Dorf mit Familiencharakter

PFALZEL. Nirgendwo anders auf der Welt wollen sie wohnen. Pfalzel sei der schönste Stadtteil überhaupt, der einzige Ort, wo sie leben möchten. Und damit ist für die drei Generationen der Familie Knopp eigentlich alles gesagt.

Für die TV -Stadtteilserie werden die Sechs dann doch konkreter: Einmal im Jahr raus aus Pfalzel, das ist für Thomas Knopp in Ordnung. Nach spätestens drei Wochen zieht es den 39-jährigen Heizungsbauer wieder in die heimischen Gefilde. Die Nachbarn am Spielesplatz, die Freunde in der Freiwilligen Feuerwehr, "das ist wie eine große Familie. Da bin ich froh, wenn ich wieder zuhause bin". Ehefrau Anne empfindet das ähnlich. Geboren in Butzweiler lebt sie seit 18 Jahren in Pfalzel. "Ich wusste damals, dass ich entweder hierher ziehe oder mir einen anderen Mann suchen muss. Nie und nimmer wäre Thomas weggezogen", berichtet sie schmunzelnd. Bürger fürchten soziale Brennpunkte

Gerüchten zufolge soll es für Auswärtige doch schwierig sein, im Ort Kontakt und Anschluss zu finden. Da protestiert Katharina Knopp heftig: "Wer Anschluss will, findet den auch. Wer sich aber in sein Schneckenhaus verkriecht, den lassen wir drin. Aber wer anonym leben will, lebt in Pfalzel weitgehend falsch." Vor über 40 Jahren kam sie selber neu in den historischen Ort - durch Heirat natürlich. Auf der Fähre hatte sie "dem Schempi seinen Sohn" kennen- und lieben gelernt. Hubert, Spross des berühmten Fährmanns, bezeichnet sich selber als bodenständig. Mit 16 Jahren trat er in die Feuerwehr ein, hatte einen festen Freundeskreis und nicht den geringsten Wunsch, seine Heimat zu verlassen. Die intakte soziale Struktur und das überaus rege Vereinsleben, das sind die größten Pluspunkte für die meisten Pfalzeler. Vor allem im alten Ortskern kennt jeder jeden. "Das nervt manchmal", wirft Junior Tobias (zehn Jahre) mit Zustimmung seiner zwölfjährigen Schwester Sabrina ein. Dennoch sind sich alle einig, dass diese Gemeinschaft mehr Vor- als Nachteile hat. Es existiere eine nicht zu verachtende Schutzfunktion: Nachbarn schauen nach einander, versorgen gegenseitig zur Urlaubszeit die Häuser. Die Kinder sind bekannt, bekommen im Notfall Hilfe und werden nicht im anonymen Raum groß. Kleiner Laden könnte im Ort existieren

Für sie gibt es weitere Vorteile. Trotz stärkeren Autoverkehrs im Ort können sie immer noch auf vielen Straßen, Spiel- und Sportplätzen spielen. Sie finden an der Mosel und in den verwinkelten Gassen zahlreiche Erlebnisräume für Spiel und Abenteuer. "Außerdem müssen unsere Kinder weder zum Kindergarten noch zur Schule reisen", betont Anne Knopp ein wesentliches Plus des Stadtteils. Schließlich gibt es hier Kindergarten und Grundschule sowie mit dem Schulzentrum Mäusheckerweg das weiterführende Schulangebot in nächster Nähe. Das einzige, was schmerzlich vermisst wird, ist ein Lebensmittel-Geschäft. "Das ist schon verdammt ärgerlich, wenn man für jeden vergessenen Salat bis nach Ehrang fahren muss", kritisiert Nachbar Thomas Müller. Er ist überzeugt, dass ein kleiner Laden im Ort auf jeden Fall existieren könnte. "Natürlich nur, wenn der Besitzer keine Miete zahlen muss, sondern das Geschäft in seinem Eigentum unterbringt." Und da ist die Familie beim Thema Wohnraum. Einerseits würden, so Hubert Knopp, Objekte gebaut, in die aber nur Leute mit Bezugsschein und somit vornehmlich ehemalige Russen und keine Pfalzeler kämen. Die Angst vieler Bürger vor sozialen Brennpunkten im Ort sei berechtigt. Andererseits gehe in Sachen Neubaugebiet einfach gar nichts voran. "Da müsste endlich mal angefangen werden. Denn wenn jungen Pfalzeler Familien keine Bauplätze angeboten werden können, entfremdet das Dorf mehr und mehr", ergänzt Thomas. Ansonsten fallen den Knopps kleinere "Störfaktoren" ein wie der miserable Zustand der Turnhalle, der Dreck auf dem Spielplatz am Alten Friedhof, die "unerträgliche Zumutung" in Gestalt von Hundekot entlang der Mosel und auf der Wallmauer. Aber, so das einstimmige Fazit: "Unser Pfalzel ist einfach wunderbar." Der Stadtteil sei sauber und auch für Touristen reizvoll. Er habe sich im Lauf der Jahre positiv entwickelt und sei einfach ein idealer Lebensraum. Und sechs Knopps samt Nachbar sind sich einig: "Hier werde ich alt!" Bewertung: Wenn drei Generationen einer Familie ihren Ort lieben, dann ist die Bewertung für Lucky klar: höchste Tatzenzahl. Doch wegen der "Störfaktoren" und dem fehlenden Lebensmittelladen wird eine Tatze abgezogen. Am Montag geht es in unser Serie "Trier ganz nah" um das neue Baugebiet in Pfalzel.

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