Durchatmen am Beutelweg

TRIER-NORD. Es stank zum Himmel. Doch nun scheint alles auf dem besten Weg. Zwei marode Gebäude in der Thyrsusstraße sind fast komplett abgerissen. Die Finanzierung des Projekts stand auf des Messers Schneide und hätte beinahe auch die Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg (Wogebe) in existenzielle Probleme gebracht.

Die Bedeutung der Wogebe für die Stadt, besonders für Trier-Nord, steht außer Frage. Das bundesweit vorbildliche Genossenschaftsprojekt verwaltet mittlerweile 500 Wohnungen in dem Stadtteil, der sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat. Denn die Wogebe betreibt ihre Sanierungs- und Neubauvorhaben nicht mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. Vielmehr geht es um mehr Lebensqualität im Stadtteil. Und das mit Hilfe der Bewohner, die sich als Genossenschaftler aktiv in die Verbesserung ihre Wohnumfeldes einbringen müssen. Nur so lässt sich nach Meinung des Wogebe-Gründers Professor Heinz Ries die Idee in den Köpfen der Menschen festigen, dass sie auch für das Allgemeingut Verantwortung tragen. Heinz Ries gab Ende 2002 aus Altersgründen seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender auf. Sein Nachfolger Bernd Steinmetz arbeitet gemeinsam mit neuem Vorstand und Geschäftsführerin Claudia Schmeling im Sinne des renommierten Sozialwissenschaftlers weiter. Die Probleme sind nicht geringer geworden.Vor zwei Jahren kaufte die Wogebe von der Stadt 250 Wohnungen im Umfeld des Beutelweges, womit sich die Genossenschaft praktisch verdoppelte. Teilweise waren Häuser darunter, deren Sanierung nicht mehr möglich ist. Weil die Genossenschaft mit dem Kauf auch kommunale Aufgaben übernahmen, sicherte die Stadt im Gegenzug zu, innerhalb von sieben Jahren mit Rückzahlungen die Sanierung des Stadtteils zu sichern."Der Rückfluss des Einkaufspreises für die baufälligen Gebäude Thyrsusstraße 22 bis 24 war zum Beispiel eingeplant, um deren Abriss zu finanzieren", sagt Bernd Steinmetz, der froh ist, dass der Stadtrat in zweiter Lesung den Nachtragshaushalt der Stadt genehmigt hat (der TV berichtete). Denn unmittelbar damit verbunden war ein Betrag von 750 000 Euro, den die Stadt als Jahressumme 2003 an die Wogebe zahlt. Das ist dringend notwendig, denn der Abriss des Gebäudekomplexes in der Thyrsusstraße ist fast beendet und musste zu einem großen Teil vorfinanziert werden. Als öffentliche Toiletten missbraucht, hatten die Gebäude zuvor Schlagzeilen gemacht (TV vom 7. Oktober).Wäre der Nachtragshaushalt nicht genehmigt worden, hätte dies nach Worten von Bernd Steinmetz "Einfluss auf die Wirtschaftsplanung der Genossenschaft gehabt". Will heißen, die Wogebe wäre möglicherweise in ernste finanzielle Probleme gekommen.Da sich Verwaltung und Rat nun aber verpflichtet haben, die Summe für 2004 zu Jahresanfang überweisen, sind die ärgsten Finanzierungsprobleme erst einmal vom Tisch. Angesichts der anstehenden Aufgaben kann dies nur hilfreich sein. So soll die Sanierung des Bürgerhauses Trier-Nord bis September beendet sein. Im Bereich Beutelweg/Ambrosiusstraße haben die Straßenbauarbeiten begonnen. Und die Sanierung an den Gebäudekomplexen "Möwe" und "Pinguin" in der Thyrsusstraße soll abgeschlossen werden. Im Bereich der Abrisshäuser werden in diesem Jahr keine neuen Gebäude entstehen. Allerdings finden in der kommenden Woche erste Gespräche mit dem Baudezernat statt, wie eine Nutzung des Geländes aussehen könnte.Ein großer Teil der Entwicklungsarbeit in Trier-Nord wird durch das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" maßgeblich unterstützt. 2003 flossen darüber 2,3 Millionen Euro, wobei die Sanierung des Bürgerhauses mit 1,7 Millionen den größten Anteil hatte. Zuschüsse gab es aber auch für das Quartiersmanagement und den Kauf des Spielplatzes Verdistraße. Bis zum Jahr 2009 wird die Wohnungsgenossenschaft insgesamt 53 Millionen Euro in den Stadtteil Trier-Nord investiert haben."Wir werden in diesem Jahr noch sehr viel mehr Energie in die Bewohnerarbeit stecken" kündigt Bernd Steinmetz an, der sich über die verbesserten Startbedingungen für das Jahr freut. Er lässt aber auch keinen Zweifel daran, dass dies dringend notwendig ist: "Was wir benötigen, ist eine Verlässlichkeit, dass wir die zugesagten Zuschüsse zeitnah bekommen."

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