Dottergelber Unfug

TRIER-NORD. Das Haus und die meist älteren Bewohner eines Anwesens in der Wilhelm-Leuschner-Straße sind Zielobjekte einer pöbelnden und Eier werfenden Gruppe Jugendlicher.

Mit lautem Gerät blasen Arbeiter das Laub von dem Rasen hinter dem Mehrfamilienhaus in der Wilhelm-Leuschner-Straße. Ein Eisentor schützt zur Straße hin vor ungebetenem Besuch. Die Mülleimer verstecken sich in einem verschlossenen Unterstand. Alles wirkt sauber, bürgerlich, ordentlich. Nur die Hauswand nicht. Gelbliche Streifen - einige Blassgelb, einige tief Dottergelb - verunzieren die weißen Außenwände. Unter einigen zeugen zerbrochene Eierschalen noch vom Ursprung der Schmierereien. Vor ein paar Tagen erst waren die Eierwerfer wieder da. Zum fünften Mal. "Ich hatte schon im Herbst Bescherung", versucht eine Bewohnerin die Angelegenheit mit Humor zu nehmen. Damals waren ihr Balkon und die Fensterfront zur Straße hin die Zielscheibe gewesen. "Ich bin morgens raus und habe fast einen Schlag bekommen", sagt die 79-Jährige. Das Wegputzen der angetrockneten Eimasse habe Stunden gedauert. Wäsche lässt sie seitdem nicht mehr über Nacht auf ihrem Balkon trocknen. Diesmal hat es die Rückseite des Hauses, in dem überwiegend ältere Menschen wohnen, getroffen. Auf der Küchenfensterbank im Erdgeschoss liegen noch etliche vom Dotter verklebte Eierschalen. Auf dem Putz an der Wand prangen hässliche gelbe Sonnen. "Das ist eine Riesensauerei", schimpft ein Bewohner. Die Schmierereien seien allerdings nur der Gipfel der Belästigungen. "Seit einer Woche steht unsere Klingel nicht mehr still." Den "Klingelmännchen-Streich" hat es natürlich auch schon in seiner Jugend gegeben. "Aber es nimmt überhand", erregt sich der Mann. Sein Verdacht fällt auf eine Gruppe Jugendliche, die ihn auch schon äußerst unflätig beschimpft habe. Anfangs hat der ältere Herr noch vom Balkon zurückgewettert und ist auch schon mal den Jugendlichen mit einem Stock in der Hand hinterhergelaufen. "Aber das bringt ja alles nichts." Konflikte zwischen den älteren Hausbewohnern und den vielen Jugendlichen im Block, die sich auf den gegenüberliegenden Sport- und Spielplätzen regelmäßig treffen, gibt es schon seit langem. Der Zaun sei schon mehrfach niedergetreten und Müll über die Hecke geworfen worden. Pöbeleien der Kinder seien an der Tagesordnung. "Der schmale Weg am Spielplatz vorbei ist eigentlich eine Abkürzung in die Stadt", sagt die ältere Frau. "Aber kaum einer von uns geht da noch lang, die Jugendlichen sind einfach zu frech." Die Wohnungsbesitzer haben die Polizei und die Hausverwaltung eingeschaltet. Zwei Beamte haben sich im Herbst das Ergebnis der Eierschlacht auf dem Balkon der Anwohnerin angesehen. "Der Schaden ist zu beheben, auch wenn es einigen Aufwand bedeutet. Vom Gesetzes her ist daher nicht von Sachbeschädigung zu sprechen", sagt der Trierer Schutzpolizist Markus Andell. "Machen können wir leider nicht viel, wir müssen die Sache unter ,grober Unfug' ablegen. Aber wir werden künftig in der Straße häufiger Streife fahren, wenn es unsere Kapazitäten zulassen." Auch die Hausverwaltung hat sich mit der Polizei in Verbindung gesetzt. "Ich habe Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und Beleidigung gestellt", sagt Wilhelm Becker von der Baugenossenschaft Trier-Nord. "Obwohl ich nicht glaube, dass das der einzige Weg ist, um einen solchen Generationen-Konflikt zu lösen." Gemeinsam mit der Polizei hat Becker nach anderen Lösungen gesucht. Gespräche der Polizei mit den Jugendlichen, von denen zwei bekannt sind, und deren Eltern sollen helfen, der ärgerlichen Situation beizukommen.

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