häufiger auf das Prinzip "Public Privat Partnership" (PPP) zurück. Dabei entstehen mithilfe von privatem Kapital Schulen, Straßen, Sportplätze oder Hallen. Im Gegenzug tritt die Kommune Rechte ab, verzichtet auf Eigentum oder verpflichtet sich zu langjährigen Mietzahlungen. Bei einer Veranstaltung der SPD-Stadtratsfraktion haben Experten und Interessierte am Mittwochabend im Warsberger Hof diskutiert, ob dieses Modell auch für das sanierungsbedürftige Trierer Theater geeignet ist.

Die Idee: Ein privater Investor übernimmt die Sanierung des Gebäudes und den Betrieb und vermietet das Gebäude dann an die Stadt Trier zurück. Eine geeignete Finanzierungsmöglichkeit, findet Jörg Christen vom rheinland-pfälzischen Finanzministerium befürwortet. Trier würde damit zum Pilotprojekt: Bislang sei PPP noch nicht im Theatersektor angewandt worden.

Allerdings weist er darauf hin: "Diese Verträge sind immer eine Kreditaufnahme." Erfahrungen mit PPP hat die Stadt Trier bereits: Die Sanierung des Südbads hat die Kommune bereits über das Programm gestemmt. Allerdings hat gerade diese Tatsache in den vergangenen Monaten Diskussionen ausgelöst: Der Landesrechnungshof behauptet, dass Sanierung und Betrieb des Südbads deutlich günstiger gekommen wären, hätte Trier auf den Zusammenschluss mit einem Privatunternehmen verzichtet. Das sieht Renate Sternatz von der ver.di Bundesverwaltung genauso. Die Sanierung des Trierer Südbads steht mit auf ihrer Liste der Projekte, bei denen das Verfahren PPP gescheitert ist. "Oft werden bei PPP wichtige Informationen unter Verschluss gehalten", sagt Sternatz.

Der Stadtrat werde durch die fehlende Transparenz häufig zu wenig in die Entscheidungen bezüglich des Projektes eingebunden. Generell rät Sternatz klar von einer PPP-Lösung ab. "Wenn ich kein Geld habe, um etwas zu finanzieren, dann kann ich es auch nicht über PPP realisieren." Dass das Geld für eine Sanierung des Theaters nicht da ist, weiß Kulturdezernent Thomas Egger genau. Rund 23 Millionen Euro würden schätzungsweise für die Maßnahme fällig. "Bei rund 600 Millionen Euro Gesamtverschuldung der Stadt Trier ist natürlich wenig Spielraum für Investitionen", sagt Egger. Deswegen sei eine "massive Unterstützung von außen" nötig, um die benötigten 600 zusätzlichen Quadratmeter für den Theaterbetrieb zu schaffen.

Peter Oppermann, Chefdramaturg des Trierer Theaters, steht einer Sanierung mithilfe eines privaten Investors offen gegenüber. "Wir wollen uns nicht dem wirtschaftlichen Arbeiten verschließen." Allerdings müsse klar geregelt werden, dass der private Investor keinen Einfluss auf den künstlerischen Betrieb nehmen dürfe. Eine klare Entscheidung für oder gegen den Einbezug eines privaten Investors konnte bei der Veranstaltung nicht gefällt werden. "Wir stehen mit den Überlegungen noch ganz am Anfang", sagt Kulturdezernent Egger. So sei auch ein kompletter Standortwechsel raus aus der Innenstadt bei einem guten Angebot aus der Privatwirtschaft eine "ernst zu nehmende Version".

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