Disziplinmangel

Zur Stadtratssitzung am Donnerstag, 14. Dezember, erreichte uns folgender Leserbrief:

Nach langer Zeit habe ich mal wieder eine Sitzung des Stadtrats besucht, weil drei brisante und öffentlich vielfach diskutierte Themen anstanden: zukünftiger Stadtvorstand, Südbadsanierung, Generalmusikdirektor. Meine Eindrücke sind durchaus zwiespältig: Die Diskussionsleitung durch den OB war routiniert sachlich und gab auch Fraktionsvertretern Raum, die sich zum siebten Mal zu Wort gemeldet haben. Viele Redebeiträge waren weitschweifige Grundsatzreferate zu allgemein bekannten und akzeptierten Sachverhalten. Hier könnte Straffung erhöhte Effizienz bringen. Völlig indiskutabel ist jedoch das äußere Bild, das die Versammlung, die auch von einer Oberschulklasse besucht wurde, nach außen abgab. Sie begann unpünktlich, während der Sitzung war ein dauerndes Hin- und Hergelaufe von Ratsmitgliedern und auch Pressevertretern zu besichtigen, erstere wechselten ständig ihre Plätze, unterhielten sich privat, verließen den Raum zum Getränkekauf oder packten auch schon mal ihr Butterbrot aus, ein Ratsmitglied ging mit einer privaten Unterschriftensammlung von Bank zu Bank. Insgesamt erhielt ich den Eindruck von Provinzialität und Disziplinmangel. Hier wäre eine durchgreifende Neuorientierung angesagt. Ein Letztes: Der Ratssaal ist ein ehemaliger lang gestreckter Kirchenraum und mit seiner kontrapunktisch aufgestellten langen Sitzreihung (links CDU und UBM, rechts SPD, Grüne und FDP) denkbar ungünstig für den Austausch von Gedanken und das Ringen um Kompromisse. Zuschauer haben so gut wie überhaupt keinen Raum, der hinterste Zuhörer kann den Stadtvorstand praktisch nur noch per Fernglas wahrnehmen. Der Rathaussaal sollte zum Empfangs- und Ausstellungsraum umgenutzt werden und die Stadt sich andere Räumlichkeiten suchen, die wie ein wirkliches Forum der Bürgerdiskussion funktionieren können. Und auch das desolate Bild der Straßenkreuzungssituation an der Einfahrt zu Gymnasium, Stadttheater und Rathauskomplex mit den denkbar unansehlichen Glascontainern bedarf dringend einer Sanierung. Bernhard Gies, Trier

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