Ein bedeutendes Stück Trier

Trier · Im Mittelpunkt einer Tagung der Stadtbibliothek stand die bewegte Geschichte der Trierer Reichsabtei St. Maximin. Anlass der Veranstaltung war die Präsentation der "Maximiner Riesenbibel". Sie kehrte für kurze Zeit in ihre alte Heimat zurück. Die kunstvoll verzierte Handschrift stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Mittlerweile in Privatbesitz befindlich, kann sie bis zum 30. August in der Schatzkammer besichtigt werden.

Trier. Den Eröffnungsvortrag zur Tagung hielt Professor Hans-Hubert Anton. Thema waren der spätantike Trierer Bischof Maximin und seine Verehrung im Mittelalter. Durch seine Unterstützung des nach Trier verbannten Kirchenvaters Athanasius erwies sich Maximin als Vater der Rechtgläubigkeit und Gegner der Irrlehre des Arianismus. Lothar Schwinden und Winfried Weber gingen in ihren Vorträgen auf die archäologischen Ausgrabungen und auf die Bedeutung der Abtei St. Maximin als Begräbnisstätte Trierer Bischöfe ein. Lange bevor im 6. Jahrhundert dort ein Benediktinerkloster gegründet wurde, diente der Bering als Friedhof. Bereits in der Spätantike kam es zur Errichtung überdachter Grabhäuser.
Der Beitrag von Hiltrud Merten führte ausgewählte Beispiele frühchristlicher Grabinschriften auf, während Nicole Reifarth sich mit den spätantiken Maximiner Elitegräbern beschäftigte. Hochmoderne Untersuchungsmethoden an organischen und textilen Überresten der Bestattungen erlauben Rückschlüsse auf die soziale Stellung der Bestatteten.
Einen Überblick über die historischen Bilddarstellungen der Abtei lieferte Bernhard Simon. Luftbilder aus jüngerer Zeit lassen erkennen, dass die moderne Verkehrsplanung den historischen Überresten der altehrwürdigen Abtei nicht immer die höchste Sensibilität entgegengebracht hat.
In seinem öffentlichen Festvortrag widmete sich Dr. Hans-Walter Stork der "Maximiner Riesenbibel". Das prachtvoll verzierte dreibändige Werk enthält nahezu die komplette Bibel. Die Handschrift diente zunächst der Erstellung eines sprachlich zuverlässigeren Bibeltextes. Darüber hinaus ist sie mit künstlerisch hochstehenden Miniaturen ausgestattet. Der dritte Band enthält einen Bericht über die Belagerung Triers durch den Reichsritter Franz von Sickingen (1481-1523).
Die mittelalterliche Bibliothek von St. Maximin mit ihren wertvollen Urkunden, Handschriften und Drucken beleuchteten Isabel Knoblich und Reiner Nolden. Michael Embach bewertete die Stellung der Abtei als Zentrum der Literatur des Mittelalters. Dabei rückte die Gestalt des um 970 verstorbenen irisch-keltischen Bischofs Israel in den Vordergrund. Einem guten Kenner St. Maximins aus dem 17. Jahrhundert, dem Luxemburger Jesuiten Alexander Wiltheim, wandte sich Jean-Claude Muller zu.
Professor Theo Kölzer thematisierte die Urkundenfälschungen des Maximiner Abtes Berengosus im frühen 12. Jahrhundert. Sie waren ein zeittypisches Phänomen und dienten der Sicherung von Besitztümern und Privilegien der Abtei.Abtei in doppelter Defensive


Auf die politische Stellung St. Maximins gegenüber der Stadt und dem Erzbistum Trier ging Bertram Resmini ein. Die Stadt sah in der Abtei einen Konkurrenten auf den Gebieten von Handel und Handwerk, der Erzbischof torpedierte den Anspruch Maximins auf den Status einer freien Reichsabtei. Hierdurch geriet die Abtei gleich in eine doppelte Defensive.
Den Abschluss der Tagung bildete ein Vortrag von Professor Gunther Franz über den Feldzug Franz von Sickingens gegen die Stadt Trier. Der Reichsritter strebte für sich selbst die Kurfürstenwürde an. Er ließ sich in den Obstgärten der Abtei St. Maximin nieder und bedrohte von dort aus die nahegelegene Stadt. Eine in der "Maximiner Riesenbibel" befindliche Chronik beschreibt die Kriegsereignisse und beklagt die mehrfache Zerstörung der Klostergebäude.
Die gut besuchte Tagung eröffnete einen umfassenden Blick auf die Bedeutung der Abtei St. Maximin von der Spätantike bis zur napoleonischen Säkularisation 1802. Sie soll durch einen eigenen Berichtsband dokumentiert werden. redExtra

Die Schatzkammer der Stadtbibliothek (Weberbach 25) sucht ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die stundenweise Kassen- und/oder Aufsichtsdienst übernehmen. Kontakt: Walburga Hillen-Horsch, Telefon 0651/718-1427, E-Mail: schatzkammer@trier.de

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