Dunkles Kapitel erhellt

TRIER. Ausstellungen dieses Kalibers sind selten in Trier zu sehen: Am Samstag, 27. Januar, 11 Uhr, wird die Schau "Größte Härte – Verbrechen der Wehrmacht in Polen September/Oktober 1939" am Domfreihof eröffnet.

 Eins der Bilder, die von Samstag an in Trier zu sehen sind: Wehrmachtsangehörige und getötete Einwohner in der polnischen Stadt Tschenstochau am 4. September 1939. Foto: privat

Eins der Bilder, die von Samstag an in Trier zu sehen sind: Wehrmachtsangehörige und getötete Einwohner in der polnischen Stadt Tschenstochau am 4. September 1939. Foto: privat

Die beiden Wehrmachtsausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialgeschichte haben Mitte der 1990er-Jahre mit dem Mythos der sauberen Wehrmacht aufgeräumt: Sie belegten, dass diese in Gräueltaten verstrickt war. Neben heftigen Reaktionen in Deutschland lösten die Schauen auch in Polen Diskussionen aus: Denn das Land, das im Zweiten Weltkrieg den zweithöchsten Blutzoll gezahlt hat, blieb außen vor.Ergänzung zur Hamburger Wehrmachtsausstellung

Diese Lücke will die Ausstellung "Größte Härte - Verbrechen der Wehrmacht in Polen September/Oktober 1939" schließen, die von Samstag an im Foyer der Städtischen Bücherei und der Volkshochschule (VHS) in Trier zu sehen sein wird. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die VHS haben sie an die Mosel geholt. Erarbeitet wurde die 2004 erstmals in Warschau gezeigte Schau, die seither in mehreren deutschen Städten zu sehen war, vom Deutschen Historischen Institut (DHI) in Warschau und dem polnischen Institut des nationalen Gedenkens - also von deutschen und polnischen Historikern gemeinsam. Ihr Ergebnis: Der deutsche Überfall 1939 markiert nicht nur den Beginn des Zweiten Weltkriegs, sondern auch den Auftakt des Vernichtungskriegs im Osten. 150 Städte wurden in den ersten Kriegswochen bombardiert, zehntausende Zivilisten getötet, Kriegsgefangene in Massenerschießungen ermordet und Juden umgebracht. Anhand von Zeitzeugenberichten, Fotos und Dokumenten belegt die Ausstellung, dass die Verbrechen an Zivilisten von Anfang an Teil der deutschen Kriegsführung im Osten waren. Bei der Eröffnung an diesem Samstag um 11 Uhr sprechen unter anderem Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, der Direktor des DHI in Warschau, Professor Klaus Ziemer, und DIG-Vorsitzender Oliver Lauer. Das Rahmenprogramm sieht für Dienstag, 30. Januar, 20 Uhr, einen Vortrag des Historikers Martin Cüppers zum Thema "Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina" im Studienzentrum Karl-Marx-Haus vor. Am Donnerstag, 15. Februar, berichtet Geschichtswissenschaftler Thomas Grotum um 20 Uhr im Vortragssaal der Volkshochschule über "Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik in Polen 1939 bis 1945". Weitere Termine sind in Planung. Ausstellung und Veranstaltungsreihe werden unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung, der Sparkasse Trier, der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Trier, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Warschau, dem Asta der Uni Trier und der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Ausstellung ist bis zum 17. März zu sehen, und zwar werktags von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Der Katalog kostet 18 Euro. Infos zu Führungen: johannes.platz@uni-trier.de.

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