Dummeldisch!

Quirlige Behändigkeit und Rasanz sind nicht gerade die herausragenden Kennzeichen des Trierers. Er mag es lieber etwas gemächlich.

Dummeldisch!
Foto: (h_lalu )

Schien zaord! (schön zart) bekommt derjenige zu hören, der zur Eile antreibt. Oder ihn erreicht der nachdrückliche Hinweis: Enn aale Maan öss kaan Deezoch! (Ein alter Mann ist kein D-Zug). Verbunden mit einer beruhigenden Handbewegung kann auch der Ausruf Maach dussma! Öl auf die Wellen des Hektikers gießen. Das Wort dussma geht übrigens auf das französische doucement zurück, was soviel wie zart, sanft und behutsam bedeutet. Wenn es dann doch einmal unvermeidlich ist, etwas schneller zu sein, etwa wenn der Bus noch erreicht werden muss, gilt es, dabber oder dabbersches (wacker, munter) zu sein und sich zu dummeln (sputen). Wer Diarrhoe hat, ist oft auch in einer solchen Situation, und daher nennt der Volksmund das Leiden witzig und sehr bildhaft Dabberlaaf oder Dummeldisch. Natürlich gibt es auch agile Leute in Trier. Sie werden verglichen mit der Beweglichkeit des Kinderspielzeugs Kreisel, der Daob und in der Verkleinerung Dääbschi heißt: Die schafft wie en Dääbschi (Sie arbeitet äußerst geschwind). Von der Stelle kommen flinke Menschen, indem sie sämmsen, wätzen oder gar jachden. In diesem Zusammenhang gibt es ebenfalls einen Dommeldisch. Damit ist aber nicht die oben erwähnte Krankheit gemeint, sondern eine übereilige Person, und warnend heißt es: Dän Dummeldisch haot den Hals gebroch, dä Langsamen leeft noch!
Horst Schmitt ist Autor des Trierer Wörterbuchs, das im Trier-Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich ist. Gemeinsam mit Josef Marx hat er über 10 000 Stichwörter in Hochdeutsch-Trierisch und Trierisch-Hochdeutsch zusammengetragen. Die beiden Autoren erläutern in unserer Kolumne "Trierisch balaawern" wöchentlich Besonderheiten der Trierer Mundart.

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