Dorfmittelpunkt mit Herz und Seele

Trierweiler-Sirzenich · Gemeinde, Kirchengemeinde und Bürger wollen den Sirzenicher Dorfmittelpunkt gemeinsam umgestalten. Der alte Brunnenplatz, verbaut und kaum genutzt, soll zu einem Ort werden, an dem man sich gerne trifft und feiert.

Trierweiler-Sirzenich. Der Sirzenicher Dorfplatz versprüht den tristen Charme der 60er Jahre: viel Pflaster, in Beton eingefasste Beete, ein unansehnliches Buswartehäuschen. Es gab mal einen Brunnen, dem der Platz seinen Namen verdankt. Doch der wurde vor Jahren abgebaut. Genutzt wird die freie Fläche allenfalls, um Autos abzustellen. Menschen verirren sich selten dorthin, obwohl der Platz zentral liegt. Doch mit diesem Dornröschen-Dasein soll bald Schluss sein. Gemeinde, Kirchengemeinde und Bürger verfolgen ein ehrgeiziges Ziel: Der Dorfmittelpunkt von Sirzenich (1400 Einwohner) soll wieder ein richtiger Treffpunkt für Menschen werden, mit Dorfcafé, einer renovierten mittelalterlichen Kirche und einem für gemeindliche und kirchliche Zwecke genutzten Anbau auf dem Gelände der abrissreifen "neuen" Kirche.
Die "Revitalisierung" des Dorfplatzes war schon Thema bei der Dorfmoderation in Trierweiler (der TV berichtete). Die etwa 30 Sirzenicher, die in einer Arbeitsgruppe Möglichkeiten der Ortskernbelebung besprochen haben, waren sich einig: Ein Dorfcafé muss her. "Es fehlt ein Treffpunkt im Dorf", sagt Anne-Marie Borne. Sie ist zuversichtlich, dass sich genügend ehrenamtliche Helfer melden werden, um ein Bürgercafé nach dem Vorbild von Aach zu betreiben mit Kursangeboten und einer Tauschbörse. Das Häuschen Nummer 20, leerstehend und in Gemeindebesitz, könnte zu einem Café umgebaut werden, es gäbe sogar oberhalb des Platzes eine kleine Freiterrasse. Mit dem geplanten Abriss der Kirche könnten sich allerdings auch neue räumliche Möglichkeiten ergeben.
Pfarrer Hermann Zangerle hatte schon 2009 die Gläubigen informiert, dass die 1973 eingeweihte Kirche aus Betonplatten marode ist. Alleine das Dach müsste für mehrere 100 000 Euro saniert werden. Bereits in den nächsten Wochen könnte beim Bistum die Entscheidung fallen, die Kirche abzureißen und die benachbarte mittelalterliche Kirche zu erhalten. Dann könnte man auch an die Fundamente des denkmalgeschützen Gotteshauses heran, um die Feuchtschäden zu beseitigen. Kirchen- und Zivilgemeinde planen einen Anbau, den beide für ihre Zwecke nutzen wollen - mit Foyer, Sakristei, Gruppenraum, Heizung und Toiletten. "Unter Nutzung des Anbaus werden wir in der alten Kirche werktags Gottesdienste feiern können", meint Zangerle.
Das Sirzenicher Projekt hat beste Chancen, mit Mitteln der Europäischen Union aus dem Leader-Programm gefördert zu werden. Bis zu 115 000 Euro sind möglich. Auf weitere Zuschüsse kann Trierweiler als Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung hoffen.Meinung

Gemeinsam gegen die Tristesse
Mit einer guten Infrastruktur, wie man sie etwa im Nachbarort Trierweiler vorfindet, ist Sirzenich nun wahrlich nicht gesegnet. Zuletzt war es vor allem der Dorfladen, der die Funktion eines sozialen Treffpunkts ausfüllte, doch der existiert nicht mehr. Plätze gibt es zwar einige im Ort, auch große, doch die sind kalt und seelenlos. Kein Wunder, dass die Bevölkerung sie kaum annimmt. Mit der Neugestaltung des Dorfplatzes tut sich jetzt in Sirzenich die Riesenchance auf, Fehler der Vergangenheit auszubügeln und einen lebendigen, attraktiven Ortskern zu schaffen. Der große Vorteil ist, dass alle Beteiligten - Bürger, Gemeinde und Kirche - an einem Strang ziehen wollen. Außerdem gibt es Fördergelder aus Töpfen der EU und der Dorferneuerung. Am wichtigsten wird es jedoch sein, den Schwung aus der Dorfmoderation mitzunehmen und die Bürger nachhaltig ins Projekt einzubinden. a.follmann@volksfreund.de

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