Dunkle Wolken über Ruwer

TRIER. Der Schadstoff-Konflikt, in dessen Mittelpunkt die Schwerindustrie im Trierer Hafen steht, betrifft nicht nur Pfalzel. Auch wenn in Ruwer und Ehrang keine konkreten Schadstoffbelastungen gemessen wurden, leiden viele Anwohner unter Staub, Gestank und Lärm.

Das Landesumweltamt hatte in Pfalzel zu hohe Blei- und Cadmium-Niederschläge festgestellt, aber auch in Ruwer gibt es Probleme. "Ich habe zwei Kriege miterlebt, aber diese Situation macht mich fertig." Reinhold Spoden wohnt in der Straße Am Schälenberg in Ruwer. "Wir sind hier sehr oft starkem Lärm ausgesetzt. Das macht krank." Der 96-Jährige leidet laut eigener Aussage schon seit Jahren unter den Begleiterscheinungen der Produktionsabläufe im Trierer Hafen. Sein Sohn Lothar Spoden ergänzt: "Es stinkt quasi ununterbrochen. Es handelt sich dabei um einen rußigen Geruch."Staubfilm auf dem Auto

Wolfgang Schmitt hat von seiner Terrasse aus die große Übersicht. Er lebt in der Straße Auf Dorheck in Ruwer. "Man sieht an manchen Tagen die Staubwolken im Hafen deutlich", berichtet er dem TV. "Es handelt sich dabei keineswegs nur um Wasserdampf. Diese Wolken sind dunkel, das ist deutlich zu sehen."

Schmitt erzählt, er habe einmal einen Staubfilm auf seinem Auto vorgefunden. "An diesem Tag wurde im Hafen ein großes Schiff abgeladen. Dieser Vorgang hat eine extreme Staubentwicklung verursacht." Das Genehmigungsverfahren für die geplante Modernisierung und Umstrukturierung des Trierer Stahlwerks läuft, der Abschluss wird im Mai erwartet. Parallel sucht die Zentrale Expertengruppe Umweltschutz (Zeus), ein dem Landesumweltamt angegliedertes Gremium aus Ingenieuren und Naturwissenschaftlern die Schadstoffquelle.

LKW-Verkehr näher am Wohngebiet

Noch ist die Frage offen, wer für die Schadstoffbelastung verantwortlich ist. "Ich bin auf das Ergebnis dieser Ermittlungen sehr gespannt", sagt ein Anwohner, der nicht genannt werden will. "Es kann nicht sein, dass die Modernisierung genehmigt wird, bevor genau feststeht, wer die Emissionen verursacht."

Während der Anhörung der Widersprüche gegen die Erweiterungspläne des Trierer Stahlwerks spielten nicht nur die Schadstoffe eine Rolle, auch die Lärmbelastung wurde angesprochen. Hans-Jürgen Wirtz vom Bürgerverein Pfalzel befürchtete eine erhebliche Erhöhung des LKW-Verkehrs durch die geplante Produktionserweiterung. Durch die bereits im Bau befindliche neue Werkseinfahrt von der Eltzstraße aus rücke der LKW-Verkehr näher an das Wohngebiet heran. Stahlwerk-Chef Ulrich Rass bestätigte, dass die Produktionserhöhung zu mehr Verkehr führe. "Es wird aber zukünftig mehr über die Schiene abgewickelt."

Er werde seine Lieferanten vertraglich verpflichten, über den Kreisel an der Hafenstraße das Werk anzufahren. Die neue Werkseinfahrt sei produktionstechnisch erforderlich.

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