Drei-Sterne-Haus am Trierer Bahnhof

Seit mehr als einem Jahr steht es leer, nun kündigte sich ein Betreiber mit einer besonderen Geschäftsidee an. Die Diakonie will im ehemaligen Hotel Monopol ein Integrationshotel eröffnen. Sechs der künftig zwölf Angestellten sind schwerbehindert.

Trier. Elegante Messinggeländer, samtene Teppiche, antike Bilder und Spiegel, Fotos mit alten Motiven, urige Tiffanylampen - innen versprüht das ehemalige Hotel Monopol immer noch den Charme vergangener Zeiten. Das mehr als 100 Jahre alte Gebäude direkt gegenüber dem Hauptbahnhof gleicht zurzeit einer Baustelle. "Wir haben im ersten Stock eine Wand rausgebrochen, damit der Aufzug bis hierhin fahren kann. Später soll die alte Dampfheizung raus und die Fassade saniert werden", sagt Bernd Baumgarten, Geschäftsführer des neuen Hotels Vinum, das zurzeit in den Mauern des "Monopol" entsteht. "Alles soll in warmen Farben erstrahlen, neue Möbel sind bestellt."

Neues Konzept in altem Gemäuer



Das Vinum wird ein Hotel Garni (mit Frühstück) in der Drei-Sterne-Klasse. 60 Betten verteilen sich auf 28 neu gestaltete Zimmer mit Bad und WC. Früher war das Hotel ein klassischer Zwischenhalt für Kutsch reisende, bald soll es hier Veranstaltungen rund um das Thema Wein geben. Den Charme alter Zeiten will man aber beibehalten, das alte Interieur zum Teil weiternutzen. Auch aus Notwendigkeit: "Wir haben nicht das Geld, alles komplett zu sanieren. Das kommt alles nach und nach. Wir wollen erst mal schauen, wie das Hotel ab Dezember anläuft."

Das Geld für das Vinum kommt zum größten Teil von der evangelischen Kirche. Die Diakonie Trier/Simmern hat das prominente Gebäude gekauft. Künftiger Hotelbetreiber ist die gemeinnützige GmbH Integrationshotel des Diakonischen Werks, die Leitung des operativen Geschäfts übernimmt Bettina Muding, die zwei Jahrzehnte lang die Mayener Jugendherberge geleitet hat. Das Hotelgebäude stand mehr als zwölf Monate leer, mehr als 20 Jahre war es davor in der Hand eines Pächters. Dessen Vertrag mit dem Eigentümer, einem Architekten aus Trier, war ausgelaufen. "Der Kaufpreis und die Sanierung gehen jeweils in den Millionen-Euro-Bereich", sagt Baumgarten. Zusätzliche Fördermittel kamen von der Aktion Mensch (250 000 Euro) und dem rheinland-pfälzischen Sozialministerium (135 000 Euro).

Das Geld aus Mainz soll das Hotel mit seinem besonderen Geschäftsmodell konkurrenzfähig machen: Denn das Vinum ist als Teil der "Embrace"-Kette ein integrativer Betrieb. "Wir wollen behinderten Menschen eine Perspektive bieten, auch in den ersten Arbeitsmarkt integriert zu werden", sagt Baumgarten. Sechs der künftig zwölf Mitarbeiter sind schwerbehindert - vornehmlich mit geistiger und psychischer Behinderung. Sie werden im Service und in der Zimmerreinigung eingesetzt. "Wir müssen die Schulung und die Arbeitsabläufe anpassen. Standard für die Zimmerreinigung sind heute 18 Minuten pro Raum. Behinderte Menschen brauchen da einfach länger."

Dennoch gehe es nicht nur darum, die Behinderten zu beschäftigen. "Wir möchten Gewinne erzielen." Diese Erlöse dürfen aber nur für weitere soziale Projekte verwendet werden. "Die Diakonie definiert sich über den Dienst am Menschen", sagt Baumgarten auch in Hinblick auf die unmittelbare Nachbarschaft - das Eros-Haus. "Wir haben da keine Berührungsängste." Der schlechte Ruf des Bahnhofsviertels und - glaubt man den Bewertungsportalen im Internet - auch des Hotels Monopol hat die Investoren ebenfalls nicht abgeschreckt - im Gegenteil. "Am Bahnhof halten sich viele Menschen auf, auch welche mit vielen Problemen. Da passen wir als Hilfsorganisation gut hin", sagt Baumgarten. "Und der Name Monopol ist verbrannt. Das Vinum wird ein sauberes, freundliches und qualitativ hochwertiges Hotel."

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