Ein Berg voller Lichter

Trier · Manche vertreiben lodernd, manche leicht schimmernd die Dunkelheit: Zum zweiten Mal hatten die Petrisberg GmbH und das Trierer Kulturbüro zum Lampion- und Feuerfest über den Dächern Triers eingeladen. Nur etwa halb so viele Besucher wie im Vorjahr schauten sich das Spektakel an.

Trier. Leuchtende Lampions und originelle Lichtskulpturen säumen die Wege. Eine glühende Miniatur-Porta-Nigra ist ein echter Hingucker. So wie auch Inessa Popova. Sie ist eine der Trierer Kommunikationsdesign-Studentinnen, die in Ganzkörperlampions über den Petrisberg wandeln. "Es sollte ursprünglich ein Kleid werden", erzählt die 22-Jährige. Aber dann habe sie dem Werk noch Hörner aufgesetzt. Auf dem gesamten Gelände schimmert, dreht und bewegt sich was: Eine überdimensionale Schnecke leuchtet in die Nacht, Drachen, Sterne, ein Krokodil blitzen in einem Hang auf, Lampions drehen sich zu den vibrierenden Trommelschlägen, bunte Stelzenläufer ragen über die Menschengruppe und auf dem Spielplatz blinkt ein lebensgroßes Kamel.
Etwa zur Halbzeit des Spektakels ist das Lottoforum Publikumsmagnet: Ein älterer Herr sichert sich mit spitzem Ellbogen seinen Platz, Sophie (13) und Alina (14), die begeistert von der "tollen Stimmung" sind, müssen sich recken und strecken, um einen kurzen Blick auf den Riesenball, in dem die Artistin der Gruppe aus Triers italienischer Partnerstadt, Ascoli Piceno, Kunststücke zeigt, zu erhaschen.
Musik auf Eimern



Auch dem Trierer Künstler Nick Waters schauen viele zu, als er sich zwischen den glimmenden Säulen bewegt. Im Goldfummel bedient er illuminierte Eimer, die als Klangkörper dienen.
Währenddessen macht sich David (9), Viertklässler der Keuneschule in Trier, mit seiner Klassenlehrerin Martina Blang, auf, um zwischen den Laternen sein funkelndes Tipi zu finden. Denn das Lichtermeer ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem Schulen, Horte, Lebenshilfe-Wohngruppen, Studenten aus Ascoli, Maastricht und Trier sowie 150 Trierer Bürger gearbeitet haben.
Allerdings stieß die Illuminale nicht nur auf positive Resonanz. Helene Pies aus Trier war enttäuscht. Sie habe mehr erwartet. Vor allem mehr Künstlerisches bei dem Eintrittspreis von sechs Euro für Erwachsene, sagte die 61-Jährige.
Die Veranstalter hatten im Gegensatz zum Vorjahr nun Eintritt erhoben. Der Grund: Sie haben keine Förderung vom Programm Kultursommer Rheinland-Pfalz erhalten, hatten aber auf der anderen Seite hohe Ausgaben für das Sicherheitskonzept (der TV berichtete).
Auch der Zuschauerstrom blieb hinter den Vorjahreszahlen zurück: Statt der 10 000 Besucher, die 2011 gezählt wurden, kamen in diesem Jahr nur 4600 Menschen zur Illuminale. Gegen 23 Uhr zog Oliver Kernbach vom Kulturbüro der Stadt dennoch ein durchweg positives Fazit: "Wir sind sehr zufrieden. Alles verlief bestens." Nach Mitternacht gingen die Lichter aus. Nur das Blau des Wasserturms, Straßenlaternen und der Halbmond am Himmel leuchteten weiter.

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