Dorfentwicklung Ein Dorfzentrum vom Reißbrett

Föhren · Auf einem 7000 Quadratmeter großen Gelände rund ums ehemalige Kloster möchte die Gemeinde Föhren einen neuen Ortskern entwickeln. Die ersten Pläne sind gemacht.

 So soll die neue Ortsmitte von Föhren einmal aussehen. Dominierendes Gebäude bleibt das ehemalige Kloster (Mitte links). Es soll einen Anbau erhalten und als Hotel genutzt werden. In den Gebäuden rechts entstehen Wohnungen, unter anderem für Senioren, die auf Betreuung angewiesen sind.

So soll die neue Ortsmitte von Föhren einmal aussehen. Dominierendes Gebäude bleibt das ehemalige Kloster (Mitte links). Es soll einen Anbau erhalten und als Hotel genutzt werden. In den Gebäuden rechts entstehen Wohnungen, unter anderem für Senioren, die auf Betreuung angewiesen sind.

Foto: Kohl Bau, CKM Promotion Immobiiere, Axt Architekten, FAT Architects S.à.r.l

Föhrens „neue Mitte“ bekommt ein Gesicht. Der Gemeinderat hat nun einem Team aus Projektentwicklern und Architekten den Zuschlag für die Überplanung des ehemaligen Klostergeländes in der Ortsmitte erteilt. Investor ist die Kohl Bau GmbH. Die Firma mit Hauptsitz in Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm) ist hauptsächlich im Straßenbau tätig.

Wie Ortsbürgermeisterin Rosi Radant mitteilt, hatten zwei Bieter dem Rat ihre Vorstellungen für die Entwicklung des 7000 Quadratmeter großen Geländes präsentiert. Obgleich beide Konzepte die Vorgaben der Gemeinde wie altenbetreutes Wohnen, Gastronomie und Dienstleistungen umgesetzt hätten, seien sie „sehr unterschiedlich“ gewesen, sagt Radant.

Der Gemeinderat hatte unter Einbeziehung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) und des Trierer Planungsbüros bgh Plan die Rahmenbedingungen vorgegeben. Ein Gutachterausschuss hatte das Mindestgebot für den Grundstückskauf auf 615 000 Euro festgelegt.

Die Umsetzung des Konzeptentwurfs soll innerhalb von drei Jahren nach Inkrafttreten des Bebauungsplans erfolgen. Der Bebauungsplan, der detaillierte Baufestsetzungen enthält, soll noch in diesem Jahr als Satzung beschlossen werden. Demnach müsste bis zum Jahr 2021 das neue Viertel am Kloster weitgehend realisiert sein. „Das ist sehr ambitioniert, aber zu schaffen“, bemerkt die Ortsbürgermeisterin. Die Gesamtinvestition beziffern die Planer auf rund 20 Millionen Euro.

Herzstück des neuen Dorfzentrums soll das denkmalgeschützte Klostergebäude sein. Im Plan (siehe Entwurf) wird die Immobilie um einen Anbau auf der Westseite erweitert und als Hotel genutzt. 40 Betten seien denkbar, sagt der Trierer Architekt Dirk Axt. Im Erdgeschoss ist eine gastronomische Nutzung mit einem Restaurant angedacht – samt Außenterrasse auf dem „Klosterplatz“.

Der Planentwurf sieht eine Tiefgarage vor, die Zufahrt ist von der Waldstraße. Die Hauptstraße könnte nach Vorstellung der Planer in Höhe des Klosterkomplexes verkehrsberuhigt ausgebaut werden. Auf dem großen, zentralen Platz soll es geschäftig und lebhaft zugehen. Projektentwicklerin Marita Mayer denkt da an einen Wochenmarkt mit regionalen Produkten und an kulturelle Veranstaltungen. Weitere Ideen für den künftigen Ortskern rund ums Kloster sind ein Kinderspielplatz, ein Kräutergarten, ein Café, ein Bioladen und eine Eisdiele.

Dass die stetig wachsende Gemeinde Föhren (derzeit rund 2800 Einwohner) ein Hotel und weitere Dienstleister „vertragen“ kann, davon sind die Planer fest überzeugt. Mit dem Industriepark Region und der Autobahnanbindung gebe es ein weiteres Nutzerpotenzial unmittelbar vor der Haustür, sagt Projektentwickler Klaus Mayer.

Einen Bedarf für Föhren sehen die Planer auch beim Thema altenbetreutes Wohnen. Doch nicht nur seniorengerechter Wohnraum soll geschaffen werden, auch junge Familien will man für den Standort gewinnen. Generationsübergreifendes Leben – das ist der Anspruch. „Das soll keine Schlafstätte werden“, sagt Planerin Anja Axt. Wichtig ist den Projektentwicklern, dass die Bürger mitgenommen werden. Viele Anregungen und Gespräche wünscht man sich schon am 24. Januar. Dann soll das Projekt mit dem Arbeitstitel „Lebendiges Föhren, nachhaltige Dorfentwicklung“ auf einer Infoveranstaltung im Bürger- und Vereinshaus vorgestellt werden (Beginn 19.30 Uhr). Dies ist zugleich der Starttermin für die Vermarktung der Objekte.

Viele Jahre hatte sich die Gemeinde vergeblich um einen Investor für das Klostergelände bemüht. Das Gelände galt zwar als Filetstück, aber die immer baufälliger werdende Klosterimmobilie erwies sich zunehmend als Klotz am Bein. Sie musste zunächst komplett erhalten werden, bis die Denkmalbehörde schließlich einen Teilabriss erlaubte. Als „Lost Place“ (vergessener Ort) tauchte das Kloster in Internet-Videos auf.

Anfang 2017 wurde der große, nicht denkmalgeschützte Anbau mit Kapelle abgerissen (der TV berichtete). Für den Abriss und die anschließende Investorensuche mit europaweiter Ausschreibung gab es Fördermittel aus dem Städtebauprogramm „Ländliche Zentren“.

 Ortsbürgermeisterin Rosi Radant (Mitte) mit Planern und Projektentwicklern vor dem Kloster in Föhren (von links): Klaus Mayer, Wolfgang Düpré, Marita Mayer, Frank Stolz, Christoph Heckel, Anja Axt und Dirk Axt.

Ortsbürgermeisterin Rosi Radant (Mitte) mit Planern und Projektentwicklern vor dem Kloster in Föhren (von links): Klaus Mayer, Wolfgang Düpré, Marita Mayer, Frank Stolz, Christoph Heckel, Anja Axt und Dirk Axt.

Foto: Albert Follmann

Ziel dieser Landesinitiative ist es, dem demografischen Wandel und dem Ausbluten der Dorfkerne entgegenzuwirken. Durch den Abriss sei „die Braut hübsch geworden“, sagt Christoph Heckel vom Trierer Büro bgh Plan. Dass der denkmalgeschützte Altbau nun einen modernen Anbau bekommen und als Hotel genutzt werden soll, werde vom Denkmalamt akzeptiert.

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