Ein Aufzug für die Schule: Muss das sein?

Schweich/Leiwen/Föhren · Was darf ein neuer Schulhof kosten? Braucht eine Grundschule einen Aufzug? Lohnt es sich, viel Geld in die Sanierung von Flachdächern zu stecken? Auf diese Fragen wusste der Verbandsgemeinderat Schweich keine Antwort - und beraumte eine neue Sitzung an.

Ein Aufzug für die Schule: Muss das sein?
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Schweich/Leiwen/Föhren. Architekt Rolf Schuh musste sich am Dienstagabend im Verbandsgemeinderat Schweich vorkommen wie bei einem Kreuzverhör. Auftragsgemäß hatte er den Räten die Pläne zur Neugestaltung des Schulhofs an der Grundschule Leiwen erläutert, da prasselten nicht endenwollende Rückfragen auf ihn ein. Diese drehten sich einerseits um den Zeitplan. Schließlich soll der neue Schulhof, der dem Neubau des Gemeindezentrums auf dem vorderen Bereich weichen und nach hinten Richtung Schantelbach verlegt werden soll, nach den Sommerferien fertig sein.
Auch der Ausbaustandard wurde mehrfach hinterfragt. Müssen die von Schuh kalkulierten Kosten von 378 000 Euro für den Schulhof, die Pausenhalle, die Spielgeräte und einen Aufzug wirklich sein, oder geht's nicht doch günstiger? Dabei sollte der Architekt auf Wunsch der Verwaltung in seinem Masterplan das Worst-Case-Szenario abbilden, also den schlimmsten, sprich teuersten anzunehmenden Fall. Streichen könne man ja immer noch, so war die Devise des Rates.
Insbesondere der 112 000 Euro teure Aufzug beschäftigte das Gremium. "Der ist für mich nicht nachvollziehbar, wenn wir einzelne Etagen barrierefrei gestalten, müsste es doch auch reichen", sagte Beigeordneter Erich Bales (CDU). Den Aufzug habe er auf Wunsch der Schulaufsichtsbehörde ADD aufgenommen, sagte Architekt Schuh. Die ADD verlange ein durchgängiges, barrierefreies Schulkonzept - Aufzug inbegriffen.
Falls ein solcher eingebaut werden soll, dann kann der Zeitpunkt - sofort oder später? - wichtig sein. Noch gibt es an der Grundschule Leiwen kein Kind, das auf einen Aufzug angewiesen wäre. Weil demnächst aber auf jeden Fall im Zuge der Schulsanierung vorbereitende Arbeiten für die Aufzugsanlage gemacht werden sollen (Kosten: 10 000 Euro), könnte ein späterer Einbau weniger als 100 000 Euro kosten. Und damit wäre die "Bagatellgrenze" des Landes unterschritten. Unter 100 000 Euro gibt es keine Fördergelder. Statt einer 60-prozentigen Förderung durch Mainz müsste die VG dann die ganzen Kosten alleine tragen.
Aufgrund vieler ungeklärter Fragen vertagte der Rat die zu treffenden Entscheidungen auf den 24. März. Dann sollen sich die Mitglieder des Bauausschusses und des Haupt- und Finanzausschusses die Lage vor Ort anschauen und die Ausschreibung der Arbeiten beschließen. Mit einem einstimmigen Beschluss ermächtigte der VG-Rat die Ausschüsse dazu. Dann soll auch über notwendige Flachdach-Sanierungen entschieden werden. Es geht um Dächer an der Grundschule Föhren (362 000 Euro), der Sporthalle Leiwen (195 000 Euro), am Freibad Leiwen (108 000 Euro) und an der Grundschule Klüsserath (56 000 Euro). Auf Wunsch des Rates soll das Planungsbüro Schuh + Weyer prüfen, ob in Föhren ein geneigtes Dach auf Dauer kostengünstiger als ein Flachdach ist.Meinung

Inklusion und die Folgen
Es gibt ein Kommunikationsproblem zwischen der Verbandsgemeinde Schweich als Schulträger und der ADD als Schulaufsichtsbehörde. Das ist - gelinde ausgedrückt - die Erkenntnis aus der jüngsten Ratssitzung. Offenbar kennt die VG nicht die Richtlinien der ADD für den barrierefreien Ausbau von Schulen, und offenbar hat die ADD auch wenig Interesse daran, diese transparent zu vermitteln. Und zwischen allen Stühlen sitzt der Planer, der Vorschriften von oben einhalten muss und von unten Prügel bezieht, weil alles so teuer wird. Natürlich muss der Schulträger bei der Ausstattung auch aufs Geld schauen. Hier wird schließlich Steuergeld verbaut. Doch auch ein Aufzug, den das Land größtenteils bezahlt, ist aus Steuergeld finanziert. Bevor hier für Leiwen mit Ja oder Nein entschieden wird, müsste doch mal grundsätzlich geklärt werden, was die Inklusion an welchen Schulen für bauliche Folgen hat. a.follmann@volksfreund.deExtra

Ein Aufzug für die Schule: Muss das sein?
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 Die Leiwener Schule bekommt ein „Blaues Klassenzimmer“. Das ökologische Bildungsprojekt am Schantelbach wird zu 90 Prozent vom Land gefördert.

Die Leiwener Schule bekommt ein „Blaues Klassenzimmer“. Das ökologische Bildungsprojekt am Schantelbach wird zu 90 Prozent vom Land gefördert.

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Mehrere Gemeinden in der Verbandsgemeinde Schweich möchten Solarparks errichten. Um den rechtlichen Rahmen dafür zu schaffen, muss die Verbandsgemeinde Schweich den Flächennutzungsplan "Solar" fortschreiben. Ursprünglich sollte der Planentwurf am Dienstagabend im VG-Rat Schweich behandelt werden, doch der Tagesordnungspunkt wurde auf die Mai-Sitzung vertagt. Begründung von Bürgermeisterin Christiane Horsch: In den betreffenden Ortsgemeinderäten gebe es noch Gesprächsbedarf. Hier geht es auch um das Tauziehen mit der Landwirtschaft, die keine wertvollen Ackerflächen opfern möchte. alf

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