Edle Stoffe für den Kardinal

Trier/Köln · Der gebürtige Trierer Thomas Schmitt hat sich auf das Schneidern von Priesterkleidung und Messgewändern spezialisiert. Nun hat er den neu ernannten deutschen Kardinal Woelki eingekleidet.

 Eine rote Soutane aus reiner Schurwolle hat Schneider Thomas Schmitt (rechts) für Rainer Maria Kardinal Woelki angefertigt. Foto: Thomas Stude

Eine rote Soutane aus reiner Schurwolle hat Schneider Thomas Schmitt (rechts) für Rainer Maria Kardinal Woelki angefertigt. Foto: Thomas Stude

Trier/Köln. Eigentlich will Schneider Thomas Schmitt zum Geburtstag seiner Mutter in die Heimat nach Leiwen fahren. Doch ein dringender Anruf in seinem Kölner Geschäft "Schmitt Paramente" durchkreuzt diese Pläne: Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Berlin, wird in Kürze zum Kardinal ernannt und bittet Schmitt darum, ihn für sein hohes Amt einzukleiden.
Menschen ganz nah


"Das war für uns eine große Ehre und etwas ganz Besonderes", erinnert sich Schmitt. Der gebürtige Trierer, der ursprünglich selbst Priester werden wollte, ist seit über zehn Jahren auf die Anfertigung von Messgewändern spezialisiert. Seit 2007 führt er eines der größten Geschäfte für Kirchenbekleidung in Deutschland.
Da die offizielle Ernennung zum Kardinal im Vatikan vor der Tür steht, muss alles ganz schnell gehen. Schmitt nimmt bei Woelki Maß und legt gleich am nächsten Tag mit seinem Team los. Nicht nur der Geburtstag der Mutter, sondern auch alle anderen Projekte müssen jetzt erst einmal warten. "Der Kardinal geht natürlich vor", sagt Schmitt.
Zur Ausstattung eines Kardinals gehören rote und schwarze Priesterkleider, Soutanen genannt. Das Aussehen der bodenlangen Gewänder ist genau vorgeschrieben. Schmitt schneidert für Woelki eine rote Soutane, die im Gottesdienst getragen wird. Sie verfügt über genau 33 Knöpfe für die Lebensjahre Jesu.
Außerhalb des Gottesdienstes kleiden sich Kardinäle in schwarze Soutanen mit hellroten Knöpfen, von denen für Woelki zwei Stück angefertigt werden. Über der Soutane wird eine rote Bauchbinde, das Zingulum, getragen. Als Kopfbedeckung gibt es den Pileolus, ein rundes Scheitelkäppchen, sowie ein Birett, das dem Kardinal vom Papst feierlich überreicht wird.
Eine gute Woche ist Schmitt mit der Anfertigung der Kleider beschäftigt. Hierfür wählt er nur feinste Stoffe: Die Soutanen sind aus reiner Schurwolle, für das Zubehör wird edle Moiré-Seide verwendet. Über die Kosten der Kardinals-Ausstattung hüllt der Schneider sich aber in Schweigen. Normale Soutanen gibt es bei Schmitt Paramente je nach Stoff ab 800 Euro. Die bisher teuerste Robe hat stolze 8000 Euro gekostet. Über die reine Bezahlung hinaus wird Thomas Schmitt aber ein ganz anderer Lohn zuteil. Kardinal Woelki lädt ihn im Februar zum Konsistorium nach Rom ein, wo der Papst zur Ernennung den Kardinalsring und das Birett überreicht. "Das war natürlich sehr erhebend, wenn das bei uns in der Werkstatt gearbeitete Birett durch die Hände des Papstes geht", sagt Schmitt.
Beim anschließenden Empfang des deutschen Botschafters im Vatikan für die neuen deutschen Kardinäle Woelki und Karl Josef Becker hat Schmitt noch ein Geschenk im Gepäck: eine selbstgestaltete Mitra aus reiner Seide.
Stammkunden in der Heimat


Thomas Schmitt verkauft seine Gewänder in ganz Deutschland und Europa. Auch im Bistum Trier sind seine Schneiderskünste gefragt. In seiner Heimat beliefert er viele Stammkunden, die seine Priesterkleider, Talare und Messgewänder schätzen. Aber die Ausstattung eines Kardinals ist der bisherige Höhepunkt in Schmitts Karriere. Ist da überhaupt noch eine Steigerung möglich? "Das Nächste wäre dann vielleicht der Papst, aber der hat seinen Schneider in Rom. Das wäre ja auch unsinnig, wenn der gute Mann sich in Köln einkleiden lassen würde", scherzt Schmitt.
Aber im Ernstfall hätte die Mutter in Leiwen bestimmt noch einmal Verständnis.

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