Ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge in Trier

Nachhaltig leben - für immer mehr Menschen wird das wichtig. Der Begriff nachhaltig kommt aus der Forstwirtschaft. Vereinfacht gesagt: Es wird nicht mehr Holz gefällt als nachwächst. Bei der 1992 in Rio verabschiedeten Agenda 21 wurde das Prinzip in die Umwelt- und Entwicklungspolitik übertragen. Wie kann die Menschheit die vorhandenen Ressourcen auf der Erde verantwortungsbewusst nutzen? Die Frage wird seitdem nicht nur in der großen Politik gestellt, sondern auch im Lokalen. In Trier vom gemeinnützigen Verein Lokale Agenda 21 (LA 21). In loser Reihenfolge erklären LA-21-Mitglieder in einem TV-Gastbeitrag, wie sich Nachhaltigkeit konkret in der Region Trier leben lässt. Heute: Christiane Lehnberg.

Weltweit sind Menschen gezwungen, ihr Leben durch Flucht vor Krieg und Katastrophen zu retten. Täglich hören wir von der verzweifelten Lage in Syrien oder den dramatischen Umweltschäden der Ölförderung im Nigerdelta, die der Bevölkerung die Existenzgrundlagen entziehen.
Nachhaltigkeit bedeutet im Rahmen der internationalen Verantwortung auf politischer und gesellschaftlicher Ebene die Bekämpfung von Fluchtursachen. Aber sie kann auch von uns konkret gelebt werden, durch die Integration der Flüchtlinge, hier, in der Region Trier.
Nur ein Bruchteil der Flüchtlinge schafft es nach Europa. Aufgrund der zentralen Lage ist es besonders schwierig, nach Deutschland zu gelangen: Ein Asylantrag muss im zuerst erreichten EU-Staat gestellt werden. Flüchtlinge müssen sonst dorthin zurück.
Im Jahr 2011 wurden bundesweit laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 45 741 Erstanträge auf Asyl gestellt (40 201 in 2012 bis September). Zum Vergleich: 1995 waren es 127 937 Anträge, in 2001 noch 88 287. Die Anzahl der Anträge ist also bis 2010 stetig gesunken.
Eine freie Wahl des Bundeslandes ist Flüchtlingen nicht möglich, sie werden nach einem vereinbarten Schlüssel verteilt. Laut Medien stehen zurzeit in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Trier 650 Plätze zur Verfügung.
Und nach der Antragsstellung? Drei Monate untätiges, zermürbendes Warten in der Erstaufnahmeeinrichtung vor der Verteilung in ganz Rheinland-Pfalz. Nebenbei müssen die Flüchtlinge den Verlust von Heimat, Familie und Freunden verkraften und Traumata bewältigen. Alltag und Termine beim Amt müssen ohne deutsche Sprachkenntnisse organisiert werden. Wovon einen Sprachkurs bezahlen, gilt doch ein Arbeitsverbot? Kostenlose Angebote sind selten. Der Besuch eines Sprachkurses ist erst nach erfolgter Anerkennung des Asylantrags oder der Aufenthaltserlaubnis vorgesehen.
Beratung und Sprachkurse erhalten Flüchtlinge in Trier zum Beispiel bei der ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge und beim Multikulturellen Zentrum. Unter anderem engagieren sich auch Frauennotruf, Terre des Femmes, Jugendhilfezentrum Don Bosco und Arbeitsgemeinschaft Frieden (AGF).
Ergänzend ist bürgerschaftliches Engagement gefragt: Ehrenamt bei den Trägern sozialer Angebote für Flüchtlinge ebenso wie gelebte Nachbarschaft mit Flüchtlingen. Integration kann nur gelingen, wenn gegebenenfalls kulturelle Differenzen überwunden werden, damit aus Fremdheit Annäherung und vielleicht Vertrautheit werden kann. Der Impuls hierzu sollte von uns, der Aufnahmegesellschaft kommen.
Christiane Lehnberg
Weitere Hinweise gibt es im Leitfaden der AGF "Was jeder tun kann", der im Internet unter dem Link www.agf-trier.de/sites/default/files/Wasjedertunkann_2012.pdf
Extra

Christiane Lehnberg ist Diplom-Sozialarbeiterin und ehrenamtliche Mitarbeiterin im Arbeitskreis Asyl der AG Frieden in Trier. Sie hat langjährige berufliche Erfahrung in der Flüchtlings-und Migrationsberatung. red

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