Ehranger Kinder dürfen nicht nach Biewer

BIEWER. Enttäuschung, Wut und harte Worte: Ehranger Kinder, die in Biewer die Grundschule besuchen und ihren Wohnsitz in Ehrang haben, dürfen in Biewer nicht zur Erstkommunion gehen. Eine offenbar legitime Entscheidung der beteiligten Pfarreien, die für Frustrationen bei den betroffenen Eltern sorgt.

Seit Sommer 2005 ist die Grundschule Biewer Ganztagsschule. So, wie es im Stadtrat gewollt war, gehen auch Kinder aus anderen Stadtteilen nach Biewer. Allein aus Ehrang füllen zwölf Schulkinder die dritte Jahrgangsstufe - eine Rettung für die Biewerer Grundschule, die im eigenen Stadtteil zu wenig Kinder hat. Die Situation der Drittklässler, genauer der Umgang der zuständigen Pfarrei St. Jakobus mit ihnen, sorgt jetzt in Ehrang und Biewer für Aufregung. Die Biewerer Kinder, die in Ehrang wohnen, dürfen nicht zusammen mit ihren Freunden den Kommunionunterricht in Biewer besuchen. Das sei auf einem Elternabend, zu dem die Ehranger Eltern nicht eingeladen waren, erklärt worden, sagt eine Mutter. Wie eine andere enttäuschte Ehrangerin will sie anonym bleiben, um ihre Kinder nicht ins Gerede zu bringen. "Ich kam mir vor wie eine Aussätzige", sagt die Frau, die ohne Einladung zu dem Elternabend ging, und ärgert sich über die "Sturheit" der Pfarrei. "Die Kinder sollen dahin zur Kommunion gehen, wo sie mit der Gemeinde verbunden sind", sei auf dem Elternabend gesagt worden. Außerdem sei die Biewerer Kirche für weitere Kommunionkinder aus Ehrang zu klein. Allerdings haben die Ehranger Schulkinder ihre Freunde in Biewer und wollen mit ihnen gemeinsam zur Kommunion gehen. Wie Lisa (Name geändert): Den Biewerer Kindergarten hat sie besucht, die Verwandten leben in Biewer, der Vater ist Biewerer, die Eltern haben in Biewer geheiratet. Nun soll die Drittklässlerin in St. Peter in Ehrang zur Kommunion gehen. Auf einen schriftlichen Antrag auf Zulassung zur Erstkommunion habe der Biewerer Pastor Jonas Weber nicht reagiert. "Die Entscheidung, Kinder dort zur Kommunion zu schicken, wo sie ihren Wohnsitz haben, wurde im Vorfeld der Einrichtung der Ganztagsschule zwischen den Ehranger und Biewerer Pfarreien einvernehmlich beschlossen", sagt Weber. Die Entscheidung sei nicht willkürlich, sondern entspreche dem Territorialprinzip. In der Tat obliegt die Entscheidung zur Zulassung dem Ortspfarrer. "Allerdings werden die Ehranger Schulkinder den Kommunionunterricht in der Biewerer Schule erhalten", wundert sich die Mutter, "es entsteht also kein Kontakt zu St. Peter." Die Ablehnung der Ehranger Schulkinder in der Biewerer Pfarrei tut Schulleiterin Gabriele Leonardy Leid. "Wir tun alles, um die Kinder zu integrieren und eine Schulgemeinschaft wachsen zu lassen", sagt sie. Ohne es zu wollen, sei nun der falsche Eindruck entstanden, dass die Biewerer die Ehranger nicht wollten. "Dabei sind sie uns doch sehr willkommen." Eine Ehranger Mutter hat jedenfalls radikale Konsequenzen aus dem Vorgang gezogen. Zwei Kinder werden umgeschult, zwei Kindergartenkinder ebenfalls in Biewer abgemeldet. "Zum Füllen von Kindergarten und Schulbänken sind sie gut genug, aber in der Pfarrei werden sie weggeschickt", ärgert sie sich. Und über noch etwas: Ausnahmen würden nämlich gemacht. Und zwar für Kinder, die sich bislang in der Biewerer Pfarrei engagiert hätten.

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