Ein Amt mit Wucht und Würden

Trier/Adenau · Gerade sechs Wochen ist Helmut Dieser im Amt. Im TV berichtet er über seine Erwartungen und Herausforderungen.

Trier/Adenau. "Das Bischofsamt kommt mit einer großen Wucht daher, man merkt, da steckt mehr dahinter als ein Verwaltungsposten, es ist das Amt der Apostel mit all seiner Würde." Fragt man Triers neuen Weihbischof Helmut Dieser zu seinen ersten Erfahrungen in diesem Amt, so merkt man, dass die letzten Wochen für den 49-Jährigen alles andere als alltäglich waren.
"Erschrocken" sei er zunächst, als ihm der Trierer Bischof Ackermann gesagt habe, dass er ihn als neuen Weihbischof haben wolle. "Jetzt wird alles anders", sei sein erster Gedanke gewesen. Dieser, der mit einer solchen Entscheidung des Bischofs nicht gerechnet hat, räumt aber auch ein, dass es ihn bewegt habe, welches "Riesenvertrauen" ihm der Bischof entgegengebracht habe. Schwierig sei es für ihn gewesen, dass er seine Gemeinde und ihm nahestehende Menschen nicht habe informieren dürfen - die Entscheidung blieb zunächst geheim. Nur ganz wenige Personen seien bis zur offiziellen Verkündung im Bischofshof am 24. Februar im Bilde gewesen. Er selbst habe lediglich einen sehr guten Freund ins Vertrauen gezogen.
Was dann passierte, erstaunt den neuen Weihbischof noch immer: "Das war eine richtige Woge der Herzlichkeit, die mir da entgegengeschlagen ist." Wo er auch hinkomme seither im Bistum, spüre er "eine Riesenfreude und echte Herzlichkeit". Diese Aufnahme seiner Ernennung zum Weihbischof habe ihm sehr geholfen, anfängliche Zweifel zu überwinden, ob er für das Amt überhaupt geeignet sei. "Wenn alle, denen man begegnet, der Meinung sind, das ist der Richtige\', dann gibt einem das schon auch das nötige Selbstvertrauen."
Hin und wieder, räumt Weihbischof Dieser ein, habe er Bedenken, ob er in den vergangenen Wochen und Monaten nicht zu viele Vorschusslorbeeren bekommen habe und ob er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen könne.
Sein neues Amt empfindet er als herausfordernd. Kirche werde heute oft nicht mehr als Teil der Gesellschaft, sondern als "Sonderwelt" wahrgenommen, kritisiert er, "das müssen wir dringend ändern". Doch von Resignation keine Spur bei Triers neuem Weihbischof. "Wenn ich an diesen Gott glaube, kann ich doch gar nicht anders, als voller Hoffnung sein", sagt er. Ein großes Problem, weiß der Weihbischof, der auch Predigtlehre unterrichtet, sei die Sprache der Verkündigung. "Wir müssen neu Sprache lernen und wieder mitbekommen, wie die Leute ticken", fordert er. "Heutig und zeitgemäß" müsse die Sprache der Verkündigung sein.
Bevor er als Weihbischof Pflöcke einschlagen kann, muss er sich nun aber erst einmal von seinen Gemeinden in Adenau, Dümpelfeld und Kaltenborn "ordentlich verabschieden". Denn auch wenn er im Kopf den Schritt nach Trier schon verstanden habe: "Das wird noch einmal richtig schlimm, wenn das Möbelauto kommt", gibt Weihbischof Dieser zu. Ein "sehr langes Ringen, ein richtiger Trauerprozess" sei der "Wahnsinnsabschied" als Pfarrer. Umso wichtiger sei es für ihn, dass er noch einmal in allen Kirchen mit den Gläubigen Messe gefeiert habe.
Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr für Abschied und Umzug. Bald wartet auf Dieser der Alltag eines Weihbischofs: Ab August beginnt die Visitation im Dekanat Hermeskeil-Waldrach. Dann wird er durch das Dekanat reisen, mit allen Priestern, Seelsorgern sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sprechen, kirchliche Einrichtungen besuchen und Gottesdienste in den Pfarreien feiern und dabei zahlreichen Jugendlichen die Firmung spenden. Trotz vieler Termine von früh bis spät, Weihbischof Dieser freut sich auf seine neuen Pflichten. Und verspricht augenzwinkernd: "Ich werde meine Besuche trotz der Wucht des Terminkalenders würdig gestalten." red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort