Drohende Schatten über Trier-West

TRIER. Die Magnerichstraße kommt nicht zur Ruhe. Nächtliche Gelage auf der Straße, Belästigungen und Vandalismus prägen weiterhin den sozialen Brennpunkt in Trier-West/Pallien. Anwohner sprechen von einem "unzumutbaren Lebensumfeld". Oberbürgermeister Helmut Schröer ist dagegen von einem "Stillstand der negativen Entwicklung" überzeugt.

Patrick Millen ist in Trier-West/Pallien aufgewachsen und beobachtet die "Entwicklung zunehmender sozialer Spannungen in diesem Stadtteil" seit Jahren. Die Achse allen Ärgers ist seiner Ansicht nach der Bereich Magnerichstraße/Römerstraße. "Anwohner der umliegenden Straßen werden angepöbelt, belästigt und eingeschüchtert", schildert Millen. Als er während der Deutschland-Rallye Besuch von Freunden hatte, wurde deren Auto mit Bierflaschen beworfen. Die Täter: "Mehrere junge und alkoholisierte Männer." Die Polizei musste ran - wieder einmal.Angriffe mit Worten und Fäusten

Roswitha Rambaud wohnt seit fast 30 Jahren in der Magnerichstraße. "Wir finden keine Ruhe", sagt sie. "Nachts sammeln sich bis zu 40 Mann auf der Straße, stellen dort ihre Stühle auf und feiern Gelage. Kleine Kinder streifen unbeaufsichtigt durch das Viertel." Wer sich - beispielsweise durch Einfordern der Nachtruhe - unbeliebt macht, wird leicht zur Zielscheibe. "Die haben unsere Haustür mit Flaschen eingeworfen. Ständig wird man angegriffen." Mit Worten oder auch mit Fäusten. Werner Stolzenburg, der Lebensgefährte von Roswitha Rambaud, wurde zusammengeschlagen. Der Täter erhielt eine Bewährungsstrafe.

"Das ist doch kein Leben mehr." Roswitha Rambaud spricht mit beinahe apathischer Stimme. "Es wird nicht besser. Wir haben alles versucht." Die Mieter schilderten ihre Situation dem Ordnungs- und Wohnungsamt. Briefe an OB Schröer mit geradezu flehentlichen Bitten um Hilfe wurden verfasst. Den letzten hat Roswitha Rambaud gestern abgeschickt. Auch Patrick Millen schrieb dem OB. Beide sehen den Verwaltungs-Chef in der zentralen Verantwortung, denn die Häuser in der Magnerichstraße gehören der Stadt. Die Sozialwohnungen werden von der Wohnungsbau- und Treuhand AG (gbt) verwaltet.

"Die Magnerichstraße soll und darf kein Ghetto werden. Wir werden hier intensiv arbeiten müssen" - das hat Bürgermeister Georg Bernarding im Sommer 2004 angekündigt (der TV berichtete). Diese Arbeit habe trotz "einzelner Straftaten" Früchte getragen, meint OB Helmut Schröer heute. "Insgesamt ist es zu einer Beruhigung gekommen." Schröer verweist auf die Gründung eines Mieterbeirats und die "Ausdünnung" der Magnerichstraße: Von 84 Wohneinheiten werden zehn bewusst nicht vermietet. Das Ergebnis könne sich sehen lassen, "auch wenn noch keine optimalen Ergebnisse vorliegen".

Roswitha Rambaud kann diesen Optimismus nicht teilen. "Ich wäre längst weg, aber wo sonst finde ich eine Drei-Zimmer-Wohnung für 180 Euro?"

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