Egbert-Schule in Trier-Ost wird saniert
Trier · Die marode Egbert-Grundschule in Trier-Ost soll für 2,7 Millionen Euro instand gesetzt werden. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend mit 35 Ja- und 20 Nein-Stimmen beschlossen. Oberbürgermeister Wolfram Leibe sprach sich deutlich gegen die Sanierung aus. Und auch Schul- und Baudezernent Andreas Ludwig schien alles andere als überzeugt.
Eindringliche Worte richtete Oberbürgermeister Wolfram Leibe vor der Diskussion um die Zukunft der Egbert-Grundschule an den Stadtrat. "Wir alle wollen das Beste für unsere Kinder - das ist völlig unstreitig. Nicht einig sind wir uns über den Rahmen, den wir dafür setzen wollen", sagte der Stadtverwaltungschef. "Ist die Sanierung der Schule ohne ausreichendes Raumprogramm, ohne eigene Sporthalle wirklich nachhaltig?", fragte Leibe rhetorisch. "Wenn wir drei Millionen für Egbert ausgeben - ohne damit eine vollwertige Schule zu schaffen - dann müssen wir das auch anderen sanierungsbedürftigen Schulen zustehen." Finanziell sei das kaum leistbar - und wenig sinnvoll angesichts stetig sinkender Grundschülerzahlen.
Bei der späteren Abstimmung stimmte Leibe denn auch gegen den Antrag von CDU, Grünen, Linken und Piraten, die Egbert-Schule zu sanieren und sprach sich stattdessen für den Vorschlag von SPD, FWG und FDP aus: Ein großer Neubau in der Innenstadt, in dem mehrere marode Grundschulen zusammengeführt werden könnten.
Eineinhalb Stunden hatte der Rat die - allseits bekannten - Argumente für und wider den Erhalt der seit Oktober 2013 wegen Baumängeln geschlossenen Egbert-Grundschule diskutiert. CDU und Grüne nannten die Sanierung für die bessere Lösung - offenbar ohne diese für ideal zu halten. "Bei einer Instandsetzung haben wir einen zeitnahen Realisierungsprozess in Aussicht, die Kosten sind kalkulierbar, und der Standort ist klar", sagte Elisabeth Tressel von der CDU. Bei einem möglichen Neubau in der City seien diese Punkte dagegen unwägbar - weswegen bei der CDU die Entscheidung für die Instandsetzung der alten Schule gefallen sei. "Ja, eine Innenstadtschule wäre toll - aber wir sollten realistisch sein, was wir umsetzen können", lautete das Argument von Thorsten Kretzer von den Grünen.
Zudem sei das von SPD, FDP und FWG vorgeschlagene Grundstück in der Ostallee für einen Schulneubau "zwischen Gleisen und Allee völlig ungeeignet für einen Schulbau".
Carola Siemon von der SPD dagegen warnte davor, die einfache, schnelle Sanierung einer "nachhaltigen Lösung" vorzuziehen. "Bei einer Sanierung ist schon jetzt klar, dass die Egbert-Schule weiterhin zu klein sein wird." Dass der Erhalt des Standorts im vom Stadtrat beschlossenen Schulentwicklungskonzept festgehalten sei, sei ein schwaches Argument. "Wir haben in diesem Konzept auch festgehalten, dass wir angesichts der städtischen Haushaltslage die Grundschulstandorte optimieren und uns auf drei- bis vierzügige Grundschulen konzentrieren wollen."
Christiane Probst von der FWG schoss insbesondere gegen den grünen Ortsvorsteher und Stadtrat Dominik Heinrich, der den Erhalt der Egbert-Grundschule zu seinem zentralen Versprechen beim Kommunalwahlkampf 2014 gemacht hatte. "Ihre Entscheidung ist rein parteipolitischen Interessen geschuldet. Die schwarz-grüne Verantwortungsgemeinschaft handelt verantwortungslos gegenüber uns Steuerzahlern!", schimpfte Probst. FPD-Fraktionschef Tobias Schneider kritisierte, dass "egal, ob uns die Sanierung tatsächlich nur 2,7 Millionen, vier oder fünf Millionen kostet, von diesem Geld nur ein einziger Standort profitiert". Beim Neubau einer City-Grundschule wäre das anders.
CDU-Stadtrat Thorsten Wollscheid hatte sich als Vorsitzender der Jungen Union (JU) im Vorfeld der Stadtratssitzung explizit für den Neubau einer Grundschule in der City ausgesprochen. Während SPD, FWG und FDP dafür das frei werdende Stadtwerke-Grundstück in der Ostallee vorgeschlagen hatten, sollte die Innenstadtschule nach Vorstellungen der JU allerdings auf dem heutigen Tufa-Gelände entstehen. "Das Gelände an der Ostallee halten wir für ungeeignet", erklärte Wollscheid am Donnerstagabend. Statt sich der Abstimmung zu enthalten, stimmte Wollscheid - wie die gesamte CDU-Fraktion - anschließend für die Sanierung der Egbert-Grundschule am Standort.Meinung
Chance vertan
Von Christiane Wolff
CDU, Grüne und die weiteren Sanierungsbefürworter haben die Chance auf einen wichtigen Schritt Schulentwicklung vergeben. Eine Innenstadtschule - über deren Standort getrost noch hätte diskutiert werden können - wäre eine nachhaltige, zukunftsfähige Lösung gewesen. Die Instandsetzung der maroden und zu kleinen Egbert-Schule ist es nicht. Bau- und Schuldezernent Ludwig (CDU) hat dabei versäumt, Flagge zu zeigen. Fünfmal bemühte er in seiner kurzen Rede in der Ratssitzung die Wendung "Wo Vortei le sind, da sind auch Nachteile". Deutlicher hätte er nicht machen können, dass er nicht hinter der Entscheidung seiner Fraktion steht. Wäre er überzeugt von dieser Lösung, hätte er wohl selbst dem Rat einen entsprechenden Sanierungsbeschluss vorgelegt und nicht die Füße stillgehalten. c.wolff@volksfreund.de
Schüler und Eltern singen vor Rathaus für Erhalt der Egbert-Schule
"Egbert, das ist unser Ort, von dir wollen wir niemals fort. Hier im Trierer Osten sind wir zu Haus", heißt es im Refrain des Lieds, das rund 60 Erwachsene und mindestens ebenso viele Kinder am Nachmittag vor dem Trierer Rathaus sangen. Sie kämpfen für den Erhalt der Egbert-Grundschule im Stadtteil Trier-Ost .