Musik Neues aus der Spielwahn-Abteilung

Trier · Dudelsäcke, Schalmeien und Trommeln: Die Mittelalterband Spielwahn ist einzigartig in Trier und Umgebung. Für ihr Outfit häuten die fünf Männer auch schon mal eine Ledercouch.

 Sie haben Beinamen wie Dreschflegel und Schattenpfeifer und treten bei Konzerten bewusst brachial auf: die Jungs der Mittelalterband Spielwahn.

Sie haben Beinamen wie Dreschflegel und Schattenpfeifer und treten bei Konzerten bewusst brachial auf: die Jungs der Mittelalterband Spielwahn.

Foto: Roger -Bisson -Angelika-Spielber

In Extremo ist die derzeit erfolgreichste Mittelalter-Rock-Band. Ihre Instrumente sind unter anderem Dudelsäcke, Schalmeien und Drehleiern, ihre Karriere begann auf Mittelaltermärkten.

Nico (26) aus Trier ist seit Jahren begeisterter Fan der Gruppe. Doch alleine aufs Zuhören wollte er sich nicht beschränken. „Zu meinem 19. Geburtstag schenkte mir mein Vater einen Dudelsack“, erzählt er. Der Blockflötenunterricht aus der Grundschule half ihm dabei, sich das Spielen selbst beizubringen.

Die ersten zwei bis drei Jahre habe er für sich alleine geübt, um ein Gefühl für das Instrument zu bekommen. Dazu braucht es viel Puste: „Ich kann mittlerweile etwa zwei Minuten hauchen“, sagt Nico, der sich Nicolus Barbarossa nennt, wenn er mit seiner 2014 gegründeten Band Spielwahn in Sachen Mittelalter unterwegs ist.

Auch die anderen vier Bandmitglieder haben sich entsprechende Namen gegeben: Als Magnus, der Dreschflegel (Jens, 35), Marsilius, der Schattenpfeifer (Marvin, 26), Lukas der Taktvolle (Lukas, 23) und Neidhard Grimbart (Manuel, 34) sorgen sie auf Mittelaltermärkten dafür, dass die Besucher ordentlich was auf die Ohren kriegen.

„Dudelsack kann man nicht leise spielen“, sagt Marvin lachend. Und auch optisch machen die teils tätowierten und bärtigen Musikanten in mittelalterlich anmutender Gewandung was her.

Beim Herstellen ihrer Kleidung lassen sie ihrer Kreativität freien Lauf. „Wir haben auch schon mal eine Ledercouch vom Sperrmüll gehäutet“, erzählt Jens, der bei Spielwahn für die Trommeln zuständig ist. „Unser brachiales Aussehen übt auf die Leute eine gewisse Faszination aus.“ Auch die großen Vorbilder wurden auf die fünf Trierer Männer aufmerksam: „2014 holte mich der Sänger von In Extremo im Amphitheater auf die Bühne, weil ich am Ende des Konzerts vom Publikum aus Schalmei gespielt habe“ erzählt Nico stolz.

2017 schlug sein Versuch, einen Dudelsack mit ins Amphitheater zu  nehmen, fehl, weil die Security das Instrument als Waffe einordnete. Im Gegensatz zu Bands wie In Extremo oder Saltatio Mortis beschränken sich die Trierer auf instrumentale Musik.

„Wir spielen eine Mischung aus eigenen Liedern und traditionellen Stücken“, erklärt Nico. Inzwischen haben die fünf in ihrer Spielwahn-Abteilung etwa 30 Lieder im Sortiment, die für Mittelaltermärkte und Privatveranstaltungen – gern auch mit Feuerspuck-Einlagen – gebucht werden können. „Wir würden die Band gern weiter ausbauen mit Gesang oder Geige, aber es ist hier in der Region nicht so einfach, Leute für  diese Art der Musik zu finden“, sagt Nico.

Dabei seien sie gern bereit, ernsthaft Interessierten das Spielen der mittelalterlichen Instrumente beizubringen.

Wer Interesse hat, kann Kontakt zu der Band aufnehmen unter der E-Mail-Adresse spielwahn@mail.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort